Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

21.03.2021, 07:09 Uhr

Masken auf! Der dritte Lockdown steht vor der Tür. Und ein Spahnscher Maskensumpf, den wir ausbaden müssen. (Foto: Alex Schelbert)

Masken auf! Der dritte Lockdown steht vor der Tür. Und ein Spahnscher Maskensumpf, den wir ausbaden müssen. (Foto: Alex Schelbert)


Die Teststrategie schleppt sich, die Corona-Impfungen lahmen und dann bremste in dieser Woche noch ein Impfstopp für AstraZeneca das Schneckentempo fast auf Null. Deutschland hat’s derzeit nicht leicht, überbürokratisiert und unterdigitalisiert. Und wir Apothekers müssen Spahns Maskenball im Alleingang samt Bezugsscheintheater ausbaden: Die Medien watschen uns ab, schüren Neidkampagnen gegen uns, weil wir zu Spahns Konditionen Masken organisiert und verkauft haben – dass wir bis zum Anschlag malocht haben, wird nicht erwähnt. Da freuen wir uns halt auf Ostern!? Eher nicht, Ostern könnte nämlich das neue Weihnachten werden, sagt Obervirologe Lauterbach, der schon den nächsten Lockdown prophezeit. 

 15. März 2021

Nein, es ist noch keine überwältigende Mehrheit von Apotheken, die bei der Teststrategie unseres  Bundesgesundheitsministers mitmachen oder, besser gesagt, mitmachen können und die Durchführung von Corona-Schnelltests anbieten. Da steckt ja bekanntlich auch ein kleiner Aufwand dahinter und das Honorar trä  gt die damit verbundenen Kosten nicht. Aber immerhin, es gibt Bundesländer, die sich engagiert für Corona-Tests einsetzen und auch Apotheken durch kleine Incentives wie bürokratische Erleichterungen ermuntern wollen, solche Tests anzubieten. Beispiele dafür sind Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen und nun auch Sachsen-Anhalt. Der Landesverband und das Gesundheitsministerium von Sachsen-Anhalt haben sich auf einen Rahmenvertrag geeinigt, dem testwillige Apotheken beitreten können. Der Vorteil: Bürokratische Hürden werden beseitigt und es gibt ein Sahnehäubchen obendrauf – die teilnehmenden Apotheken erhalten nicht wie in der Spahnschen Testverordnung vorgesehen sechs Euro für die Materialkosten und nur 12 Euro Honorar für die Durchführung, sondern analog zu  den Ärzten 6 plus 15 Euro. Mein liebes Tagebuch, das ist doch ein Wort, das sicher der einen oder anderen Apotheke den Entschluss erleichtert mitzutesten. Und was in Sachsen-Anhalt und den drei anderen Bundesländern möglich ist, könnte doch auch im Rest unserer Republik als Vorbild dienen. Vielleicht sollte da mal der eine oder andere Apothekerverband aktiv werden.

 

Die Teststrategie schleppt sich dahin, die Durchimpfung unserer Bevölkerung läuft in Zeitlupe ab – und dann noch diese Meldung am Montag: Deutschland setzt Corona-Impfungen mit dem Präparat des Herstellers AstraZeneca vorsorglich aus. Mein liebes Tagebuch, dieser Impfstoff scheint Unglück geradezu anzuziehen. Nachdem Fachleute und Medien gerade mit viel Fingerspitzengefühl und Engelszungen der Bevölkerung vermittelt haben, dass der Impfstoff entgegen aller anfänglichen Einschätzungen mindestens genauso wirksam ist wie die anderen in Deutschland zugelassenen Präparate, lässt diese Schreckensnachricht das Vertrauen in diesen Impfstoff schwinden: Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat sieben neue Fälle von Hirnvenenthrombosen gemeldet bekommen, die möglicherweise mit der Gabe dieses Impfstoffs zusammenhängen können. Das PEI empfiehlt, die Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff auszusetzen. Und Jens Spahn folgt dieser Empfehlung, auch wenn es ein Rückschlag für den Impf-Fortschritt in Deutschland ist. Mein liebes Tagebuch, was soll er auch anderes tun, er ist kein Mediziner und schon gar kein Virologe. Anders als sein gesundheitspolitischer Kollege Karl Lauterbach, der den Impfstopp für das Präparat von AstraZeneca als „großen Fehler“ bezeichnete. Aber noch bestimmt der Bundesgesundheitsminister, wo’s lang geht. Mein liebes Tagebuch, der Impftstopp ist ein Dämpfer für die Durchimpfung unserer Bevölkerung. Dabei setzte man noch vor Kurzem große Hoffnungen auf diesen Impfstoff und überlegte bereits, ihn auch durch die Hausärzte verimpfen zu lassen. Jetzt schauen alle Augen auf die europäische Arzneimittelagentur EMA: Mit welchem Ergebnis wird sie diesen Impfstoff neu bewerten? Und nur das wird letztlich zählen



