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- Magnesium-Zufuhr – wer ...
Ein Leben ohne Magnesium ist nicht möglich: Das umtriebige Erdalkalimetall hält mehr als 300 Enzymsysteme am Laufen und ist an allen ATP-abhängigen Prozessen beteiligt. Ein Mangel macht sich als gesteigerte Erregbarkeit der Skelettmuskulatur und des zentralen Nervensystems bemerkbar. Kann eine ausgewogene Ernährung den Bedarf nicht decken, sollte mit Magnesium-Präparaten nachgeholfen werden. Bei einem prall gefüllten Medikationsplan kann das jedoch knifflig werden. Wechselwirkungen stören dabei nicht nur die Begleitmedikation, sondern entscheiden auch über den Erfolg der Magnesium-Substitution.
Werden gleiche Resorptions-, Transport- oder Stoffwechselwege genutzt, sind Interaktionen zwischen Arzneimitteln und Nahrungsbestandteilen sowie Mikronährstoffen untereinander vorprogrammiert. In diesem Fall hilft nur ein zeitlicher Abstand bei der Einnahme. Doch wer hindert Magnesium wirklich an der intestinalen Resorption und seinem Verbleib im Körper?
Magnesium selbst
Eine Supplementierung von Magnesium ist nur sinnvoll, wenn ein Mangel besteht. Bei einem ausgeglichenen Magnesium-Haushalt können die Speicher nicht wesentlich „überfüllt“ werden. Außerdem hilft viel nicht viel: Mit einer gesteigerten Zufuhr an Magnesium steigt dessen Resorption nicht linear – das bedeutet, je mehr Magnesium zugeführt wird, desto geringer ist die Resorptionsrate. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt für Männer über 25 Jahre 350 mg/Tag und für Frauen 300 mg/Tag. Schwangere und Stillende haben einen etwas höheren Bedarf (310 bzw. 390 mg/Tag).
Andere Mikronährstoffe
Die Aufnahme von Elektrolyten erfolgt unter anderem über Ionenkanäle im Dünndarm. Da liegt die Vermutung nahe, dass sie bei gleichzeitiger Einnahme um freie Plätze konkurrieren.
Lange Zeit war deshalb geboten, Magnesium und seinen Gegenspieler Calcium nur in einem ausreichenden zeitlichen Abstand einzunehmen. Diese Empfehlung gilt inzwischen als veraltet. Heute weiß man, dass die beiden Kationen unterschiedliche Transportmechanismen nutzen und sie sich in physiologischen Mengen nicht gegenseitig in ihrer intestinalen Resorption behindern. Wohl aber wird die Magnesium-Rückresorption in der Henle-Schleife bei Zunahme der extrazellulären Ca2+-Konzentration vermindert.
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Essenzieller Cofaktor Magnesium
Zink kann durchaus zum Störfaktor werden, allerdings erst in hohen Dosen. Eine Studie zeigte, dass eine tägliche Einnahme von 142 mg Zink bei jungen Männern die Magnesium-Resorption verringerte und sich nachteilig auf das Magnesium-Gleichgewicht auswirkte.
Für das einwertige Kation Kalium konnte nachgewiesen werden, dass es die Magnesium-Resorption beim Wiederkäuer signifikant senkt, jedoch nicht bei monogastrischen Säugern wie dem Menschen. Im Gegenteil kann Kalium hier sogar förderlich sein, sollte aber nie ohne Indikation ergänzt werden.
Arzneimittel
Bei der Abgabe von Tetracyclinen (z. B. Doxycyclin) oder Fluorchinolonen (z. B. Ciprofloxacin) darf der Hinweis nicht fehlen, dass die zeitgleiche Einnahme von zweiwertigen Kationen, darunter auch Magnesium, den Erfolg der Antibiose gefährden kann. Verantwortlich dafür sind stabile Chelatkomplexe, die das Antibiotikum und den Mikronährstoff gleichermaßen an der Resorption hindern. Es gilt, einen Abstand von mindestens drei Stunden einzuhalten.
Ebenso können ACE-Hemmer, Antazida, Bisphosphonate, Colchicin, Glucocorticoide, Herzglykoside (z. B. Digoxin) und hormonelle Kontrazeptiva die Resorption von Magnesium beeinträchtigen.
Hat es Magnesium in den Körper geschafft, sorgen auf der anderen Seite Arzneimittel dafür, dass es verstärkt wieder ausgeschieden wird. Diese Wechselwirkung betrifft besonders Dauermedikamente und kann ein Grund dafür sein, warum ein Magnesium-Mangel besteht oder eine Magnesium-Supplementierung nicht anschlägt.
So führen Diuretika, insbesondere Schleifendiuretika (z. B. Furosemid, Torasemid), durch eine renale Hyperexkretion zu Verlusten an Mikronährstoffen. Auch Aminoglykoside, Virustatika (z. B. Foscarnet), Antimykotika (z. B. Amphotericin B), Betasympathomimetika (z. B. Fenoterol, Salbutamol), Zytostatika (z.B. Cisplatin) sowie Methotrexat können die renale Magnesium-Ausscheidung steigern. Protonenpumpeninhibitoren (PPI) schmälern darüber hinaus die Resorption von Magnesium durch eine Erhöhung des Magen-pH-Werts.
Die Wirkung von zahlreichen Laxanzien beruht darauf, dass Elektrolyte im Darm zurückgehalten werden. Magnesium-Verluste können durch Anwendung eines Supplements (z. B. Magnesium Diasporal® 300 direkt) ausgeglichen werden. Das Magnesium trägt aufgrund seines salinischen Effekts sogar zur abführenden Wirkung bei. Davon abzugrenzen ist ein Laxanzien-Abusus und damit verbundene schwere Elektrolytstörungen.
Lebensmittel
Auch Nahrungsmittel können die Bioverfügbarkeit von Magnesium mindern, indem sie Magnesium binden, darunter freie Fettsäuren, Ballaststoffe, Proteine, Oxalate, Phosphate und Gerbsäure. Für die Einnahme von Supplementen bedeutet das: keinen Rhabarber und andere Früchte mit hohem Oxalsäure-Gehalt, keine Cola, keinen Kaffee, keinen schwarzen Tee. Koffein steigert obendrein durch direkte Wirkungen an den Nieren die Ausscheidung von Magnesium. Gleiches gilt für Alkohol, dessen übermäßiger Konsum ebenfalls zu einer Mangelversorgung führen kann. Auch Milch sollte nicht gleichzeitig getrunken werden, vermutlich wegen der darin enthaltenen Proteine (Casein).
Erkrankungen
Neben Arzneimitteln und Co. können unter anderem schwere Diarrhoen, Lebensmittelintoleranzen und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen zu Magnesium-Verlusten führen. Zu beachten ist jedoch, dass weder bei Morbus Crohn noch bei Colitis ulcerosa eine generelle Nahrungsergänzung mit Vitaminen oder Spurenelementen sinnvoll ist, sondern eine Supplementierung immer ärztlich abgeklärt werden sollte.
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