Forschung

Protein reguliert Überlebensdauer bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Berlin - 19.04.2021, 07:00 Uhr

Bauchspeicheldrüsenkrebs zeigt im Krankheitsverlauf nur unspezifische Symptome und wird dadurch oft erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. (Foto: SOPONE / stock.adobe.com)

Bauchspeicheldrüsenkrebs zeigt im Krankheitsverlauf nur unspezifische Symptome und wird dadurch oft erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. (Foto: SOPONE / stock.adobe.com)


Den Forschenden der Ulmer Universitätsmedizin ist es gelungen, einen Zusammenhang zwischen der Höhe des RINT1-Proteinlevels und der Überlebensdauer von Patient:innen mit duktalem Pankreaskarzinom herzustellen. Die Ergebnisse ihrer Studie weisen möglicherweise den Weg zu neuen Therapieansätzen.

Laut einer Pressemitteilung der Universitätsklinik Ulm gibt es einen fernen Lichtblick bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsen-Patient:innen: Wissenschaftler:innen der Ulmer Universitätsmedizin haben bei ihrer Untersuchung das Protein RINT1 näher unter die Lupe genommen. Das Protein ist für die Erbgut-Reparatur zuständig und transportiert Eiweiße in Zellen. Es wurde, laut Erklärung, wiederholt mit Krebserkrankungen in Verbindung gebracht: Bei verschiedenen Krankheitsbildern kann das Protein die Tumorentwicklung offenbar beeinflussen. 

Mit biomedizinischen Methoden haben die Forschenden nun untersucht, inwiefern RINT1 Einfluss auf den Krankheitsverlauf nimmt. „Mithilfe von Tumorgewebe von über 120 Krebskranken sowie anhand von Tumorzellen, isoliert aus Patientenproben, konnten wir feststellen, dass Patient:innen mit einem niedrigen RINT1-Level länger überleben. Ein Herunterregulieren dieses Proteinlevels verlangsamt das Wachstum des Bauchspeicheldrüsen-Tumors deutlich“, erklärt der federführende Professor Alexander Kleger, Oberarzt an der Universitätsklinik Ulm für Inneren Medizin. Ein hohes RINT1-Level scheine auf der anderen Seite einen schweren Verlauf der Krebserkrankung zu begünstigen.

In ihrer in der Fachzeitschrift „Cancer Research“ veröffentlichten Forschungsarbeit beschreiben die Wissenschaftler:innen, dass ein niedriges Level dieses Proteins zu massiven Erbgutschäden und erhöhtem zellulären Stress in den Krebszellen führe. Konkret beeinträchtige der RINT1-Abbau eine Protein-Modifikation – die sogenannte SUMOylierung –, die sowohl zur Funktion körpereigener Eiweiße beitrage als auch bei der Erbgut-Reparatur eine wichtige Rolle spiele. Durch diese Beeinträchtigung werden laut Erstautor Frank Arnold die Tumorzellen letztlich in den Tod getrieben.

So könnte die Regulierung des RINT1-Levels laut den Forschenden ein Schlüssel zur Behandlung des bisher so tödlichen Bauchspeicheldrüsenkrebses sein: Fünf Jahre nach dem Befund lebten nur noch weniger als 9 Prozent der Patient:innen. Dies hängt, laut Pressemitteilung, auch mit den unspezifischen Symptomen der Erkrankung zusammen, weswegen der Tumor oft erst im fortgeschrittenen Stadium entdeckt werde.

Bis jedoch ein erfolgversprechender Behandlungsansatz vorliege, hätten die Forscher:innen noch einen weiten Weg vor sich. Denn Patient:innen, bei denen das Protein gar nicht nachweisbar sei, hätten die kürzeste Lebenserwartung. Der Effekt kehre sich hier um. Nun gelte es, die Schwelle zu identifizieren, die die krebshemmenden Auswirkungen eines niedrigen RINT1-Levels ins Gegenteil umschlagen lasse. 


Mareike Spielhofen, Autorin, DAZ.online
daz-online@deutscher-apotheker-verlag.de


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