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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13 Kommentare

Konsum auf der ganzen Ebene, oder als wir anfingen zu denken

von Bernd Jas am 21.03.2021 um 20:22 Uhr

Ja Herr Ditzel da haben Sie mal wieder recht,
"Wir werden über Ostern im Lockdown viel Zeit haben, über so manches nachzudenken."
Vielleicht geht dem ein oder anderen ja mal ein ganzer Kranz an Lichtern auf der Corona-Jahrestorte auf.

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Spahn-Fake??

von Dr.Diefenbach am 21.03.2021 um 19:41 Uhr

UND WAS IST JETZT HEUTE ABEND???? wir lassen uns beschimpfen,herunterputzen wegen weniger Mitmacher im Beruf.WAS IST ABER mit der Meldung von VORHIN bei Spiegel-Politik."Firma von Spahns Ehemann verkaufte Masken ans Gesundheitsministerium"?.Wenn das so stimmt, hat der Berliner Kollege doch über ein Almosen in Relation geredet,wenn das so ist, erklären CDU CSU nach den letzten Tagen bitte mal der Bevölkerung wann Anstand und Moral Einzug halten in den Bundestag.Oder ein Sauter, der JUSTIZMINISTER war.Aber zu Spahn:UNS anmachen bei Apothekertagen, uns in die Bredouille bringen mit der Maskerade,jetzt so was:Die Ampel oder-schlimmer- Rot,Rot,Grün:Das ist dann die Folge des Verhaltens, wenn ein Bankschaltermann in den Tresorraum klettert...

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Der Anfang vom Ende unseres Berufsstandes

von Pharmafuchs am 21.03.2021 um 17:33 Uhr

Machen wir uns doch alle mal ehrlich, indem wir feststellen, dass die Apothekerschaft zutiefst gespalten ist!

Ausgelöst wird diese Spaltung durch den größten Wandel unseres Berufsstandes seit vielen Jahrzehnten.
Hin zum E-Rezept und zum Online-Versandhandel - weg von der Apotheke vor Ort. Dazu noch die in vielerlei Hinsicht gerade auch für uns Vor-Ort-Apotheken angespannte Corona-Situation.
Einige von uns werden sich anpassen können - viele Vor-Ort-Apotheken werden diesen Wandel nicht überleben!

Die Marktanteile werden komplett neu verteilt werden - Vor-Ort-Apotheken müssen sich neu positionieren.
Wir werden erheblich Marktanteile an den Online-Versandhandel verlieren und uns untereinander um einen immer kleiner werdenden Kuchen streiten. Die ersten Auswüchse dieser Entwicklung sind jetzt bereits sichtbar.

Vor diesem Hintergrund sind Marktschreier wie Glaß und Kerckhoff, die sich an die Medien wenden und uns offen vorwerfen oder zumindest suggerieren, dass wir uns mit der Masken-Aktion "dumm und dämlich" verdient hätten und damit den gesamten Berufsstand durch den Dreck ziehen, während sie sich selbst als barmherzige Samariter darstellen, ein klares Symptom dieser Spaltung.
Es geht nicht mehr darum, als Repräsentant des eigenen Berufsstandes aufzutreten und für die gemeinsame Sache zu kämpfen (bspw. eine bitter notwendige Honorarerhöhung), sondern nur noch darum, seine eigene Haut zu retten!

