Barmer-Branchenvergleich

Beschäftigte in Sozialberufen erkranken besonders häufig an COVID-19

Dillingen/Stuttgart - 17.02.2021, 07:00 Uhr

Beschäftigte in der Altenpflege erkranken im Vergleich zu anderen Berufsgruppen besonders häufig an COVID-19, wie ein aktueller Branchenvergleich der Krankenkasse Barmer zeigt. (Foto: IMAGO / Hans Lucas)

Beschäftigte in der Altenpflege erkranken im Vergleich zu anderen Berufsgruppen besonders häufig an COVID-19, wie ein aktueller Branchenvergleich der Krankenkasse Barmer zeigt. (Foto: IMAGO / Hans Lucas)


Nicht jeder trägt im Job ein so hohes Risiko an COVID-19 zu erkranken, wie Beschäftigte in Sozialberufen. Besonders betroffen sind Altenpfleger:innen. Dies geht aus einer aktuellen Branchenauswertung der Barmer hervor. Dabei wurden die 20 Berufsgruppen mit den meisten COVID-19-Erkrankten ermittelt. Umso dringender wird deshalb den betroffenen Berufsangehörigen eine Impfung empfohlen, sofern denn Impfstoff verfügbar ist.

Wie kaum sonst in einem Bereich kommen sich Menschen so nahe, wie in Krankenhäusern, Senior:innen- und Pflegeeinrichtungen. Naheliegend, dass neben den Patient:innen auch das Personal dem hohen Risiko einer COVID-19-Erkrankung aussetzt ist. Dass besonders viele Beschäftigte in der Altenpflege an COVID-19 erkranken, bestätigt ein aktueller Branchenvergleich, den die Krankenkasse Barmer am vergangenen Montag veröffentlichte. Dabei wurden die 20 Berufsgruppen mit den anteilig meisten COVID-19-Erkrankten ermittelt.

Von den untersuchten Berufsgruppen waren laut Barmer im vierten Quartal des vergangenen Jahres von 1.000 Barmer-Versicherten 7,6 Erwerbstätige in der Altenpflege wegen einer COVID-19-Erkrankung krankgeschrieben. Es folgen Beschäftigte in Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe sowie Erwerbstätige in Erziehung, Sozialarbeit und Heilerziehungspflege mit jeweils 7,3 je 1.000 Versicherten.

Der Branchenvergleich zeigt, dass Corona vor allem in Sozialberufen grassiert. „Deshalb ist es auch dringend erforderlich, dass sich die Beschäftigten konsequent impfen lassen, sobald sie an der Reihe sind und der Impfstoff verfügbar ist“, sagt Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer.

(Grafik: Barmer)

Weniger Betroffene in Arztpraxen

Das Risiko für das Personal, an COVID-19 zu erkranken, scheint zumindest in Arztpraxen vergleichsweise geringer zu sein. Denn im gleichen Zeitraum waren 5,5 Beschäftigte in Arztpraxen je 1.000 Barmer-Versicherte wegen COVID-19 krankgeschrieben gewesen. Naturgemäß seien die COVID-19-Fallzahlen dagegen in den Branchen deutlich geringer, in denen der direkte Kontakt mit anderen Personen nicht immer notwendig ist. Hier variierten die Zahlen der wegen COVID-19 Krankgeschriebenen von jeweils 4,0 je 1.000 in den Branchen Metallverarbeitung und Verwaltung bis hin zu 2,5 je 1.000 Versicherten aus dem Bereich Werbung und Marketing. 

„Die Corona-Fälle sind in den Berufsbranchen geringer, in denen sich die Abstands- und Hygieneregeln tendenziell leichter einhalten lassen oder verstärkt Homeoffice möglich ist. Diese Maßnahmen sollten auch weiterhin bestmöglich umgesetzt werden“, empfiehlt Straub.

Große Unterschiede bei der Krankheitsdauer

Massive Unterschiede zeigten sich im Branchenvergleich auch bei der Dauer der Krankschreibungen. So seien im vierten Quartal des vergangenen Jahres an Corona erkrankte Fahrzeugführer im Schnitt 17,8 Tage arbeitsunfähig gewesen. Bei Beschäftigten in Gesundheits- und Krankenpflege, Rettungsdienst und Geburtshilfe seien es 15,0 Tage gewesen sowie in der Altenpflege 14,9 Tage. Die geringsten Fehlzeiten wiesen an COVID-19 erkrankte Beschäftigte in Werbung und Marketing mit 12,7 Tagen auf sowie in Arztpraxen mit 12,1 Tagen. 

„Die Beschäftigten sind tendenziell in den Branchen länger wegen COVID-19 krankgeschrieben, in denen Homeoffice kaum oder gar nicht möglich ist“, sagt Straub. Bemerkenswert gering sei die durchschnittliche Krankheitsdauer in Arztpraxen, aber auch in den Pflegeberufen. Eine mögliche Ursache könne darin liegen, dass sie im Kampf gegen das Coronavirus an vorderster Front stünden und die verbliebenen Kolleg:innen schnellstmöglich wieder unterstützen wollten.


Robert Hoffmann, Redakteur DAZ.online
redaktion@daz.online


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