E-Rezept-Rollout verschoben

Polap: „Vernünftige Sache, eine Testphase zu verlängern“ (Video)

Stuttgart - 30.09.2021, 17:50 Uhr

Lars Polap, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Apothekensoftwarehäuser, hält er die Entscheidung für richtig, die E-Rezept-Testphase in der Fokusregion Berlin-Brandenburg verlängern.  (x / Foto: Pharmatechnik)

Lars Polap, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Apothekensoftwarehäuser, hält er die Entscheidung für richtig, die E-Rezept-Testphase in der Fokusregion Berlin-Brandenburg verlängern.  (x / Foto: Pharmatechnik)


Völlig unerwartet kam die offizielle Meldung der Gematik heute Vormittag nicht: Die E-Rezept-Testphase in der Fokusregion Berlin-Brandenburg wird verlängert. Der bundesweite Roll-out, eigentlich auf morgen terminiert, verschiebt sich auf Dezember. Als Grund für die Planänderung wird genannt, dass viele Arztpraxen noch gar nicht die technische Möglichkeit haben, E-Rezepte auszustellen. Lars Polap, Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Apothekensoftwarehäuser, erklärt, weshalb er die Entscheidung für richtig hält.

Ab dem 1. Oktober 2021 sollte es eigentlich freiwillig und bundesweit losgehen. Doch der Roll-out des E-Rezepts verzögert sich – schon wieder. Hinter vorgehaltener Hand hatten sich in den letzten Wochen immer mehr Vertreterinnen und Vertreter der Ärzte- und Apothekerschaft, der Softwareanbieter sowie der Rechenzentren skeptisch geäußert. 

(Video: Armin Edalat / DAZ)

Die bundesweite Einführung des E-Rezepts war ursprünglich für Juli 2021 geplant, dann wurde der 1. Oktober in Aussicht gestellt. Seit Juli laufen E-Rezept-Tests in der Fokusregion Berlin-Brandenburg. Laut gestrigem Beschluss der Gesellschafterversammlung der Gematik sollen diese Probedurchläufe nun bis Ende November fortgesetzt werden. Als Grund für die Planänderung gibt die Gematik an, dass viele Arztpraxen gar nicht die technische Möglichkeit haben, E-Rezepte auszustellen: So mangele es an zertifizierten Updates für ihre Praxisverwaltungssysteme. Bisher haben viele Versicherte außerdem noch nicht die neueste Generation der elektronischen Gesundheitskarte mit NFC-Schnittstelle und dazugehöriger PIN.

Da weiterhin an der Einführungspflicht zum 1. Januar 2022 festgehalten wird, können sich die Apotheken bundesweit nur noch im Dezember mit dem E-Rezept und den neuen Abläufen auf freiwilliger Basis vertraut machen. Lars Polap begleitet als Geschäftsführer des Apothekensoftwarehauses Pharmatechnik sowie als Vorstandsmitglied des Bundesverbands der Apothekensoftwarehäuser (ADAS) die Aktivitäten in der Fokusregion. 

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Er hält es für vernünftig, dass weiterhin Testdurchläufe stattfinden. Man müsse einer hohen Anzahl der Beteiligten die Gelegenheit geben an einem Ende-zu-Ende-Test teilzunehmen, so Polap. Zugleich macht er deutlich, dass bereits echte Verordnungen als E-Rezepte die Tests erfolgreich durchlaufen haben.

Im Hinblick auf den Jahreswechsel sollten die Apotheken ihr Personal schulen und interne Abläufe den E-Rezepten anpassen. Entsprechende Angebote würde es bald geben. Er glaube zudem nicht, dass ab Januar der „große Hebel zentral umgelegt werden kann“, und es ab dann nur noch E-Rezepte gibt. Auch Gematik-Chef Markus Leyck Dieken machte dies in einem heute veröffentlichten Statement deutlich: Das E-Rezept werde Anfang 2022 nicht wie auf Knopfdruck überall zu haben sein, sondern „nach und nach flächendeckend zur Verfügung stehen“.


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Jahreswechsel ? NEIN !

von Dr. Ralf Schabik am 30.09.2021 um 19:49 Uhr

Gerade im Hinblick auf den Jahreswechsel ist eine Schulung der Teams zum Thema eRezept kontraproduktiv !!! Die Teams in den Apotheken, die die Pandemie bewältigt haben, sind stehend ko und ausgebrannt. WENN die jetzt Interesse an Schulungen haben, dann mal wieder was Fachliches aus der Pharmazie. Aber nicht irgendwelche unausgegorene Gaga-Bürokratie. Ist eigentlich bei den Verantwortlichen noch NICHT angekommen, dass schon die relativ "einfachen" HashCodes riesige Probleme machen und aufwändig nachbearbeitet werden müssen ? Ab Oktober die "Dj"-Retaxationen. In den nächsten Monaten Rabattvertragschaos. Ach ja ... und in Teilen der Republik haben wir auch noch Pandemie. Schon vergessen ??? Und viele andere Baustellen mehr. ICH werde mein Team erst dann schulen, wenn ein vernünftiges Konzept für das eRezept steht. Zu sehr hat uns die Politik in den letzten Monaten und Jahren mit halbgarem Schrott drangsaliert - und ein Regierungswechsel macht das nicht einfacher ! 166 (einhundertsechsundsechzig !) Info-Faxe hat uns unser fleißiger Verband Stand heute um die Ohren gehauen. Das muss alles erstmal verarbeitet werden. Von daher: Macht ein Ende dem Trauerspiel und verschiebt offiziell den Start des eRezepts !!! Was die Bürokraten in dem Land alles vergeigen, haben wir ja vergangenen Sonntag in Berlin gesehen ... zu blöd, um eine Wahl vernünftig vorzubereiten ... und hinterher werden geschätzte Ergebnisse abgegeben. Sollen wir also in den Apotheken auch einfach mal Phantasiedaten in die EDV hauen, wenn die Infrastruktur nicht passt ???

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