Nach Bayerischem Vorbild

Wäre eine FFP2-Pflicht für alle hilfreich?

Stuttgart - 13.01.2021, 15:15 Uhr

Bei einer FFP2-Pflicht dürften Bartträger in Läden und öffentlichen Verkehrsmitteln eigentlich nicht zugelassen werden. (Foto: imago images / Addictive Stock)

Bei einer FFP2-Pflicht dürften Bartträger in Läden und öffentlichen Verkehrsmitteln eigentlich nicht zugelassen werden. (Foto: imago images / Addictive Stock)


Bayern führt eine Pflicht ein, in bestimmten Situationen eine FFP2-Maske zu tragen. Viele Experten finden das an sich gut, manche aber auch weniger. Vor allem: Das Tragen einer solchen Maske will gekonnt sein. Ein Experte meint, dass man sich generell von der Vorstellung freimachen müsse, dass es eine einzige Maßnahme gibt, die das Risiko einer Infektion auf null senkt.

Mehrere deutsche Experten halten die in Bayern beschlossene Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken grundsätzlich für sinnvoll. Andere aber auch nicht, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet. Das Kabinett in Bayern hatte am Dienstag beschlossen, dass Menschen im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel ab kommenden Montag sogenannte FFP2-Masken tragen müssen. Der gängige Mund-Nasen-Schutz – oftmals selbstgenäht – kann Experten zufolge nur andere Menschen bedingt schützen, FFP2-Masken schützen auch den Träger selbst.

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Die Maßnahme aus Bayern ist dem Virologen Jonas Schmidt-Chanasit zufolge sehr wahrscheinlich bisher einmalig auf der Welt. „Prinzipiell finde ich die Idee gut“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Es müssten aber zwingend Angebote damit verbunden sein: zum einen der kostenlose Zugang zu solchen medizinischen Masken, zum anderen Anleitungen zur richtigen Benutzung. „Ohne solche Angebote sehe ich das kritisch.“ Auch eine FFP2-Maske schütze nur, wenn sie korrekt angelegt und verwendet werde, betonte Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Sie müsse dicht abschließen, die Außenfläche dürfe auch beim Ablegen nicht berührt werden. Korrekt verwendet biete eine solche Maske anders als die einfachen Einweg- und Baumwollmasken viel Eigenschutz. „Ich kann mich selbst schützen und bin weniger darauf angewiesen, dass die Menschen in meiner Umgebung sich richtig verhalten.“

Spekulationen über (positive) Folgen

Kaum beurteilen lasse sich allerdings, wie viel weniger Infektionen es etwa in einem Bus geben würde, trügen die Menschen darin alle korrekt angelegte FFP2-Masken anstelle korrekt angelegter einfacher Einwegmasken, sagte Schmidt-Chanasit. „Das ist spekulativ, dazu gibt es keine Daten.“

Auch der Virologe Alexander Kekulé hält die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im öffentlichen Nahverkehr und Einzelhandel grundsätzlich für sinnvoll. „Natürlich ist eine FFP2-Maske deutlich sicherer als ein Mund-Nasen-Schutz, der oft auch nur sehr locker getragen wird.“

Umfrage

FFP2-Masken böten einen nachweislich besseren Eigenschutz als die einfache chirurgische Mund-Nasen-Bedeckung, erklärte Gérard Krause vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig. Zudem scheine die Bandbreite bei der Qualität einfacher Mund-Nasen-Bedeckungen sehr variabel zu sein – und die Art, diese zu tragen, oft nicht adäquat. „Bei FFP2-Masken scheinen diese beiden Schwierigkeiten nicht so ausgeprägt, sodass auch deswegen eine bessere Wirksamkeit zu erwarten ist.“ Auch Krause betonte dabei: „Eine ausreichende und gerechte Verfügbarkeit für jeden Menschen erscheint mir eine wesentliche Bedingung für diese Maßnahme.“ 



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3 Kommentare

FFP2-Maskenpflicht sinnvoll?

