Noch nicht da und schon resistent

Neue Antibiotika-Kombi enttäuscht

Stuttgart - 22.09.2021, 09:15 Uhr

Noch vor der Einführung in Deutschland zeigten die Ergebnisse einer Studie der Justus-Liebig-Universität (JLU) und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), dass Bakterien bereits nicht mehr auf die Kombination ansprachen. (x / Foto: Nicolae / AdobeStock)

Noch vor der Einführung in Deutschland zeigten die Ergebnisse einer Studie der Justus-Liebig-Universität (JLU) und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), dass Bakterien bereits nicht mehr auf die Kombination ansprachen. (x / Foto: Nicolae / AdobeStock)


Bislang wurden vor allem Carbapeneme als Notfall-Antibiotika eingesetzt. Zunehmend schlagen diese jedoch nicht mehr an. Vor allem Griechenland und Italien kämpfen mit diesem Problem. Sie hatten viel Hoffnung in eine neue Kombinationstherapie aus Aztreonam und Avibactam gesetzt. Doch schon vor der Einführung in Deutschland macht sich jetzt Ernüchterung breit.

Ungefähr vor vier Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Liste mit zwölf multiresistenten Erregern herausgegeben, für die dringend neue Wirkstoffe entwickelt werden sollten. Neben Acinetobacter baumannii und Pseudomonas aeruginosa waren dort auch die beiden Enterobakterien Escherichia coli und Klebsiella pneumoniae zu finden. Letztere gelten als gefährliche Krankenhauskeime, die vor allem Infektionen in Darm und Harnwegen hervorrufen können. 

Bislang wurden vor allem Carbapeneme als Notfall-Antibiotika eingesetzt. Zunehmend schlagen diese jedoch nicht mehr an, da die Bakterien durch die Bildung von Carbapenemasen die Antibiotika hydrolysieren und somit wirkungslos machen. 

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Vor allem Griechenland und Italien haben mit diesem Problem zu kämpfen und haben daher viel Hoffnung auf die neue Kombinationstherapie aus Aztreonam und Avibactam gesetzt. Aztreonam (Cayston®) ist ein bereits bekannter Vertreter der Monobactame und hemmt die bakterielle Zellwandsynthese. Avibactam, ein β-Lactamase-Inhibitor, ist dagegen eine neue Substanz, die die Bakterien wieder gegen Carbapeneme angreifbar machen soll. Bislang wurde die Kombination nur in klinischen Studien genutzt. 

Vor wenigen Tagen erreichte die Fachwelt dann der große ernüchternde Schlag: Noch vor der Einführung in Deutschland zeigten die Ergebnisse einer Studie der Justus-Liebig-Universität (JLU) und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), dass Bakterien bereits nicht mehr auf die Kombination ansprachen. Neben veränderten bakteriellen Strukturen konnten die Arbeitsgruppen auch den Erwerb bestimmter Resistenz­gene nachweisen. „Die Erwartung als Hoffnungsträger-Kombination bei Infektionen mit Carbapenem-resistenten Erregern kann möglicherweise nicht erfüllt werden“, so die Bilanz der Wissenschaftler.

Literatur

Alarmierend: Resistenzen gegen eine neue Wirkstoffkombination schon vor dem Einsatz in Deutschland nachweisbar. Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), 1. September 2021

Fachinformation Aztreonam (Cayston®): Stand April 2019


Marina Buchheit-Gusmão, Apothekerin
redaktion@daz.online


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