Die ABDA hat die Chance verpasst, die Apothekerschaft zu einen. Sie hat es insbesondere verpasst, uns ein Zukunftsmodell zu präsentieren, wie wir in der Online-Welt bzw. in einer hybriden Welt bestehend aus Online und Offline bestehen können.
Nun sind wir alle auf uns allein gestellt und bekämpfen uns in unserer Not gegenseitig - was besseres konnte DocMorris und Co. gar nicht passieren!







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Es gibt keine Zufälle!!

von Thomas Kerlag am 21.03.2021 um 15:15 Uhr

Das ist leider kein Zufall. Es ist keine Verschwörungstheorie wenn interessierte Kreise
mit stetem Tropfen den Stein Höhlen.
Denn kein Apotheker ist so dämlich zu behaupten, er hätte sich...verdient.
Er weiß nämlich, dass er in Deutschland Miete, Steuern und Gehälter zahlt. Und Rücklagen wegen seiner sozialen Verantwortung und zukünftige Investitionen braucht.
Und weil er nicht weiß, was da noch kommt.
Nochmal und immer wieder,
kein Arzt, Rechtsanwalt..etc wäre so dämlich.
Da ist immer"jammern auf hohem Niveau " der Tenor
Also ich schäme mich zutiefst für ganz viele Berufskollegen. Approbation wird mit ihnen zum Schimpfwort

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Schon bei SpOn vorbeigesehen? Valium nicht vergessen... :-)

von Michael Reinhold am 21.03.2021 um 12:20 Uhr

Herr Dr. Glaß hat die Nummer anscheinend aus Unwissenheit getan, soweit ich das der Berichtserstattung auf ApothekeAdhoc entnehmen kann.
Was der Schachtelzieher Kerckhoff gerade auf SpiegelOnline abzieht, ist allerdings definitiv Absicht:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/spahns-teures-maskenprogramm-solche-aufschlaege-sind-unmoralisch-a-52225eeb-2222-42d7-8068-8c22381c035e

Ich verstehe das nicht, warum manche Kollegen den gesamten Berufsstand in Misskredit bringen, nur um ihre Versandapotheke zu bewerben und um sich selbst als Heiland hinzustellen.

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AW: Schon bei SpOn vorbeigesehen? Valium

von Conny am 21.03.2021 um 14:45 Uhr

Unwissenheit schützt vor Blödheit nicht. Herr Glass kommt als Pharmazierat in meine Apotheke, wie soll ich Herrn Glass noch ernst nehmen ?

AW: Schon bei SpOn vorbeigesehen? Valium

von Michael Reinhold am 21.03.2021 um 16:45 Uhr

Conny: Ich denke, dass Sie besser mal ganz leise sind.

Sie haben nämlich ebenfalls die zwei Euro Aufzahlung auf die Masken erlassen. Dieses Verhalten sehe ich ebenso schändlich wie das Verhalten von Herrn Glaß und Herrn Kerkhoff.

Allerdings noch mit dem Unterschied, dass Herrn Glaß ein Fehler unterlaufen ist und das Verhalten von Ihnen pure Absicht war. SIE sind keinen Deut besser als Herr Glaß oder Herr Kerkhoff.

Ich denke, dass mir die Mehrzahl der rechtschaffenden Apotheker mit Ehrgefühl hier Recht geben wird.

AW: Im Glashaus

von Stefan Haydn am 23.03.2021 um 9:39 Uhr

Da haben sie den Punkt getroffen Herr Reinhold.
@Conny
Wer großspurig auf die 2€ verzichtet sollte lieber den Mund halten und nicht gegen andere wettern. Diskrete Apotheker haben die 2€ von den Patienten kassiert, da die sich die Zuzahlung leisten konnten und dies zum Aufstocken der Spenden an Vereine genutzt.
Man muss nicht alles an die große Glocke hängen so wie manche Kollegen mit ihren durchschaubaren Marketingaktionen.
Obwohl vielleicht jetzt doch, da man ja von den "Großmäulern" dazu gezwungen wird.

