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Vorwurf der Steuerhinterziehung
Prozess gegen Ex-AvP-Chef Wettstein zieht sich
Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des insolventen Apothekenrechenzentrums AvP, Mathias Wettstein, muss weiter auf sein Urteil warten. Seit Mai sitzt er in Untersuchungshaft, seit Ende August muss er sich vor dem Landgericht Düsseldorf verantworten. In dem Strafprozess geht es allerdings ausschließlich um die Steuerdelikte Wettsteins und nicht primär um die Zahlungsunfähigkeit von AvP. Am heutigen Montag wurde die Beweisaufnahme vor Gericht fortgesetzt – zu einer Urteilsverkündung kam es jedoch nicht.
Seit Ende August läuft vor dem Landgericht Düsseldorf das Gerichtsverfahren gegen Mathias Wettstein, dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden des insolventen Apothekenrechenzentrums AvP. Wie bereits berichtet, ermittelt seit Anfang des Jahres die Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen bei der Staatsanwaltschaft Düsseldorf gegen fünf ehemalige Führungskräfte des privaten Rechenzentrums. Es geht unter anderem um den Verdacht auf Insolvenzverschleppung, Bilanzfälschung, Urkundenfälschung, Betrug, Bankrott sowie Untreue. Während die Ermittlungen gegen die übrigen Personen offenbar andauern, startete der Prozess gegen Wettstein bereits am 24. August 2021. Seit Mitte Mai sitzt er in Untersuchungshaft. Doch vor dem Landgericht Düsseldorf geht es aktuell „nur“ um Steuerhinterziehung und nicht um die Vorwürfe im direkten Zusammenhang mit den Geschehnissen, die zur Zahlungsunfähigkeit des Rechenzentrums AvP Anfang September 2020 geführt haben.
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Dem Ex-AvP-Manager wird vielmehr vorgeworfen, von 2012 bis Ende Februar 2020 bei seinen Einkommensteuerbescheiden eine zu geringe Steuer festgesetzt zu haben – dahinter sollen verdeckte Gewinnausschüttungen stecken, die nicht gemeldet wurden. Es geht nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft um rund 8,8 Millionen Euro, die nicht gezahlt wurden. Wettstein hatte selbst auf den Sachverhalt hingewiesen und ihn geschildert – allerdings kam er auf einen weit geringeren Fehlbetrag als die Staatsanwaltschaft.
Am heutigen vierten Verhandlungstag wurde deutlich, wie komplex der Sachverhalt ist. Ein Mitarbeiter des Finanzamts Düsseldorf Nord, der als Zeuge geladen war, brachte es mit seiner Einschätzung auf den Punkt, dass die Höhe und Vielfalt der Wettstein-Einkünfte auch in der eigenen Behörde für besondere Situationen gesorgt hätten. Allein zwischen 2016 und 2019 soll Wettstein 13 Millionen Euro für die private Lebensführung aufgewendet haben. Dazu gehörte vor allem die Finanzierung der Fliegerei als Hobby – mit eigenem Flugzeug und Firma. Doch Wettstein soll Gelder, die er mutmaßlich aus verdeckten und nicht angezeigten Gewinnausschüttungen zog, auch in weitere Unternehmen und Immobilien investiert haben. Seine zunächst auf 15 Millionen Euro geschätzte Privatvilla konnte inzwischen mithilfe eines Maklers für rund 7,8 Millionen Euro veräußert werden.
Da die Höhe einer Strafe am Ende des Steuerprozesses maßgeblich davon abhängt, ob der hinterzogene Betrag zurückgezahlt werden kann, versucht Wettstein derzeit unter Hochdruck, sein Vermögen zu liquidieren. Um seine Unternehmen zu stabilisieren, hatte er jedoch unmittelbar nach Bekanntwerden der AvP-Pleite im vergangenen Jahr damit begonnen, Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern zu tilgen. In dem aktuellen Verfahren haben sich die Prioritäten aber geändert: Nun geht es primär um die Begleichung der Steuerschuld.
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