BAK und ABDA gegen Vertretungsbefugnis

Overwiening: „Dass PTA aufgrund von Routine vertreten können, ist ein Trugschluss“

Stuttgart - 25.08.2021, 15:15 Uhr

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening machte am gestrigen Dienstag in ihrem regelmäßig stattfindenden Facebook-Live-Talk klar, dass die ABDA auch eine stundenweise Vertretungsbefugnis für PTA kategorisch ablehnt. (Screenshot: Facebook.com)

ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening machte am gestrigen Dienstag in ihrem regelmäßig stattfindenden Facebook-Live-Talk klar, dass die ABDA auch eine stundenweise Vertretungsbefugnis für PTA kategorisch ablehnt. (Screenshot: Facebook.com)


Die ABDA hält nichts von einer auch nur stundenweisen Vertretungsbefugnis für PTA. Das machte Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in ihrem Facebook-Livetalk mehr als deutlich. Der Vorschlag war vom CDU-Bundestagsabgeordneten Alexander Krauß vergangene Woche ins Spiel gebracht worden. Auch die Bundesapothekerkammer stellt sich in einer Stellungnahme klar dagegen.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Alexander Krauß hatte vergangene Woche vorgeschlagen, Pharmazeutisch-technischen Assistent:innen (PTA) die kurzfristige Vertretung eines oder einer Approbierten zu erlauben. Denkbar sei etwa, dass PTA mit mindestens fünf Jahren Berufspraxis stundenweise für Apotheker:innen „einspringen“. Angesichts des sich verschärfenden Personalengpasses in den Apotheken sollte man jetzt „nach praktischen Lösungen suchen“, sagte Krauß. Er meint: „Durch eine entsprechende Berufserfahrung haben PTA ein Gespür entwickelt, inwieweit sie den Kunden helfen können.“ Möglich sei auch, die Vertretung an eine Weiterbildung zu knüpfen. Der Bundesverband PTA zeigte sich über die Ideen hocherfreut: „Mit diesem Vorschlag trifft Krauß ins Schwarze.“ Der Verband hat auch schon ein erstes Konzept erdacht, wie PTA für die neue Aufgabe qualifiziert werden könnten. Und er ist zuversichtlich, dass innerhalb eines Jahres die Weichen gestellt sein könnten – vorausgesetzt, die ABDA spielt mit. 

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Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Wie ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening am gestrigen Dienstag in ihrem regelmäßig stattfindenden Facebook-Live-Talk klarmachte, lehnt die ABDA auch eine stundenweise Vertretungsbefugnis für PTA kategorisch ab. Sie verwies dabei auf die Apothekenbetriebsordnung, die eindeutig regle, dass eine Apothekerin oder ein Apotheker zugegen sein müssen. Schließlich könne es jederzeit zu Nachfragen oder Interventionen kommen, wo man ein profundes pharmazeutisches Wissen brauche, damit Patienten gut versorgt werden und geschützt sind. Die Routine, die PTA über die Jahre erwerben, scheine diese Möglichkeit zu offenbaren, so Overwiening weiter. Aber das sei in Trugschluss. „Für mich ist das ein Vorschlag, den wir zwar ernst nehmen, aber insofern ernstnehmen, dass wir uns kategorisch dagegen positionieren“, erklärt die ABDA-Präsidentin. Auch die Bundesapothekerkammer habe in ihrer Stellungnahme klargemacht, dass sie auch die stundenweise Vertretung von Apotheker:innen durch PTA als nicht zielführend ablehne, so Overwiening. 

BAK lehnt Vorschlag ebenfalls ab

Die Bundesapothekerkammer (BAK) hatte sich nämlich in einer Stellungahme zuvor schon klar gegen den Vorstoß des Unionspolitikers ausgesprochen: 


In der Apothekenbetriebsordnung ist eindeutig geregelt, dass immer ein Apotheker oder eine Apothekerin in der Apotheke anwesend sein müssen. Diese Regelung dient der Arzneimittelsicherheit und damit vor allem der Patientensicherheit. Patientinnen und Patienten können sich darauf verlassen, dass immer eine approbierte Fachkraft anwesend ist, die möglicherweise auftretende Probleme zusammen mit der PTA lösen kann. Dieses pharmazeutische Sicherheitsnetz ist auch für berufserfahrene PTA unverzichtbar. Deshalb lehnen wir auch die stundenweise Vertretung von Apotheker*innen durch PTA als nicht zielführend ab.“

Statement der BAK zur Vertretungsbefugnis durch PTA



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Kein Verständnis

von Hansebaby am 25.08.2021 um 20:33 Uhr

Hat jemand von den Kammervorgesetzten jemals in einer Apotheke gearbeitet?! Ist es nicht langsam Zeit etwas zu ändern! Sorry, aber wieso darf in der Politik jeder aus jedem Bereich arbeiten ohne jegliche Erfahrung in seinem Ministeramt?! Etwas konträr, oder? Und ich bin selbst leitende Apothekerin!!!

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Kein Verständnis

von Stefan Haydn am 26.08.2021 um 16:42 Uhr

Also bitte, wenn in einer Apotheke die PTA mehr Wissen hat als ihre approbierten Kolleginnen, dann sollte man die Approbierten mal nach ihrem Berufsverständnis und der Rechtfertigung ihrer Entlohnung fragen.

AW: Kein Verständnis

von Hansebaby am 26.08.2021 um 17:08 Uhr

Es geht hier im Vordergrund nicht um den Wissenstand einer PTA! Fakt ist, dass wir in Deutschland ein Fachpersonalmangel haben, der in der öffentlichen Apotheke enorm ist und durch den Wegfall der Pharmazieingenieure noch deutlicher zu spüren sein wird! Zum Thema Vergütung muss man mal hinterfragen, warum Pharmaziestudenten häufiger den Weg in die Industrie wählen als in die öffentliche Apotheke! Schlussendlich wollen wir alle die öffentlichen Apotheken stärken, nur wie kann das passieren, wenn wir nicht mit der Zeit gehen?!

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