Masken aus Apotheken zu angeblich „überhöhten Preisen“

von Uwe am 21.03.2021 um 11:13 Uhr

Der BMG-Minister hat zu Jahresbeginn für knapp 1 Mrd. Euro (hochpreisige) Masken bei der Fa. Emix bestellt. Eingestielt hatte die Deals lt. Spiegel eine CSU-Connection (s. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/jens-spahns-deal-fuer-schweizer-maskenfirma-emix-gesundheitsministerium-bestellte-fuer-967-millionen-euro-masken-a-6b7e92c8-0002-0001-0000-000176418822).
Wollte der Herr Minister mit den von ihm für Apotheken festgesetzten Preisen die öffentliche Diskussion von seiner fragwürdiegen Einkaufspolitik ablenken – und den Mythos von den teuren Apotheken befeuern?
Es bleibt die Frage: Wer hat wirklich profitiert?

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Wen wundert's?

von Reinhard Herzog am 21.03.2021 um 10:49 Uhr

Wenn Geld aktionistisch und frei von jeden wissenschaftlichen sowie marktwirtschaftlichen Erwägungen per Gießkanne ausgeschüttet wird, dann profitieren eben diejenigen am meisten, welche den größten Schirm aufspannen (oder sonstwie nächst dem Futtertrog postiert sind. Merke: Der Trog bleibt immer der gleiche, nur die Schweine wechseln hin und wieder ...).

So einfach, so betrüblich für die Kleineren, Langsameren, weniger kaufmännisch Gepolten.

Und es zeigt nur wieder, wie uneffektiv Dinge laufen, wenn sie von kruden Ideen (gerne Fachfremder bar jeglichen Sachverstandes), staatlicher Bürokratie und Regelungswut sowie an den Bedürfnissen vorbei aufgesetzt werden. Der Staat als Problem und nicht als Lösung derselben.

Trotzdem wird immer noch nach mehr Regulierung, mehr Umverteilung, mehr Staat, mehr "Gerechtigkeit" (wie immer definiert) geschrien, werden liberale, damit typischerweise kundenorientierte Märkte als das Böse schlechthin verteufelt. Auch und gerade bei uns.

Im Grunde unfassbar, gerade nach diesen Lehrstunden des Staatsversagens selbst bei einfachsten Fragestellungen, verbunden mit Freiheitsbeschränkungen, die extrem viel kosten und umso weniger Effekt bringen. Andere Länder erzielen mit weit weniger Kosten immens bessere Ergebnisse im Pandemiemanagement, aber keineswegs nur dort.

Der Liberalismus müsste demzufolge gerade bei uns eigentlich ein geradezu fulminantes Comeback feiern.

Tut er aber (noch?) wenig. Ein möglicher Grund:
Der heutige - wachsende - Staatsautoritarismus nutzt das offenkundig höchst effektive Machtmittel der monetaristischen Wohlstandsverblödung. Probleme und Versagen, aber auch sonstige Regungen werden einfach mit Geld en masse zugeschüttet, ja geradezu erstickt.

Solange noch Geld da ist bzw. die Geldillusion noch trägt, auch wenn es schon längst nur noch gedruckt wird und gar nicht mehr hinreichend wertehinterlegt ist ...

Also, spannt größere Schirme auf, solange noch was reinregnet ;-)

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Wen wundert's

von Bernd Jas am 21.03.2021 um 19:58 Uhr

Sehr gut Herr Herzog,

darf ich Ihnen Ihren Kommentar als den Kommentar der Woche zusprechen?

Es ist allein schon bezeichnend, wenn unsere Regierung sich die Zwangsmaßnahmen einer sozialistischen Diktatur zu eigen Macht, anstelle den Maßnahmen einer Demokratie zu folgen.

Jeder darf mal rätseln um welche Staaten es sich hier handelt.

Dumm und dämlich

von Hans Schmidt am 21.03.2021 um 8:40 Uhr

Warum nennen Sie Herr Ditzel den Namen Hirschhausen und nennen den schlimmeren Fall -weil aus den eigenen Reihen- einen lieben netten berliner Kollegen? Er heisst Detlef Glass und ist seines Zeichens auch noch Pharmazierat. Und dieser Mensch schnüffelt dann in meiner Apotheke rum und sucht einen weiteren Tresor. Absurd.

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Selbstzerfleischung

von Ulrich Ströh am 21.03.2021 um 8:24 Uhr

Zum Thema Maskenhonorar:

Ich kenne keinen anderen Berufsstand im Gesundheitswesen,
der sich via Tagesschau medienwirksam selbst zerlegt.
Warum machen wir das?

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