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Der Tod kifft mit
Suizidalität steigt mit zunehmendem Cannabis-Konsum
Mittlerweile ist der nicht-medizinische Konsum von Cannabis in 18 der 50 US-Staaten für Personen ab 21 Jahren erlaubt. Dass sich der gesteigerte Genuss des Rauschmittels möglicherweise nicht ganz unbedenklich auf die Psyche auswirkt und sogar mit verstärkter Suizidalität einhergehen kann, zeigt eine vor kurzem veröffentlichte Studie.
Die Legalisierung von Marihuana ist ein großes Thema in den Vereinigten Staaten. Laut einer Umfrage des Pew Research Centers im Jahr 2021 befürworten 60 Prozent der Amerikaner eine Legalisierung von Cannabis für den Freizeitgebrauch. Die Nutzung für medizinische Zwecke wird sogar von 91 Prozent der Amerikaner befürwortet. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich zwischen 2008 und 2019 die Zahl der Erwachsenen mit Cannabiskonsum von 22,6 Millionen auf 45,0 Millionen nahezu verdoppelt hat. Parallel dazu stieg die Zahl der Cannabiskonsumstörungen von 3,4 auf 4,1 Millionen an. Die Zahl der täglich oder fast täglich konsumierenden Cannabis-Verbraucher verdreifachte sich beinahe von 3,6 auf 9,8 Millionen. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der dokumentierten schweren depressiven Episoden im vergangenen Jahr um 25 Prozent auf 19,4 Millionen an. Die Zahl der Amerikaner mit ernsthaften Suizidgedanken stieg um 31 Prozent auf zwölf Millionen an und die Zahl der Suizidtoten erhöhte sich um 24 Prozent. Es ist bekannt, dass Depressionen eine der stärksten Risikofaktoren für Suizidalität sind. Cannabiskonsum wiederum wird in Verbindung mit Depressionen und Suizidgedanken gebracht. Wie genau diese Beobachtungen zusammenhängen, wurde bislang nicht näher untersucht.
Mehr Suizide durch Cannabis?
Um hier mehr Klarheit zu schaffen, untersuchte das amerikanische National Institute on Drug Abuse die über einen Zeitraum von zwölf Jahren erhobenen Daten des jährlich durchgeführten National Survey on Use and Health. Sie gingen der Frage nach, ob Cannabis-Konsum und -Missbrauch mit einem erhöhten Suizidalitätsrisiko bei jungen Erwachsenen mit/ohne Depression verbunden sind, und ob diese Zusammenhänge in Abhängigkeit vom Geschlecht variieren. Unter den 281.650 Erwachsenen (18 bis 34 Jahre; Männer: 49,9 Prozent), die in die Analyse einbezogen wurden, nahmen – mit Ausnahme der High-School-Schüler – in allen untersuchten soziodemografischen Untergruppen die Suizidalität, sowie der tägliche Cannabiskonsum im vergangenen Jahr tatsächlich zu. So stieg die Prävalenz von Suizidgedanken, -plänen und -versuchen in 2018 bis 2019 verglichen zu 2008 bis 2009 um das 1,4- bis 1,6-Fache. Ähnliche Zahlen zeigten sich auch im bereinigten Risikoverhältnis (aRR). Das Risiko für Suizidgedanken stieg um 40 Prozent [aRR: 1,4; 95 Prozent-Konfidenzintervall [KI]: 1,3 bis 1,5], für Suizidpläne um 60 Prozent [aRR: 1,6; 95 Prozent-KI: 1,5 bis 1,9] und für Suizidversuche um 40 Prozent [aRR: 1,4; 95 Prozent-KI: 1,2 bis 1,7] an.
Frauen häufiger betroffen
In der Gruppe der nicht-depressiven Personen lag die Prävalenz von Suizidgedanken unter den Cannabiskonsumenten vergleichsweise höher als bei jenen, die kein Marihuana rauchten. Bei den Frauen zeigte sich ein Unterschied von knapp 10 Prozent (13,9 Prozent vs. 3,5 Prozent), bei den Männern von knapp 7 Prozent (9,9 Prozent vs. 3,0 Prozent). Insgesamt trat die beobachtete Suizidalität unter den Frauen signifikant häufiger als bei den Männern auf. So lag der Anteil an Personen mit Cannabismissbrauch und Depressionen, die einen Suizid planten, bei Frauen etwa doppelt so hoch wie bei Männern (23,7 Prozent vs. 15,6 Prozent; p < 0,001). Ebenso stieg die Zahl der Selbstmorde um 51,9 Prozent bei den Frauen (von 1.569 auf 2.384) und 44,9 Prozent bei den Männern (von 7.266 auf 10.529).
Besorgniserregender Trend
Zusammenfassend lässt sich durch die Studie ein besorgniserregender Trend in den USA feststellen: Von 2008 bis 2019 nahmen Suizidgedanken, -pläne und -versuche um 40 Prozent bis 60 Prozent parallel zum Anstieg des Cannabiskonsums und des Anstiegs von Depressionen zu. Besonders gefährdet waren junge Erwachsene (Alter 18 bis 23 Jahre), Frauen und Personen mit einem Jahreseinkommen unter 20.000 USD. Nun muss in weiteren Untersuchungen der zugrunde liegende Mechanismus geklärt werden. Denn noch ist unklar, ob der beobachtete Anstieg auf den Cannabiskonsum selbst oder auf sich überschneidende Risikofaktoren zurückzuführen ist.
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