Gute Nachrichten zur Corona-Immunität

Antikörper bleiben sieben Monate nach der Infektion stabil

Remagen - 17.08.2021, 09:15 Uhr

Eine Studie liefert neue Beweise dafür, dass die Spiegel der IgG-Antikörper bis zu sieben Monate nach der SARS-CoV-Infektion stabil bleiben oder sogar noch ansteigen. (Foto: Siarhei / AdobeStock)

Eine Studie liefert neue Beweise dafür, dass die Spiegel der IgG-Antikörper bis zu sieben Monate nach der SARS-CoV-Infektion stabil bleiben oder sogar noch ansteigen. (Foto: Siarhei / AdobeStock)


Die Dynamik und Dauer der Immunität gegen das neuartige Coronavirus sind wichtige Schlüssel für die Bekämpfung der Pandemie und weitere Vorhersagen zu ihrem Verlauf. Eine Studie aus Spanien liefert neue Beweise dafür, dass die Spiegel der IgG-Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Spike-Protein bis zu sieben Monate nach der Infektion stabil bleiben oder sogar noch ansteigen. Außerdem könnten auch vorhandene Antikörper gegen Erkältungs-Coronaviren zum Schutz vor einer Infektion beitragen.

Längsschnittstudien zur Beurteilung der SARS-CoV-2-Antikörperkinetik haben ergeben, dass die IgA und IgM-Antikörper zwischen Woche drei und vier nach Beginn der Symptome (PSO) ihren Höhepunkt erreichen und danach abnehmen, wobei IgA länger anhält als IgM. Außerdem wurde beobachtet, dass IgG gegen das Nukleokapsid (N)-Protein, das im Virus oder in infizierten Zellen gefunden wird, schneller zerfällt als IgG gegen das Spike-Protein. Während Antikörper, die auf das N-Protein abzielen, SARS-CoV-2 wahrscheinlich nicht direkt neutralisieren, gelten diejenigen, die auf das Spike-Protein abzielen, das für die Interaktion mit dem ACE2-Rezeptor in den Wirtszellen verantwortlich ist, als die Haupt-Neutralisatoren.

Die Rolle von Corona-Erkältungsviren für die Immunität

Für die Immunität könnten aber auch bereits vorhandene Antikörper gegen Coronaviren, die Erkältungen (HCoVs) verursachen, eine Rolle spielen. Vier niedrig pathogene HCoV-Erkältungsviren zirkulieren seit mindestens 100 Jahren beim Menschen: die Alpha-Coronaviren 229E und NL63 sowie die Beta-Coronaviren OC43 und HKU1. Sie machen etwa zehn Prozent aller akuten Atemwegsinfektionen aus. Deshalb wird vermutet, dass ein erheblicher Teil der Weltbevölkerung Antikörper gegen sie trägt, auch wenn die schützende Immunität möglicherweise nur kurz anhält.

Großes Panel von SARS-CoV-2-Antikörpern analysiert

Ein Team um Carlota Dobaño, Forscherin am Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal) hat in einer Studie wichtige neue Erkenntnisse zum Verlauf der Immunität nach einer Corona-Infektion gewonnen. Mit Hilfe der Luminex-Technologie sowie der Durchflusszytometrie untersuchte die Gruppe die Antikörperkinetik und Neutralisationskapazität von IgM-, IgG- und IgA-Isotypen gegen ein Panel von sechs SARS-CoV-2-Antigenen und die Kreuzreaktivität mit dem N-Antigen der vier endemischen HCoVs (HKU1, 229E, OC43 und NL63), um die potenziellen Auswirkungen auf den COVID-19-Schutz zu bewerten. Grundlage dafür waren Blutproben von 578 Teilnehmern einer Kohorte von Gesundheitspersonal, die zu vier verschiedenen Zeitpunkten zwischen März und Oktober 2020 entnommen wurden. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt in Nature Communications publiziert. Wie Dobaño betont, handelt es sich um die erste Studie, die Antikörper gegen ein so großes Panel von SARS-CoV-2-Antikörpern über einen Zeitraum von sieben Monaten bewertet.  

IgG-Spiegel stiegen bei vielen später sogar noch an

Die Ergebnisse zeigten zunächst, dass die Mehrzahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen sich während der ersten Pandemiewelle infiziert hatte. Der Anteil der Teilnehmer mit SARS-CoV-2-Antikörpern stieg zwischen März und Oktober nur leicht an (von 13,5 auf 16,4 Prozent). IgA und IgM erreichten innerhalb des ersten Monats nach Beginn der Symptome ihren Höhepunkt, IgG um Tag 50. Die Antikörperspiegel, einschließlich solcher mit neutralisierender Kapazität, blieben im Allgemeinen bis zu 230 Tage stabil, mit Ausnahme der IgM-und der IgG-Nukleokapsid-Antigen bezogenen Spiegel, die abnahmen. Hinsichtlich der IgM-Antikörper blieben 34 Prozent der Teilnehmer seropositiv und bezüglich der IgG-Antikörper gegen das N-Antigen 26 Prozent. „Überraschenderweise konnten wir ab dem fünften Monat bei 75 Prozent der Teilnehmer sogar einen Anstieg der IgG-Anti-Spike-Antikörper feststellen, ohne dass es Hinweise auf eine erneute Exposition gegenüber dem Virus gab“, stellt Gemma Moncunill, leitende Co-Autorin der Studie, fest. In der Kohorte seien keine Reinfektionen beobachtet worden. Die Forscher beobachteten auch einen Trend zu einem höheren Antikörperanstieg bei Teilnehmern mit einer kürzeren Symptomdauer (weniger als zehn Tage) im Vergleich zu Teilnehmern, die länger Symptome hatten. 

Weiterhin deuten die Ergebnisse der Studie darauf hin, dass Antikörper gegen humane Erkältungs-Coronaviren (HCoV) einen Kreuzschutz gegen eine SARS-CoV-2-Infektion oder COVID-19-Erkrankung verleihen könnten. Menschen, die mit SARS-CoV-2 infiziert waren, hatten niedrigere HCoV-Antikörperspiegel. Darüber hinaus wiesen asymptomatische Personen höhere Anti-HCoV-IgG- und -IgA-Werte auf als Personen mit symptomatischen Infektionen. „Obwohl der Kreuzschutz durch eine bereits bestehende Immunität gegen Erkältungs-Coronaviren noch bestätigt werden muss, könnte dies dazu beitragen, die großen Unterschiede in der Anfälligkeit für die Krankheit innerhalb der Bevölkerung zu erklären“, meint Dobaño.


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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