Europäische Impfwoche

Impfende Apotheker – Deutschland zieht nach

Stuttgart - 26.04.2021, 07:00 Uhr

Anlässlich der europäischen Impfwoche zieht DAZ.online eine kleine Bilanz, was impfende Apotheker in Europa betrifft. (Foto: IMAGO / Eibner Europa)

Anlässlich der europäischen Impfwoche zieht DAZ.online eine kleine Bilanz, was impfende Apotheker in Europa betrifft. (Foto: IMAGO / Eibner Europa)


Mit dem Masernschutzgesetz vom März 2020 hat Gesundheitsminister Spahn erstmals den deutschen Apothekern die Möglichkeit eröffnet, selbst in den eigenen Räumlichkeiten Grippeschutzimpfungen durchzuführen. Bereits seit Oktober laufen in einigen Teilen des Landes die ersten Modellprojekte. Diese Entwicklung wird in den kommenden Jahren vor allem in Pandemie- und Krisenzeiten eine wichtige Funktion einnehmen. In anderen Ländern Europas ist man da schon weiter. Anlässlich der europäischen Impfwoche zieht DAZ.online eine kleine Bilanz.

Unsere europäischen Nachbarn sind Deutschland schon einen großen Schritt voraus: Grippeschutzimpfungen sind zum Beispiel in Irland bereits seit zehn Jahren in Apotheken möglich. Weitere Länder wie die Schweiz, Großbritannien, Frankreich und Portugal schlossen sich in den darauffolgenden Jahren an. In einem Bericht des deutschen Bundestags von 2018 wird deutlich, dass in den jeweiligen Ländern zu Beginn eine generelle Ablehnung vonseiten der Ärzteschaft herrschte, welche in den Folgejahren allerdings durch die damit verbundenen Vorteile abflachte. In diesen Ländern konnte ein Anstieg der Grippeschutzimpfungen beobachtet werden. Aus dem Bericht geht ebenfalls hervor, dass sich die Durchimpfrate erhöht hat und dass dieses vereinfachte Impfangebot durch die Apotheken auch von Personen genutzt wird, die sich zuvor haben gar nicht impfen lassen. In Portugal beispielsweise werden mittlerweile etwa 600.000 Personen in mehr als 2.000 Apotheken des Landes jährlich gegen die Grippe geimpft1.

Diese positiven Erfahrungsberichte aus unseren Nachbarländern haben auch in der deutschen Politiklandschaft ein Umdenken angeregt. Mit dem Masernschutzgesetz, welches im März 2020 in Kraft getreten ist, hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Das Ziel besteht darin, der Bevölkerung den Zugang zur Grippeschutzimpfung zu vereinfachen, die Impfraten weiter zu erhöhen und dafür die Apotheken mit ins Boot zu holen.

Im Oktober 2020 startete das erste Modellprojekt, was es einigen Apotheken in Nordrhein-Westfalen ermöglicht, Grippeschutzimpfungen in Ihren Räumlichkeiten anzubieten und durchzuführen. Die allererste in einer deutschen öffentlichen Apotheke durch pharmazeutisches, geschultes Personal verabreichte Impfdosis erfolgte in Bornheim bei Bonn Anfang Oktober 20202. Anschließend ergaben sich schnell erste Vereinbarungen in Bayern, Niedersachsen und im Saarland3. Das komplette Curriculum sowie Schulungsmaterial zu räumlichen Voraussetzungen, Gefährdungsbeurteilungen und Co. wird seit September von der Bundesapothekerkammer, dem Paul-Ehrlich-Institut und dem Robert Koch-Institut zur Verfügung gestellt sowie regelmäßig aktualisiert. Es dient als verbindliche Grundlage für die Teilnahme am Modellprojekt für die jeweiligen Apotheken. Das Impfen ist ausschließlich Apothekern, die zuvor eine neunstündige Schulung mit theoretischen und praktischen Teil erfahren haben, gestattet4, 5

Aufgrund der guten Erfahrungen mit impfenden Apothekern in Frankreich dürfen diese seit 15. März ergänzend bestimmte Risikopatienten gegen das Coronavirus impfen. Die bereits seit 2019 geschulten Kollegen machen gerade in dieser Pandemie die Ausweitung des Angebots möglich und bringen so die Impfkampagne zusätzlich voran. Dies ist heute nur möglich, weil dort bereits im Jahr 2017 ein Modellprojekt zur Verabreichung der Grippeschutzimpfung in Apotheken ins Leben gerufen wurde. Auch den italienischen Apothekern wurde zunächst befristet für das Jahr 2021 erlaubt, Corona-Impfungen durchzuführen, wobei die Umsetzung noch auf sich warten lässt6, 7.

Die ersten Modellprojekte machen auch in Deutschland Hoffnung auf ein zukünftiges breites Impfangebot in öffentlichen Apotheken, um in neuen herausfordernden Zeiten optimal vorbereitet zu sein. 


Carolin Kühnast, Apothekerin
redaktion@daz.online


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