Die dritte Welle rollt

Lauterbach: „Wir müssen zurück in den Lockdown“

Berlin - 19.03.2021, 13:45 Uhr

Zustimmung äußerte Lauterbach zur Entscheidung der EMA bezüglich des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca. (Foto: IMAGO / photothek)

Zustimmung äußerte Lauterbach zur Entscheidung der EMA bezüglich des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca. (Foto: IMAGO / photothek)


Ostern könnte das neue Weihnachten werden – zumindest was die COVID-19-Inzidenz betrifft, warnt der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er fordert, verstärkt auf Erstimpfungen zu setzen, um Krankenhauseinweisungen zu verhindern. An einem neuen Lockdown führt zudem aus seiner Sicht kein Weg vorbei. Zustimmung äußerte er zur Entscheidung der EMA bezüglich des Corona-Impfstoffs von AstraZeneca.

Karl Lauterbach ist ein gefragter Mann. Der SPD-Gesundheitsexperte ist von Haus aus Epidemiologe und tingelt derzeit von einer Talkshow zur nächsten. Heute stand er Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zur Seite, der sich in Berlin den Fragen der Journalisten zur Impfung mit der COVID-19-Vakzine von AstraZeneca stellte.

Bei dem Termin zeichnete Lauterbach ein eher düsteres Bild der kommenden Wochen. Die COVID-19-Inzidenz steige wieder exponentiell, sagte er. Und dies sei maximal zu einem Drittel durch die steigende Anzahl der durchgeführten Tests auf SARS-CoV-2 erklärbar. „Die dritte Welle hat bereits begonnen“, betonte der Bundestagsabgeordnete. Sorge bereitet ihm aktuell die britische Virusvariante, die als rund 50 Prozent ansteckender gilt als der Wildtyp. Der R-Wert der Mutante beträgt Lauterbach zufolge ungefähr 1,3. Schon bald werde sie den Wildtyp verdrängt haben. Dann drohe eine Verdopplung der Fallzahlen alle zehn bis 14 Tage. Schon Mitte April sei eine Inzidenz von etwa 200 zu erwarten, warnte der Sozialdemokrat.

Aus seiner Sicht wird Deutschland nicht um einen neuen Lockdown herumkommen. Denn wenn die meisten Älteren geimpft seien, sei zu erwarten, dass bei hoher Inzidenz vor allem Menschen im Alter von etwa 60 Jahren auf den Intensivstationen der Krankenhäuser behandelt werden müssen – und sie überlebten länger als die Hochbetagten. Das führe letztlich dazu, dass wegen der längeren Liegedauer auch mehr Intensivbetten benötigt würden. Es drohe also eine Überlastung der Kliniken.

Lauterbach sprach sich dafür aus, schnell aktiv zu werden. „Wir müssen zurück in den Lockdown“, sagte er. Je früher der Staat reagiere, desto kürzer könne der Lockdown gehalten werden. „Er wird später eh kommen und dann nur umso länger ausfallen“, prophezeit der SPD-Abgeordnete. Um Krankenhauseinweisungen in großer Zahl zu verhindern, rät er dazu, möglichst vielen Menschen, die besonders gefährdet sind, schwere COVID-19-Verläufe zu erleiden, eine Erstimpfung zukommen zu lassen. Denn der Impfstoff von AstraZeneca etwa sei in der Lage, bereits nach einmaliger Applikation Krankenhauseinweisungen zu 95 Prozent zu verhindern. Zudem ließe sich durch systematische Testungen in Schulen und Betrieben der R-Wert um etwa 0,3 bis 0,4 senken.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Oh Herr Spahn

von TF am 20.03.2021 um 7:50 Uhr

die letzten 2 Sätze... jetzt geht das diskutieren los. Die armen Impfärzte

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Herr Lauterbach

von Lisa am 19.03.2021 um 21:12 Uhr

Worst-case-Szenarien sich auszumalen muß sehr anregend sein für Menschen wie Herrn Lauterbacb, weniger toll sind Angst und Panik, vieler Menschen als Folge davon. Studien zeigen sehr deutlich, dass Lockdowns nichts btingen (z. B. Johannidis von der Stanford-Universität)
Und einige Menschenleben mehr, die infolge einer Impfung sehr eingeschränkt oder beendet werden, stören Herrn Lauterbach wohl auch nicht. Immerhin waren es gesunde (junge) Frauen - oder nicht?
Nachdenklich macht mich das schon.

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AW: Herr Lauterbach

von Norbert Veicht am 19.03.2021 um 21:45 Uhr

Ich bin sonst beileibe kein Fan von den Aussagen des Herrn Lauterbach. Epidemiologie ist aber sein Fachgebiet und da kennt er sich wirklich aus.
Die Studie, die die Nutzlosigkeit von Lockdowns belegen soll, ist extrem schwach. Da wird zum Beispiel als Voraussetzung angenommen, dass die Bevölkerung der USA in ihrem Verhalten und gesundheitlichen Standards der Russlands entspricht.
Jeder der 3 Todesfälle ist schrecklich, aber er muss trotzdem statistisch betrachtet werden. Es kommen auch Interaktionen mit Kontrazeptiva oder Rauchen in Frage. Ein Verzicht auf die AstraZeneca-Impfstoffe kostet mit Sicherheit mehr Leben.

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