Besser als Paracetamol?

Orales Ibuprofen bei Kleinkindern

26.01.2021, 07:00 Uhr

In Studien senkte Ibuprofen die Schmerzen 4 bis 24 Stunden nach der Einnahme stärker als Paracetamol. (Foto: cherryandbees / stock.adobe.com)

In Studien senkte Ibuprofen die Schmerzen 4 bis 24 Stunden nach der Einnahme stärker als Paracetamol. (Foto: cherryandbees / stock.adobe.com)


Seit dem 1. November 2020 sind flüssige Ibuprofen-Zubereitungen für Kinder ab drei Monaten rezeptfrei verfügbar. Zuvor waren für diese Altersgruppe nur orale Paracetamol-Formulierungen und Ibuprofen-Zäpfchen ohne Rezept erhältlich. Eine neue Metaanalyse hat die Sicherheit und Effektivität von oralem Ibuprofen und Paracetamol bei Kleinkindern verglichen. 

Der Sachverständigen-Ausschuss für Verschreibungspflicht hatte bereits im Juli 2019 über die Verschreibungspflicht von Ibuprofen zur oralen Anwendung bei Kindern ab drei Monaten diskutiert. Die Experten sprachen sich für die Entlassung aus der Verschreibungspflicht aus, unter anderem, weil sie kein höheres Risiko gegenüber der Anwendung von Paracet­amol sahen. Eine neue Metaanalyse hat die Wirksamkeit und Sicherheit von Ibuprofen und Paracetamol bei Kindern unter zwei Jahren jetzt genauer untersucht.

Das neuseeländische Forscherteam analysierte die Ergebnisse aus 19 Studien mit insgesamt über 240.000 Teilnehmer:innen. Das Augenmerk lag vor allem auf der Fiebersenkung durch Paracetamol und Ibuprofen innerhalb der ersten vier Stunden nach Einnahme. Ibuprofen zeigte dabei eine bessere Wirksamkeit als Paracetamol. Bei der Betrachtung des Zeitraums zwischen 4 und 24 Stunden nach der Gabe war Ibuprofen ebenfalls überlegen. Kinder waren vier Stunden und 4 bis 24 Stunden nach der Ibuprofengabe mit höherer Wahrscheinlichkeit fieberlos. Im weiteren Verlauf (ein bis drei Tage und über drei Tage) waren keine Unterschiede mehr zu sehen. Zudem reduzierte Ibuprofen die Schmerzen 4 bis 24 Stunden nach der Einnahme stärker als Paracetamol. In allen Studien traten keine oder nur wenige unerwünschte Arzneimittelwirkungen auf. Die Nebenwirkungs­raten waren dabei ähnlich für Paracet­amol und Ibuprofen. Insbesondere waren die Wahrscheinlichkeiten für Nierenschäden, Leberschäden und Asthma vergleichbar. 

Auch die Häufigkeit von gastrointestinalen Blutungen und Weichteilinfektionen war in beiden Gruppen vergleichbar. Die Datenlage bei Kindern unter sechs Monaten war unzureichend, da nur zwei der betrachteten Studien diese Gruppe einschlossen. 

Dieser Artikel erschien in der DAZ
Ausgabe 3 / 2021, Seite 42

Ibuprofen und Paracetamol werden allerdings beide zur Schließung eines persistenten Ductus arteriosus bei Frühgeborenen eingesetzt und zeigen dort ein vergleich­bares Sicherheitsprofil. Die Analyse bietet Hinweise auf eine bessere kurzfristige Wirksamkeit von Ibuprofen bei Fieber und Schmerzen bei Kindern unter zwei Jahren. Für die Schmerzreduktion in den ersten vier Stunden standen leider keine Daten zur Verfügung. Hier sind weitere Studien notwendig. Für die häufig diskutierten Sicherheitsbedenken gegenüber Ibuprofen wegen eines höheren Risikos für Nierenschäden, insbesondere in Verbindung mit Flüssigkeitsmangel, wurden keine Anhaltspunkte gefunden.

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Literatur

Tan E., Comparison of Acetaminophen (Paracetamol) With Ibuprofen for Treatment of Fever or Pain in Children Younger Than 2 Years, JAMA Netw Open 2020, doi:10.1001/jamanetworkopen.2020.22398

Verschreibungspflicht. Kurzprotokoll der 81. Sitzung des Sachverständigen-Ausschusses für Verschreibungspflicht nach § 53 Absatz 2 AMG vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), 27. Juni 2019

Verordnung zur Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung, der Apothekenbetriebsordnung und der Verordnung über apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel, Bundesgesetzblatt vom 21. Oktober 2020


Sarah Rafehi, Apothekerin
redaktion@daz.online


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