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Therapieresistentes Sodbrennen
Steckt ein Ruminationssyndrom dahinter?
Kunden mit gastrointestinalen Beschwerden gehören zum Apothekenalltag. Zu Sodbrennen, Erbrechen oder Völlegefühl lässt sich scheinbar gut beraten. Jedoch kann hinter diesen Symptomen ein kaum bekanntes, jedoch gar nicht so seltenes Syndrom stecken: das Ruminationssyndrom. Was verbirgt sich dahinter?
Dringen bei Menschen nach der Nahrungsaufnahme feste oder flüssige Nahrungsbestandteile aus dem Magen zurück in die Speiseröhre oder gar bis in den Mund, spricht man von Regurgitieren. Im Gegensatz zum Erbrechen geschieht dies nicht durch eine umgekehrte Peristaltik, sondern durch einen passiven Vorgang, der nicht über das Brechzentrum gesteuert wird.
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Ursache dafür können eine Insuffizienz des Ösophagussphinkters, Achalasie oder ein Divertikel im Rachenraum sein.1 Können diese Erkrankungen ausgeschlossen werden und tritt das Regurgitieren regelmäßig auf, liegt möglicherweise ein Ruminationssyndrom vor. Das Essen gelangt ohne Anstrengung in aufrechter Haltung in den Mund des Patienten. Zugrunde liegt eine Störung der Darm-Gehirn-Interaktion vor. Diese beruht auf einem erlernten Verhalten, das sich wahrscheinlich ähnlich wie ein Tic entwickelt. Die betroffenen Personen verspüren nach dem Essen eine innere Spannung oder ein unangenehmes Gefühl, was schließlich zu einer Kontraktion der Bauchdecke führt. Nach dem Aufstoßen treten positive Empfindungen auf, wie eine Linderung von Angstzuständen oder Stress, während das Unterdrücken des Regurgitierens das Unbehagen verstärkt.2
Häufig falsch diagnostiziert
Das Ruminationssyndrom wird oft mit anderen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts verwechselt. Patienten halten ihre Symptome fälschlicherweise für Reflux oder Erbrechen. Ebenso kann Rumination als Komorbidität bei anderen Refluxerkrankungen vorliegen, welche zur Pathophysiologie des Ruminationssyndroms beitragen. Wird das Ruminationssyndrom nicht erkannt, kann dies sowohl psychosoziale Folgen, wie das Vermeiden von Essen in Gesellschaft, als auch physische Auswirkungen, z. B. Gewichtsverlust und Unterernährung, haben. Angesichts begrenzter empirischer Daten zum Ruminationssyndrom hat es sich ein Forscherteam der Harvard Medical School in Boston zum Ziel gesetzt, Häufigkeit und Charakteristik von Rumination bei Patienten mit gastrointestinalen Symptomen zu untersuchen sowie Parameter zu erstellen, welche eine Unterscheidung von Patienten mit und ohne Ruminationssyndrom ermöglichen.3
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