Wirkstoff-Lexikon

Naproxen

28.05.2021, 12:14 Uhr

Bei der Einnahme von Naproxen sind einige Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen zu beachten. (Grafik: DAZ.online)

Bei der Einnahme von Naproxen sind einige Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen zu beachten. (Grafik: DAZ.online)


Analgetika zählen zu den am häufigsten abgegebenen Arzneistoffen in der Selbstmedikation. Die Analgetika aus der Gruppe der NSAID vereinen neben der analgetischen Wirkung auch eine antipyretische und eine antiphlogistische Wirkung. Einen Blick auf Naproxen als insbesondere bei Gelenkschmerzen und Menstruationsschmerzen häufig eingesetztes NSAID wirft unsere heutige Ausgabe des Wirkstofflexikons – hier zum Nachlesen oder Anhören in unserem Podcast.


Der Wirkstoff Naproxen zählt zur Gruppe der Nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAID = non-steroidal anti-inflammatory drugs). Naproxen vereint dabei gleich 3 Wirkungen. Er wirkt analgetisch (= schmerzstillend), antipyretisch (= fiebersenkend) und antiphlogistisch (= entzündungshemmend). Der Wirkstoff wird daher eingesetzt bei entzündlichen Gelenkerkrankungen und Gichtanfällen sowie bei chronischen und rheumatoiden Arthritiden. Auch bei schmerzhaften Schwellungen und Entzündungen nach Verletzungen sowie bei krampfartigen Beschwerden während der Menstruation wird Naproxen zur symptomatischen Behandlung gegeben und steht auch in der Selbstmedikation zur Verfügung.

Wirkmechanismus

Wie alle NSAID hemmt Naproxen die Prostaglandinbiosynthese durch Hemmung der Enzyme Cyclooxygenase 1 und 2 – kurz COX-1 und COX-2. Diese Enzyme sind eigentlich für die Umwandlung von Arachidonsäure in cyclische Endoperoxide zuständig. Diese stellen wiederum die Vorstufe von Thromboxan, Prostacyclin und Prostaglandin dar. Die Prostaglandine sind körpereigene Stoffe, die an der Entstehung von Schmerzen und Fieber sowie bei entzündlichen Reaktionen beteiligt sind. Da Naproxen die Synthese dieser Prostaglandine hemmt, wirkt es analgetisch, antipyretisch und antiphlogistisch.

(Quelle: DAZ.online)

Pharmakokinetik

Naproxen wird nach oraler Applikation nahezu vollständig resorbiert. Die Bioverfügbarkeit liegt bei 80 bis 100 Prozent. Maximale Plasmaspiegel werden nach ca. ein bis vier Stunden erreicht. Der Abbau von Naproxen erfolgt in der Leber. Die beiden Metaboliten des Naproxens werden anschließend über die Niere ausgeschieden. Die Halbwertszeit von Naproxen ist im Vergleich zu den anderen NSAID (Ibuprofen HWZ = 1,5 – 2,5 h) deutlich höher und beträgt zwischen 10-18 Stunden. 

Da Naproxen die Plazentaschranke passiert und ebenfalls in die Muttermilch übergeht, ist die Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit eingeschränkt. 

Nebenwirkungen

Unter der Einnahme von Naproxen werden gastrointestinale Störungen wie Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Blähungen, Verstopfungen oder Bauchschmerzen beobachtet. In manchen Fällen können auch Magen-Darm-Blutungen auftreten. Diese Nebenwirkung ist insbesondere abhängig von Dosis und Dauer der Anwendung von Naproxen. Sollte der Patient unter der Naproxen-Einnahme unter starken Schmerzen im Oberbauch leiden, gilt es daher, einen Arzt aufzusuchen und das Naproxen abzusetzen. 

Gelegentlich kann es auch zu Hautreizungen kommen. 

Da auch zentralnervöse Nebenwirkungen wie Schwindel, Ohnmachtsgefühle, Müdigkeit und Sehstörungen unter der Einnahme von Naproxen auftreten können, sind Beeinträchtigungen der Reaktionsfähigkeit nicht auszuschließen. Die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr kann daher in Einzelfällen beeinträchtigt sein.

Wechselwirkungen (Auszug)

Naproxen geht mit zahlreichen anderen Arzneimitteln Wechselwirkungen ein. Im Folgenden ist eine Auswahl an Wechselwirkungen dargestellt: 

Wird Naproxen gleichzeitig mit weiteren NSAID eingenommen, kann das Risiko für Ulzera oder gastrointestinale Blutungen verstärkt werden. Gleiches gilt für die gleichzeitige Einnahme mit Glucocorticoiden, Selektive-Serotonin-Wiederaufnahmehemmern und für die gleichzeitige Einnahme mit Thrombozytenaggregationshemmern, wie z. B. Acetylsalicylsäure. Bei Acetylsalicylsäure kann zudem die Wirkung auf die Thrombozytenaggregation durch gleichzeitige Einnahme mit Naproxen vermindert werden. 

Bei gleichzeitiger Anwendung mit den Arzneimittel Digoxin, Phenytoin oder Lithium kann die Serumkonzentration dieser Stoffe erhöht werden. Da diese Arzneistoffe eine sehr enge therapeutische Breite aufweisen, gilt es hier, die Serumspiegel zu kontrollieren. 

