Dieser Artikel erschien in der
Deutschen Apotheker Zeitung – Ausgabe 1 / 20021, S. 25
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Keine „leichte“ Grippe
US-Studie: COVID-19 zeigt fast fünffach erhöhtes Sterberisiko gegenüber Influenza
„Es ist ja nur eine leichte Grippe!“ Dieser vor allem zu Beginn der Pandemie leichthin getätigte Ausspruch zur neuen Corona-Infektion muss in zweifacher Weise widersprochen werden. Eine echte Influenzavirus-Grippe ist nicht zwingend harmlos, und COVID-19 kann sich in seiner Symptomatik deutlich von einer saisonalen Grippe unterscheiden.
Influenza, die echte Grippe, betrifft jedes Jahr große Teile der Bevölkerung. Der Schweregrad einer Grippewelle ist insbesondere abhängig von den jeweils zirkulierenden Virustypen. Die Zahl der Todesfälle schwankt dementsprechend, in Deutschland geht man von mehreren hundert bis über 20.000 Todesfällen jährlich aus. Eine Verharmlosung allein dieser Erkrankung, ist vor diesem Hintergrund jedenfalls unangebracht. Mit zunehmendem Erkenntnisgewinn verdeutlicht sich zudem, dass COVID-19-Krankheitsverläufe sehr oft nicht einer „leichten Grippe“ ähneln.
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Die „Spanische Grippe“ und COVID-19 im Vergleich
Ein detaillierter Vergleich der klinischen Verläufe und des Mortalitätsrisikos von Influenza und COVID-19 wurde nun von US-amerikanischen Forschern im „British Medicinal Journal“ publiziert [1].
In einer Kohortenstudie wurden die Daten von 12.748 US-Veteranen mit einem positiven Influenzatest und einer anschließend notwendigen Hospitalisierung in der Zeit vom Januar 2017 bis Dezember 2019 mit entsprechenden Daten zu COVID-19-Erkrankungen bei 3.642 Veteranen im Zeitraum Februar bis Juni 2020 verglichen.
Fünffach erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zur saisonalen Influenza
In der Tat wurde für COVID-19 ein fast fünffach erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zur saisonalen Influenza festgestellt, zudem war die Länge des Krankenhausaufenthalts im Durchschnitt drei Tage länger, die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung und die Zahl intensivmedizinischer Behandlungen waren erhöht. Auffallend war zudem die Häufung extrapulmonaler Ereignisse, was verdeutlicht, dass COVID-19 eine Systemerkrankung ist (siehe Tabelle 1).
Tab. 1: Klinische Komplikationen, die unter COVID-19 (02/2020 – 06/2020) häufiger auftraten als unter einer Influenza-Erkrankung (01/2017 – 12/2019) [1].
COVID-19 versus Influenza Odds Ratio; (95 %-KI) | |
---|---|
akutes Nierenversagen | 1,52 (1,37 – 1,69) |
Dialyse erforderlich | 4,11 (3,13 – 5,40) |
Insulintherapie erforderlich | 1,86 (1,62 – 2,14) |
schwerer septischer Schock | 4,04 (3,38 – 4,83) |
Vasopressoren erforderlich | 3,95 (3,46 – 4,51) |
Lungenembolien | 1,50 (1,18 – 1,90) |
tiefe Venenthrombosen | 1,50 (1,20 – 1,88) |
Schlaganfall | 1,62 (1,17 – 2,24) |
akute Myokarditis | 7,82 (3,53 – 17,36) |
Arrhythmien und plötzlicher Herztod | 1,76 (1,40 – 2,20) |
erhöhtes Troponin | 1,75 (1,50 – 2,05) |
erhöhte Aspartataminotransferase | 3,16 (2,91 – 3,43) |
erhöhte Alaninaminotransferase | 2,65 (2,43 – 2,88) |
Rhabdomyolyse | 1,84 (1,54 – 2,18) |
Sterberisiko | 4,97 (4,42 – 5,58) |
mechanische Beatmung erforderlich | 4,01 (3,53 – 4,54) |
Intensivstation | 2,41 (2,25 – 2,59) |
Risikofaktor Nierenerkrankung
Die größten Unterschiede hinsichtlich der Mortalität manifestierten sich bei Menschen über 75 Jahren mit Nierenerkrankung oder Demenz, sowie bei dunkelhäutigen Menschen mit Fettsucht, Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus oder Übergewicht.
Literatur
[1] Xie Y et al. Comparative evaluation of clinical manifestations and risk of death in patients admitted to hospital with covid-19 and seasonal influenza: cohort study. BMJ 2020;371:m4677
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