von Johannes-ApoTeamCO am 18.01.2021 um 17:04 Uhr

Lieber Herr Arsand,
viele Fragen stellen sich mir:
Wie beraten Sie Barträger, von denen es reichlich gibt?
Sollte Bayern, dann auch D etc. die Rasierpflicht einführen?
In bayerischen Kirchen sind FFP2-Masken nicht vorgeschrieben. Warum?
FFP2-Masken werden sehr, sehr oft nicht richtig angelegt und getragen. Wie wollen Sie das kontrollieren.
Wie sehen Sie die Arbeitsschutzrechtlinien in Bezug auf Ihrer Anmerkung "11h sind kein Problem"?
Alles in allem, da das Tragen von FFP2-Masken in der breiten Öffentlichkeit noch nie grundlegend erforscht wurde und die Verordnung nicht kontrollierbar ist (was Bärte, richtiger Sitz u.a. betrifft), lehne ich diese Einführung ab und hoffe nur, dass das restliche D verschont bleibt.
Vor allem auch vor riesigen unnötigen Müllmengen. Aber der Focus geht ja bedauerlicherweise nur noch auf SARS-CoV-2 - politischer Aktionismus um Fehler des Sommers/Herbst zu kaschieren.

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AW: FFP2-Maskenpflicht sinnvoll

von Maxi haase am 19.01.2021 um 20:39 Uhr

Finde es sehr bedauerlich,dass nirgends was zu finden ist in Bezug auf Maskenbefreiung.immer ist nur zu Lesen,Masken sind kein Problem und wenn dann sollte man zu Hause bleiben.damit macht man es sich zu einfach, Monate ohne soziale Kontakte treibt man die Menschen in den Suizid

FFP2-Maskenpflicht - so sinnvoll und längst überfällig!

von Raik Arsand am 13.01.2021 um 19:48 Uhr

Die hier vorgetragene Diskussion über das Thema ist einfach nicht mehr zu verstehen/ ertragen:
Eine falsch getragene FFP2-Maske wird keinesfalls schlechter wirken als eine (oft auch nur als Mund- oder Kinnschutz getragene) einfache MNS-Maske. Sie bietet aber die Chance auf besseren Schutz für sich und andere. Diese Chance nicht zu nutzen, verbieten die aktuellen Zahlen klar und sollten zu sofortiger, bundesweiter Umsetzung verleiten.
Noch viel wichtiger ist aber, dass die Maskenpflicht für ALLE gilt:
In der aktuellen, dramatischen zweiten Welle der Pandemie empfinde ich es als unerträglich, wenn Verkaufspersonal – erst recht in Hochrisikogebieten - nicht eindeutig zum Tragen von (idealerweise FFP2-) Masken verpflichtet ist und sich oft höchstens hinter „Alibi-Plexiglasscheiben“ aufhalten darf oder wie oft erlebt ohne jegliche Maske sich im Laden frei bewegend auffüllen darf.
Vor allem in Bereichen wie Bäckerei, Fleischerei oder Imbiss ist es geradezu dilettantisch, wenn ohne jeglichen Schutz das Verkaufspersonal das z.T. intensive Verkaufsgespräch über offenen, zum sofortigen Verzehr gedachten Lebensmitteln führt oder das Kassenpersonal noch mal alle Artikel „beatmen“ kann…
Aus eigenem Berufsalltag kann auch ich mich als Brillenträger nicht wirklich für Masken begeistern – dennoch kann man 11 Stunden Arbeit auch mit FFP2-Maske überleben und im Sinne der Eindämmung ertragen.
Erstaunlicher Weise kommen jetzt auch Kunden, die bei der ersten Welle noch auf Maskenbefreiung mittels Attests gesetzt haben, nun mit FFP2-Maske in die Apotheke…
Und zum Thema Kostensituation:
Gute FFP2-Masken für 2€ zu bekommen, ist aktuell leicht möglich!
ALSO:
Nicht palavern, sondern handeln!

Um in dem Bild von Ministerpräsident Ramelow zu bleiben:
Wenn die Hütte brennt, sollte man nicht zu lange über das Löschmittel diskutieren.

Und zu leidigen Themen wie Maskenfarbe oder Impfstofftyp:
Als Schiffbrüchiger sollte man nicht über die Farbe des Schlauchboots meckern…

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