Weitere Wechselwirkungen treten mit Diuretika, ACE-Hemmern und Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten auf. Hier kann die gleichzeitige Einnahme von Naproxen zu einer abgeschwächten Wirkung führen. Die Gefahr der Hyperkaliämie ist bei gleichzeitiger Einnahme von Naproxen mit Kaliumsparende Diuretika zudem erhöht. 

Darüber hinaus bestehen Wechselwirkungen mit weiteren Arzneimitteln wie z. B. Methotrexat, Ciclosporin, Warfarin, Antazida und Probenecid. 

Kontraindikationen (Auszug)

Die Anwendung von Naproxen darf nicht bei Überempfindlichkeit gegen diesen Wirkstoff erfolgen. Weitere Gegenanzeigen richten sich an die in der vorherigen beschriebenen gleichzeitigen Anwendung anderer Arzneistoffe. Darüber hinaus darf Naproxen nicht angewendet werden bei Reaktionen auf Acetylsalicylsäure oder andere NSAIDs wie z. B. Asthmaanfälle, Bronchospasmen, Rhinitis oder Urtikaria. Auch bestehende oder frühere Ulzera sowie gastrointestinale Blutungen bei vorheriger NSAID Therapie schließen die Einnahme von Naproxen aus. Des Weiteren zählen schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen und Herzinsuffizienz sowie ungeklärte Blutbildungsstörungen oder andere aktive Blutungen zu den Kontraindikationen von Naproxen. 

Schwangere, insbesondere im 3. Trimenon, zählen ebenso zu den Patientengruppen, die Naproxen nicht einnehmen dürfen. Bei Kindern muss vor allem auf eine passende Dosierung geachtet werden. Es ist beispielsweise eine Suspension im Handel, die ab 2 Jahren zur Behandlung der juvenilen rheumatoiden Arthritis indiziert ist.*

Dosierung

Naproxen ist als Tablette in unterschiedlichen Konzentrationen (200 mg, 250 mg, 500 mg und 750 mg) auf dem Markt. Darüber hinaus ist Naproxen auch als Suspension mit 50 mg/ml erhältlich. 

Die Dosierung von Naproxen richtet sich nach der Indikation.  

Rezeptfrei ist Naproxen in den Konzentrationen 200 mg und 250 mg ab 12 Jahren erhältlich. Für den Einsatz bei Schmerzen während der Menstruation sowie bei Gelenkschmerzen wird empfohlen, zu Beginn 1 – 2 Tabletten (250 – 500 mg) einzunehmen und danach, je nach Stärke der Beschwerden, alle 8 – 12 Stunden eine weitere Tablette (250 mg). Die Tageshöchstdosis von 750 mg darf dabei nicht überschritten werden. Die Einnahmedauer von Naproxen beträgt in der Selbstmedikation max. 4 Tage und kann auf Anweisung des Arztes auch über einen längeren Zeitraum erfolgen.

Naproxen wird unzerkaut mit reichlich Flüssigkeit und am besten vor den Mahlzeiten eingenommen. Für Patienten, die einen empfindlichen Magen haben, kann Naproxen auch während der Mahlzeiten eingenommen werden, um dem entgegenzuwirken. Alternativ ist Naproxen auch in Fixkombination mit dem Protonenpumpeninhibitor Esomeprazol erhältlich. 

Schwangerschaft und Stillzeit

In der Schwangerschaft sollte die Einnahme von Naproxen gemieden werden und insbesondere eine langfristige Therapie nur nach ärztlicher Absprache und strenger Indikationsstellung erfolgen. Im 3. und letzten Trimenon darf Naproxen sowie auch alle anderen NSAID unter keinen Umständen angewendet werden, da diese zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus arteriosus Botalli sowie zu Nierenschädigungen führen. 

Ist die Einnahme eines NSAID in der Schwangerschaft zwingend notwendig, kann im 1. und 2. Trimenon auf das besser untersuchte Ibuprofen oder ggf. auch auf Diclofenac ausgewichen werden. Im 3. Trimenon sind jedoch auch diese NSAID absolut kontraindiziert. Eine Alternative stellt das Analgetikum Paracetamol dar, welches in der gesamten Schwangerschaft angewendet werden kann. 

Auch in der Stillzeit gehört Naproxen aufgrund der langen HWZ von ca. 18 Stunden nicht zu den Mitteln der Wahl. Ist die Einnahme eines NSAIDs zwingend erforderlich, sollte auf das Mittel der Wahl Ibuprofen umgestellt werden. 

Quellen: 

Fachinformation – Naproxen  
Embryotox – Naproxen  
Geisslinger G., Menzel S. Mutschler Arzneimittelwirkungen. Pharmakologie – Klinische Pharmakologie – Toxikologie. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2020 

*Anmerkung der Redaktion: Dieser Text wurde am 18.08.2022 um 15:20 Uhr korrigiert: Ursprünglich hieß es, dass Naproxen bei Kindern kontraindiziert ist. In der passenden Dosierung und Indikation darf es jedoch auch schon Kleinkindern gegeben werden.


Annika Weidinger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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