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Immer mehr Apotheken von Schließung bedroht
Kammer Westfalen-Lippe fordert Corona-Ausnahmeregelungen zu verstetigen
Eine aktuelle Hochrechnung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe zeigt, dass auch im Jahr 2020 mehr Apotheken schließen als eröffnen. Die Kammer geht dabei von mindestens 43 Schließungen aus, bei lediglich sieben Neueröffnungen. Damit sinkt die Zahl der Betriebe im Kammerbezirk von 1.868 auf 1.832.
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe beobachtet vermehrte Apothekenschließungen bereits seit 16 Jahren. Seither haben 420 Apotheken dauerhaft zugesperrt. Im Jahr 2020 sank die Zahl der Betriebe erneut – von 1.868 auf 1.832. Den 43 Schließungen im Kammergebiet standen dabei lediglich sieben Neueröffnungen gegenüber.
Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening sieht darin eine alarmierende Entwicklung. In der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, wie wichtig die schnelle, sichere und wohnortnahe Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln ist und wie sehr auf die Apotheken Verlass war, sagte Owerwiening. „Die hohe Wertschätzung für unsere Arbeit ist das eine. Auf dem anderen Blatt stehen aber leider eine inzwischen völlig überbordende Bürokratie und eine nicht auskömmliche Honorierung.“
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Die Kammer empfiehlt daher, die für die Corona-Pandemie geltenden Ausnahmeregelungen zu verstetigen. Auf Basis der SARS-CoV-Arzneimittelversorgungsverordnung können derzeit zum Beispiel Patienten bei Lieferengpässen von Rabattarzneimitteln ein vorrätiges, wirkstoffgleiches Alternativmedikament sofort bei Vorlage des Rezepts in der Apotheke bekommen. Zudem sollen die Kassen auch weiterhin die Mehrkosten tragen, falls aufgrund von Lieferengpässen ein Präparat abgegeben werden muss, dessen Kosten den Festbetrag übersteigen.
Zahl der Filialbetriebe steigt leicht
Unter den 1.832 Apotheken finden sich laut Kammer aktuell 473 Filialen. Das sind zwei Filialen mehr als zum Stichtag 31. Dezember 2019, wie die Zahlen der Hochrechnung zeigen. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Die Zahl der Inhaber:innen von Apotheken ist auf 1.359 gesunken; ein Rückgang um 38 Kolleg:innen. Diese mache auch deutlich, so die Kammer Westfalen-Lippe, dass die Gesamtzahl der Apotheken weiter sinke, während sich die Zahl der als Filiale betriebenen Apotheken in diesem Jahr leicht erhöht hat.
„Die Zahl der Selbstständigen in unserem Beruf ist damit auf das Niveau der Sechziger Jahre zurückgefallen“, erläutert Dr. Andreas Walter, Hauptgeschäftsführer der AKWL. Diese Negativtendenz würde nicht nur durch die schwierigen strukturellen Rahmenbedingungen, sondern auch durch den demografischen Wandel verstärkt: Denn fast 500 Inhaber:innen sind 60 Jahre alt oder älter. Jede:r zehnte Inhaber:in hat sogar schon das stolze Alter von 70 Jahren erreicht, betont Dr. Walter.
„Wenn wir es nicht schaffen, mehr junge Apotheker:innen für eine selbstständige Tätigkeit zu begeistern, wird es uns nicht gelingen, diesen Trend umzukehren“, befürchtet der AKWL-Hauptgeschäftsführer. „Das Berufsbild der Apotheker:innen und das Aufgabenspektrum sind hochattraktiv. Jetzt müssen wir gemeinsam daran arbeiten, dass es auch solide strukturelle und wirtschaftliche Rahmenbedingungen gibt.“
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