Lieferschwierigkeiten bei Hypurin beendet

Tierisches Insulin wieder in Deutschland verfügbar

Frankfurt am Main - 01.03.2021, 07:00 Uhr

Hypurin brauchen Diabetiker:innen, die auf gentechnisches Humaninsulin oder Insulinanaloga allergisch reagieren oder sonst nicht vertragen. (Foto: Wockhardt)

Hypurin brauchen Diabetiker:innen, die auf gentechnisches Humaninsulin oder Insulinanaloga allergisch reagieren oder sonst nicht vertragen. (Foto: Wockhardt)


Erleichterung für hunderte Diabetes-Typ-1-Patient:innen. Nach wochenlangem Exportstopp aus Großbritannien ist das tierische Insulin Hypurin nun wieder in Deutschland erhältlich. Es ist die einzige Alternative für Diabetiker:innen, die gentechnisches Humaninsulin oder Insulinanaloga nicht vertragen oder mit Allergien reagieren.

Rund 500 Patient:innen waren in Deutschland wegen Lieferengpässen längere Zeit beunruhigt. Seit dem Jahr 2005 wird tierisches Insulin nicht mehr in Deutschland produziert. Die Patient:innen, die das lebenswichtige Arzneimittel Hypurin benötigen, sind seit jeher auf einen reibungslosen Import aus Großbritannien angewiesen. Das Schweineinsulin, das von der britischen Firma Wockardt Ltd. produziert wird, ist die einzige Alternative für Patient:innen, die gentechnisches Humaninsulin oder Insulinanaloga nicht vertragen oder mit Allergien reagieren. Nach Lieferschwierigkeiten letzten Jahres wurden die Sorgen der Patient:innen größer. Viele hatten sich einen Vorrat angelegt, aber auch diese Reserven wurden immer kleiner. 

Exportstopp für Hypurin aufgehoben

Ein gänzlicher Mangel an tierischem Insulin hätte dramatische Folgen. Dr. med. Jens Kröger, Diabetologe aus Hamburg und Vorstandsvorsitzender von „diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe“, erklärt: „Wir sind froh, dass unsere wiederholten Gespräche mit dem Bundesgesundheitsministerium dazu geführt haben, dass der Druck auf das britische Gesundheitsministerium nochmal erhöht und der Exportstopp nun endlich aufgehoben wurde.“ Mithilfe einer Ausnahmegenehmigung wurde Hypurin vom britischen Exportverbot bereits im Januar 2021 ausgenommen.

Brexit und Corona

Nach langen Verhandlungen ist Großbritannien Ende Januar 2021 aus der EU endgültig ausgeschieden. Besonders die durch den Brexit entstandenen bürokratischen Formalitäten und Kontrollen sorgten für einen komplizierteren Arzneimittelhandel. Und das, obwohl ein Partnerschaftsabkommen zwischen Großbritannien und der EU beschlossen wurde. Dieses Abkommen sollte laut dem BMG eine ununterbrochene Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln, Impfstoffen und Medizinprodukten sicherstellen. Aber auch die Corona-Pandemie und die dadurch verstärkten Grenzkontrollen erhöhten die Sorgen, dass Lieferungen mit Arzneimitteln, sowohl nach Großbritannien als auch nach Deutschland, sich verzögern könnten.

50 Schweine pro Jahr für einen Typ-1-Diabetiker

Tierische Insuline sind in der heutigen Diabetestherapie nicht mehr populär, denn sie weisen ein erhöhtes Allergiepotenzial auf. Dies liegt an der veränderten Aminosäuresequenz. Die Folge könnten Antikörperreaktionen sein, die das Insulin in ihrer Wirkung abschwächen. Zudem werden ungefähr 50 Schweine benötigt, um den Insulinbedarf eines Typ-1-Diabetikers fürs ganze Jahr sicherzustellen.


Regina Huwa, Apothekerin
redaktion@daz.online


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