Ärzte ohne Grenzen

Biontech soll Formel für Comirnaty freigeben

Stuttgart - 22.06.2021, 07:00 Uhr

Anlässlich der heutigen Aktionärsversammlung von Biontech fordert Ärzte ohne Grenzen, dass Biontech sofort Formel und Technologie seines Corona-Impfstoffs für geeignete Produzenten in ärmeren Ländern zur Verfügung stellt. (Foto: visivasnc / AdöbeStock)

Anlässlich der heutigen Aktionärsversammlung von Biontech fordert Ärzte ohne Grenzen, dass Biontech sofort Formel und Technologie seines Corona-Impfstoffs für geeignete Produzenten in ärmeren Ländern zur Verfügung stellt. (Foto: visivasnc / AdöbeStock)


Heute findet die Hauptversammlung von Biontech statt. Grund für Ärzte ohne Grenzen daran zu erinnern, dass Biontech finanzielle Forschungsunterstützung erhalten hat und nun die Formel seines COVID-19-Impfstoffes für die Produktion in ärmeren Ländern freigeben soll.

Anlässlich der heutigen Aktionärsversammlung von Biontech fordert Ärzte ohne Grenzen (ÄoG) das Unternehmen auf, sofort Formel und Technologie seines Corona-Impfstoffs für geeignete Produzenten in ärmeren Ländern zur Verfügung zu stellen. Dadurch könnte die Produktion entscheidend gesteigert werden, um auch jene Länder zu versorgen, die bisher noch kaum Impfstoff erhalten haben.

Zehn Impfstoffhersteller im Globalen Süden haben laut ÄoG bereits konkret Interesse angemeldet, auch in Afrika gebe es Kapazitäten. Christian Katzer, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen Deutschland, fordert von der Bundesregierung, sofort einen Technologietransfer zu veranlassen: „Angesichts der hohen Summen an öffentlicher Förderung ist Biontech in der Pflicht, sein Wissen zu teilen. Eine Freigabe der Impfstofftechnologie könnte viele Leben retten und wäre ein erster Schritt für eine afrikanische Impfstoffproduktion.“

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Der mRNA-Impfstoff von Biontech sei für die Herstellung und Verwendung in ärmeren und südlichen Ländern gut geeignet: Er könne in kleineren Fabriken zu einem relativ günstigen Preis hergestellt werden und sei außerdem bei Kühlschranktemperatur einen Monat haltbar. Zudem lässt er sich laut Angaben des Herstellers leicht an Virusvarianten anpassen. Durch die enttäuschenden Daten zu Curevac, dem zweiten deutschen mRNA-Impfstoff, steigt der Druck auf Biontech, seine Formel zur Verfügung zu stellen.

Produktionskapazitäten vorhanden

Erfahrungen mit den Impfstoffen von Biontech und Moderna zeigten, dass ein Technologietransfer in nur fünf bis acht Monaten möglich ist. Biontechs Pläne, eine Produktion in Afrika binnen vier bis fünf Jahren aufzubauen, seien deshalb kein Ersatz für eine notwendige kurzfristige Lösung, so die Organisation. Ärzte ohne Grenzen konnte bereits durch eine kurze Recherche zahlreiche Unternehmen in Afrika identifizieren, die mRNA-Impfstoff produzieren könnten. Diese benötigten dafür aber Formel und Technologie und eine gewisse finanzielle und logistische Unterstützung. Weltweit hätten bereits zehn Impfstoffhersteller aus ärmeren Ländern beim mRNA-Transfer-Hub der Weltgesundheitsorganisation konkretes Interesse angemeldet. Doch bisher haben weder Biontech noch Moderna ihre Technologie zur Verfügung gestellt. 

„Die Kapazitäten sind vorhanden“, sagt Meike Schwarz, Impfstoff-Expertin bei Ärzte ohne Grenzen. „Je schneller die Unternehmen ihr Know-how teilen, desto schneller können wir diese Pandemie beenden. Und desto besser sind wir für die Zukunft und mögliche kommende Pandemien vorbereitet, weil wir weltweit Produktionskapazitäten haben.“

Daher müsse nun die Politik alle Mittel nutzen und die Unternehmen dazu bringen, ihr Wissen zu teilen. Biontech hat 375 Millionen Euro vom Deutschen Forschungsministerium erhalten sowie einen Kredit über 100 Millionen Euro von der Europäischen Investitionsbank.


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