Wohnzimmertests in Österreich

Am Wochenende wird umgepackt

Traunstein - 26.02.2021, 14:00 Uhr

PoC-Schnelltests werden in Österreich schon breiter eingesetzt. Ab kommender Woche verteilen die Apotheken zudem kostenlose Laientests im 5er-Pack. (IMAGO / photonews.at)

PoC-Schnelltests werden in Österreich schon breiter eingesetzt. Ab kommender Woche verteilen die Apotheken zudem kostenlose Laientests im 5er-Pack. (IMAGO / photonews.at)


Während Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zwar angekündigt hatte, dass es bald vergünstigte Laientests für alle geben solle, aber bislang nichts Konkretes dazu vorgelegt hat, werden in Österreich ab kommenden Montag Nägel mit Köpfen gemacht: Jedermann bekommt monatlich fünf kostenlose „Wohnzimmertests“, deren Verteilung die Apotheken übernehmen. Am Wochenende sollen dafür 3 Millionen Tests in 5er-Packungen ausgeeinzelt werden.

In Österreich setzt man – neben der auch dort eher stockenden Impfkampagne – auf konsequentes Testen, um wieder zu mehr Normalität in der Corona-Pandemie zu kommen. Die Apotheken werden dabei auf zweierlei Weise einbezogen: Zum einen bieten sie seit knapp drei Wochen kostenlose Schnelltests an, zum anderen verteilen sie ab kommenden Montag kostenlose Selbsttests an Laien. Dann hat jedermann, der vor 2006 geboren ist, Anspruch auf monatlich fünf sogenannte Wohnzimmertests.   

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Die Apotheken erhalten die Testkits laut Auskunft der Österreichischen Apothekerkammer in größeren Gebinden aus Beständen des Bundes, ausgeliefert wird über den pharmazeutischen Großhandel. Daraus werden dann Packungen zu jeweils fünf Stück ausgeeinzelt und eine Gebrauchsanweisung dazugepackt.

In der ersten Woche werden 600.000 Menschen versorgt

Am kommenden Montag werden allerdings nicht alle Berechtigen gleich ihre fünf Tests bekommen. Das kündigte die Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr in einer Pressemeldung des österreichischen Gesundheitsministeriums an: „Für die erste Woche sollen bis zum Wochenende insgesamt 3 Millionen Einzeltests an uns geliefert werden. Wir müssen die angelieferten Tests in den Apotheken am Samstag und Sonntag als 5er-Testpakete mit erklärendem Informationsmaterial vorbereiten, um diese an die Menschen weitergeben zu können.“ Zeitlich und organisatorisch werde das sehr herausfordernd sein. Im Optimalfall rechnet Mursch-Edlmayer damit, in der ersten Woche 600.000 Menschen mit Selbsttests versorgen können. Dazu muss man wissen, dass Österreich knapp 9 Millionen Einwohner hat, wobei Kinder und Jugendliche über die Schulen Zugang zu Tests haben.

Ab 15. März soll das Angebot flächendeckend sein

Mursch-Edelmayr betont weiter, dass die Abgabe von Gratis-Wohnzimmertests durch die Apotheken ein langfristig angelegtes Projekt sei: „Die Apotheken werden laufend mit neuen Tests beliefert. Jede Bürgerin und jeder Bürger kann davon ausgehen, ihr oder sein Testkit zu bekommen – nach und nach.“ Allzu lange dauern soll das nicht: Spätestens ab dem 15. März werde das Angebot flächendeckend in ganz Österreich verfügbar sein, kündigte das Gesundheitsministerium in seiner Pressemeldung an.

Bei der Organisation der Abgabe der Selbstests zahlt es sich aus, dass das österreichische Apothekenwesen in Sachen Digitalisierung gut aufgestellt ist. So steckt der Kunde bei der Abholung seine E-Card in den Kartenleser, der in jeder österreichischen Apotheke vorhanden ist, oder gibt seine Sozialversicherungsnummer an. Die Abgabe wird dann in der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) gespeichert und damit sichergestellt, dass nicht mehr als fünf Tests pro Person und Monat geholt werden. Für die Abwicklung erhalten die Apotheken ein pauschales Honorar in Höhe von jeweils zehn Euro pro abgegebener Packung mit fünf Stück. Verrechnet wird das Honorar über die pharmazeutische Gehaltskasse, die dann die Abgabe der Tests mit den Krankenversicherungen abrechnet.


Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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2 Kommentare

Antwort auf eine nicht gestellte Frage

von Wolfram Heinz am 26.02.2021 um 21:46 Uhr

Welches Problem sollen diese "Wohnzimmertests" lösen? Als Nachweis nicht vorhandener Infektion wird er nicht taugen,dazu müsste der Test an Ort und Stelle unter Zeugen durchgeführt werden. Sollte ich mich anstecken, weil die Politik nicht in der verdammten Lage ist, in der Breite zu impfen, werde ich mit Sicherheit merken, dass es keine Erkältung ist. Mein Schwiegervater ist an Corona gestorben!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Antwort auf eine nicht gestellte Frage

von Christiane Pflug am 27.02.2021 um 8:51 Uhr

Noch einmal für alle, die diese Tests doof finden:
es geht darum, symptomlose Superspreader herauszufiltern, die sonst NIEMALS entdeckt würden und munter weiter arbeiten gehen, in ihrem Haushalt Freunde empfangen etc. - ganz ahnungslos...Das muss im Interesse aller sein. Und ich glaube fest daran, dass 99% der Menschen, die im Wohnzimmer bei sich eine Infektion feststellen, auch verantwortungsvoll damit umgehen - denn niemand möchte doch an der Erkrankung eines Mitmenschen schuld sein!!!
NATÜRLICH ist das nicht die alleinige Lösung - aber erst einmal ein wichtiger Baustein!
Also bitte nicht madig machen!

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