Weniger Kuscheln wegen Corona

WHO sieht Frühchen in Gefahr

Berlin - 17.03.2021, 07:00 Uhr

Die WHO spricht sich gegen eine räumliche Trennung von Corona-infizierten Müttern und ihren Neugeborenen aus. (Foto: IMAGO / Jochen Tack)

Die WHO spricht sich gegen eine räumliche Trennung von Corona-infizierten Müttern und ihren Neugeborenen aus. (Foto: IMAGO / Jochen Tack)


Während der Corona-Pandemie ist Kontaktvermeidung angesagt. In vielen Ländern wird auch die Nähe zwischen Frühgeborenen beziehungsweise Neugeborenen mit geringem Geburtsgewicht und ihren Eltern eingeschränkt, wenn diese möglicherweise mit SARS-CoV-2 infiziert sein könnten. Die Weltgesundheitsorganisation sieht das kritisch.

Strenge Corona-Regeln in Geburtenstationen können fatale Folgen für Frühgeborene haben. Wegen der Pandemie werde in vielen Ländern der lebenswichtige Körperkontakt zwischen Eltern und ihren Babys eingeschränkt, warnt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. Der medizinische Nutzen des Kuschelns sei weit höher als die Ansteckungsgefahr, argumentiert die UN-Behörde in einem am Dienstag veröffentlichten Forschungsbericht. 

Für Frühchen und Neugeborenen mit geringem Gewicht wird normalerweise die Känguru-Methode empfohlen, bei der das Kind möglichst viele Stunden am Tag auf den nackten Oberkörper der Mutter oder des Vaters gelegt wird. Zusätzlich sollen die Kinder Muttermilch bekommen. Nach Angaben der WHO kann das Sterberisiko dieser Babys so um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Eine Modellrechnung unter der Führung der WHO kam zum Schluss, dass das Sterberisiko durch das Aussetzen dieser Maßnahmen mindestens 65-mal höher ist als das Risiko, dass sich Kinder durch den Kontakt eine tödliche Corona-Infektion zuziehen. 

Dass die Pandemie zu Restriktionen geführt hat, zeigt eine internationale Umfrage unter Krankenschwestern und Medizinern, bei der zwei Drittel von 1.120 Befragten angab, dass sie bei positivem Corona-Test oder ungeklärtem Status Mütter nach der Geburt von ihren Babys trennen würden. 

Deutsche Fachgesellschaften für Geburtsmedizin sprechen sich wie die WHO gegen eine räumliche Trennung von infizierten Müttern und Neugeborenen aus. WHO-Expertin Ornella Lincetto sagte allerdings bei einer Pressekonferenz, dass Vätern in Deutschland in der Pandemie nun nicht mehr so viel Zeit für Känguru-Kontakt erlaubt werde. Das Kuscheln erhöhe nicht nur die Überlebenschancen der Frühchen, es reduziere auch den Corona-Stress der Eltern, betonte sie.


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