Gesundheitsminister von Bund und Ländern bestätigen STIKO-Empfehlung

GMK: Heterologe Impfserie statt Zweitimpfung mit AstraZeneca für Unter-60-Jährige

Berlin - 14.04.2021, 12:15 Uhr

Wer jünger ist als 60 Jahre und bereits eine Erstimpfung mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca erhalten hat, soll bei der Zweitimpfung auf ein mRNA-Präparat ausweichen können. (Foto: IMAGO / TT)

Wer jünger ist als 60 Jahre und bereits eine Erstimpfung mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca erhalten hat, soll bei der Zweitimpfung auf ein mRNA-Präparat ausweichen können. (Foto: IMAGO / TT)


Wer bereits eine Erstimpfung gegen COVID-19 mit AstraZeneca erhalten hat und jünger ist als 60 Jahre, soll als Zweitimpfung einen der beiden verfügbaren mRNA-Impfstoffe erhalten. Auf diese Empfehlung haben sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern einstimmig geeinigt. Sie folgen damit dem Vorschlag der Ständigen Impfkommission (STIKO) von Anfang April.

Etwa zwei Millionen Menschen, die jünger sind als 60 Jahre, haben hierzulande bereits eine Erstimpfung gegen COVID-19 mit Vaxzevria von AstraZeneca bekommen. Sie sollen nun beim zweiten Impftermin ein mRNA-Präparat erhalten – entweder Comirnaty® von Biontech/Pfizer oder das Mittel von Moderna. Einen entsprechenden Beschluss fasste am gestrigen Dienstag die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) von Bund und Ländern.

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Damit folgt die GMK einer Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) vom 1. April 2021. Die Impfexperten räumen in ihrem Beschlussentwurf zur 4. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung zwar ein, dass bisher keine wissenschaftlichen Daten zu heterologen Impfserien existieren. Sie erklärt: „Bis entsprechende Daten vorliegen empfiehlt die STIKO, bei Personen im Alter < 60 Jahren anstelle der zweiten AstraZeneca-Impfstoffdosis eine Dosis eines mRNA-Impfstoffs zwölf Wochen nach der Erstimpfung zu verabreichen.“ Hintergrund für den zwölfwöchigen Impfabstand ist, dass der von einer einmaligen AstraZeneca-Impfung ausgelöste Schutz nach zwölf Wochen abzunehmen beginnt, erklärt die STIKO. Sie empfiehlt eine Studie, um die immunologischen Effekte nach dem heterologen Impfschema zu untersuchen.

Einstimmiger Beschluss der Gesundheitsminister

Die Gesundheitsminister votierten nun am Dienstag einstimmig dafür, ihren Impfbeschluss vom 30. März 2021 entsprechend anzupassen. „Für Personen, die das 60. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und die bereits eine Erstimpfung mit AstraZeneca erhalten haben, stellt sich die Frage, wie mit den Zweitimpfungen zu verfahren ist“, heißt es in dem Beschluss. Auf Grundlage der am 1. April 2021 aktualisierten Stellungnahme der STIKO ergeben sich demnach folgende Optionen:

  1. Zwölf Wochen nach der Erstimpfung erfolgt die Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff (Biontech/Pfizer oder Moderna). Bereits vereinbarte Termine zur Zweitimpfung können übergangsweise auch ab der neunten Woche nach der Erstimpfung stattfinden.
  2. Im Einzelfall kann auch die Zweitimpfung mit AstraZeneca erfolgen, wenn die zu impfende Person sich gemeinsam mit dem impfenden Arzt nach individueller Risikoanalyse und sorgfältiger Aufklärung dafür entscheidet. Dies soll laut GMK-Beschluss grundsätzlich in den Praxen der niedergelassenen Ärzt:innen erfolgen.

Bei den Beratungen sei klar geworden, dass die Zweitimpfung mit einem mRNA-Imfpstoff, also den Präparaten von Biontech/Pfizer oder Moderna, eine gute Basis sei, um die Menschen wirksam zu schützen, sagte der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Bayerns Ressortchef Klaus Holetschek (CSU), am Dienstagabend der Deutschen Presse-Agentur in München.

Hintergrund der Empfehlung sind Fälle von seltenen Hirnvenen-Thrombosen nach einer Impfung mit Vaxzevria® von AstraZeneca. Experten vermuten, dass das sehr geringe Risiko vor allem jüngere Menschen betrifft. Bund und Länder hatten deshalb kürzlich beschlossen, dass in der Regel nur noch Menschen mit Vaxzevria® geimpft werden sollen, die das 60. Lebensjahr vollendet haben. Laut Bundesgesundheitsministerium haben in Deutschland bereits rund 2,2 Millionen Menschen unter 60 Jahren eine erste Impfung mit dem Präparat erhalten.

WHO empfiehlt bisher keine Kreuzimpfungen

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat bisher noch keine Empfehlung für sogenannte Kreuzimpfungen gegen das Coronavirus ausgesprochen. Es lägen noch keine ausreichenden Daten für mögliche Risiken einer ersten Impfdosis mit AstraZeneca und einem anderen Mittel als Zweitimpfung vor, hatte WHO-Sprecherin Margaret Harris am vergangenen Freitag erklärt. Sie bezog sich auf eine vorläufige Empfehlung eines WHO-Expertengremiums von Februar. Demnach solle vorläufig das gleiche Produkt für beide Impfungen gespritzt werden.

Berichte über Sinusvenen-Thrombosen haben inzwischen auch den Pharmakonzern Johnson & Johnson alarmiert. Er kündigte am Dienstag an, den Marktstart seines Impfstoffs in Europa zu verzögern. Zuvor hatten die Behörden in den USA eine vorübergehende Aussetzung der Impfungen mit dem Wirkstoff empfohlen, nachdem bei sechs Menschen im Land nach der Impfung solche Blutgerinnsel diagnostiziert worden waren. Ebenso wie beim Mittel von AstraZeneca handelt es sich dabei um einen Vektorimpfstoff. In der EU ist er am 11. März zugelassen worden. Die Europäische Kommission erwartet bis Ende Juni 55 Millionen Dosen des Impfstoffs. Gut 10 Millionen Dosen sollen nach Deutschland gehen.


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