Mögliche Kombination von COVID-19 und Grippevakzinen

Grippeimpfstoffe auf mRNA-Basis?

Stuttgart - 28.04.2021, 17:50 Uhr

Sind auch Grippeimpfstoffe auf mRNA-Basis denkbar? Moderna plant bereits einen Kombinationsimpfstoff, der gleichzeitig vor COVID-19 und Influenza schützt. (Foto:nobeastsofierce / AdobeStock)

Sind auch Grippeimpfstoffe auf mRNA-Basis denkbar? Moderna plant bereits einen Kombinationsimpfstoff, der gleichzeitig vor COVID-19 und Influenza schützt. (Foto:nobeastsofierce / AdobeStock)


Bei COVID-19 bewähren sich mRNA- Vakzine derzeit: schnelle Entwicklung und Herstellung, sehr gute Wirksamkeit und Verträglichkeit und die Möglichkeit eines raschen Anpassens an Varianten. Wäre das nicht auch für Grippeimpfstoffe sinnvoll? Curevac, Biontech und Moderna tüfteln bereits an mRNA-basierten Grippeimpfstoffen, Moderna plant sogar eine Kombination von COVID-19- und Grippeschutz in einer Impfung.

Ein Gutes hatte die Corona-Pandemie: Sie hat mRNA-basierten Impfstoffen ordentlich Vortrieb verliehen. War es das bereits mit der neuen Impftechnologie? Wahrscheinlich nicht, denn mit dem Schutz vor COVID-19 ist das Potenzial von mRNA-Vakzinen nicht erschöpft. Das lässt zumindest die Forschungs-Pipeline von Biontech, Curevac und Moderna vermuten. Jüngst veröffentlichte Biontech erste präklinische Ergebnisse einer mRNA-basierten Vakzine zur Prävention von MS. Wie sieht es mit Infektionserkrankungen aus? Gerade Grippeimpfstoffe tun sich schwer mit einer hohen Impfeffektivität, könnten auch Grippeimpfstoffe auf mRNA-Basis funktionieren?

Die meisten Grippeimpfstoffe entstehen nach wie vor in Hühnereiern. Die hauptsächlichen Nachteile: Die mehrmonatige Herstellung – man kann bei Knappheit oder neuen Grippeviren nicht schnell neue (passende) Grippeimpfstoffe nachproduzieren – und die Eiadaption von humanen Grippeviren an aviäre Wirte. Zudem liegt die Impfwirksamkeit meist nicht höher als 40 bis 60 Prozent, in vielen Saisons schützten die Grippeimpfstoffe sogar noch weniger, in der Grippesaison 2017/18 lag die Impfeffektiviät bei gerade einmal 15 Prozent, in der darauffolgenden Saison 2018/19 gab das RKI die Impfeffketivität mit 21 Prozent an.

Erfolg von mRNA-Impfstoffen bei COVID-19 auch für Influenza nutzen

Neue Technologien – die Züchtung in Säugetierzellkulturen (Flucelvax® Tetra) oder eine rekombinante Herstellung mithilfe von Insektenzelllinien (Supemtek®) – werden zwar bereits genutzt, doch auch die Produktion von Flucelvax® Tetra kann nur schneller begonnen werden als bei hühnereibasierten Grippeimpfstoffen, sehr viel schneller klappt die Gesamtherstellung nicht, da viele Produktionsschritte ansonsten bei beiden Herstellprozessen gleich sind. Bedarf es einer ganz neuen Technologie – mRNA-basierte Grippeimpfstoffe vielleicht? Warum nicht – die sehr gute Wirksamkeit, eine schnelle Produktion und Anpassung machen mRNA-Impfstoffe zu den idealen Kandidaten. Das findet zumindest Andrew Pekosz, Professor für Mikrobiologie an der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health: „Angesichts des Erfolgs des COVID-19-Impfstoffs ist es naheliegend, direkt zur Grippe überzugehen“, sagte Pekosz gegenüber der „Washington Post“.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.