Studie

Lässt der Pollenflug die Corona-Infektionen steigen?

Stuttgart - 09.03.2021, 13:15 Uhr

Fliegen Pollen, könnte die Körperabwehr nur abgeschwächt auf Viren reagieren und so SARS-CoV-2-Infektionen begünstigen. (Foto: Jürgen Kottmann / stocj.adobe.com)

Fliegen Pollen, könnte die Körperabwehr nur abgeschwächt auf Viren reagieren und so SARS-CoV-2-Infektionen begünstigen. (Foto: Jürgen Kottmann / stocj.adobe.com)


Mit steigendem Pollenflug könnte sich das Infektionsrisiko für SARS-CoV-2erhöhen. Eine mögliche Erklärung könnte sein: Wenn Pollen fliegen, reagiert das Immunsystem in abgeschwächter Form auf die Viren.

Starker Pollenflug kann einer Studie zufolge das Corona-Risiko erhöhen. Gebe es viele Pollen in der Außenluft, stiegen die Infektionszahlen, berichtet ein internationales Team unter Leitung von Forschern der Technischen Universität München (TUM) und des Helmholtz Zentrums München im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS).

Weniger antivirale Interferone

An Orten ohne Lockdown-Regelungen stieg die Infektionsrate im Schnitt um vier Prozent, wenn sich die Anzahl der Pollen in der Luft um 100 pro Kubikmeter erhöhte. In manchen deutschen Städten seien im Untersuchungszeitraum zeitweise pro Tag bis zu 500 Pollen auf einen Kubikmeter gekommen – dabei stiegen die Infektionsraten um mehr als 20 Prozent.

Die Erklärung für die Beobachtung laut Forschern: Wenn Pollen fliegen, reagiert die Körperabwehr in abgeschwächter Form auf Viren der Atemwege. Der Körper produziere dann unter anderem weniger sogenannter antiviralen Interferone.

Die täglichen Infektionsraten korrelierten mit der Pollenzahl in Ländern mit und ohne Lockdown. Galten in den untersuchten Gebieten Lockdown-Regeln, halbierte sich die Zahl der Infektionen im Schnitt bei vergleichbarer Pollenkonzentration in der Luft.

Was sollten Betroffene tun?

„Man kann nicht vermeiden, luftgetragenen Pollen ausgesetzt zu sein“, sagt Stefanie Gilles, eine Erstautorin der Studie. „Personen, die zu Hochrisikogruppen gehören, sollten deshalb darüber informiert sein, dass erhöhte Pollenkonzentrationen in der Luft anfälliger gegenüber viralen Infekten der Atemwege machen.“ 

Letztautorin Claudia Traidl-Hoffmann, Professorin für Umweltmedizin, rät, in den nächsten Monaten die Pollenflugvorhersagen zu Rate zu ziehen. Sie sagt: „Staubfiltermasken zu tragen, wenn die Pollenkonzentration hoch ist, kann das Virus und den Pollen gleichermaßen von den Atemwegen fernhalten.“

Die Autor:innen hatten Daten zu Pollenbelastung und SARS-CoV-2-Infektionsraten aus 130 Regionen in 31 Ländern auf fünf Kontinenten analysiert. Sie berücksichtigten auch demografische Faktoren und Umweltbedingungen, darunter Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Bevölkerungsdichte und die Ausprägung des Lockdowns.


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