Neuer Versorgungsbereich

Für Trink- und Sondennahrung künftig Präqualifizierung erforderlich

Stuttgart - 20.10.2021, 15:15 Uhr

Der Kriterienkatalog enthält nun einen neuen Versorgungsbereich „Trink- und Sondennahrung“.(c / Foto: IMAGO / Matthias Koch)

Der Kriterienkatalog enthält nun einen neuen Versorgungsbereich „Trink- und Sondennahrung“.(c / Foto: IMAGO / Matthias Koch)


Ab 1. Januar 2022 ändern sich die Vorgaben zur Versorgung von Patient:innen mit Trink- und Sondennahrung – es ist künftig eine Präqualifizierung notwendig. Der Kriterienkatalog wurde nämlich um den Versorgungsbereich „Trink- und Sondennahrung“ ergänzt. Noch gültige Präqualifizierungen sind davon unberührt, bei der Re-Präqualifizierung sollten Apotheken, die weiterhin in diesem Bereich tätig sein wollen, darauf achten, den neuen Bereich mit zu beantragen. Sonst können sie keine Trink- und Sondennahrungen zulasten der GKV mehr abgeben.

Der Kriterienkatalog zur Präqualifizierung der Leistungserbringer gehört vermutlich nicht zur Lieblingslektüre der meisten Apothekenteams. Zu absurd muten die Voraussetzungen an, an die die Versorgung mit bestimmten Hilfsmitteln geknüpft ist. Für den einen oder anderen  ist das Grund genug, manche Bereiche einfach aufzugeben, zumal es sich ja im Regelfall nicht einmal lohnt. In diesen ungeliebten Katalog wurde nun ein neuer Versorgungsbereich aufgenommen, der die Apotheken leider auch betrifft. Er trägt die Bezeichnung 03F15 und beinhaltet Trink- und Sondennahrungen.

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Immer Ärger mit der Präqualifizierung

Ab 1. Januar 2022 können sich Apotheken für diesen Versorgungsbereich präqualifizieren lassen. Eine noch bestehende Präqualifizierung ist davon auch unberührt. Wird die Requalifizierung beantragt, sollten Apotheken, die weiterhin Trink- und Sondennahrung zulasten der GKV abgeben möchten, diesen Bereich mit ankreuzen, andernfalls kann keine enterale Ernährung mehr auf Rezept abgegeben werden.

Anforderungen überschaubar

Immerhin dürften die Anforderungen keine Apotheke vor größere Schwierigkeiten stellen. So kommen zum Beispiel Approbierte, PTA und Pharmazieingenieure als fachliche Leitung infrage. Sie müssen außerdem Muster bereithalten – und es ist ein Raum zur Beratung mit Sitzgelegenheit erforderlich. Die sachgerechte Lagerung muss natürlich ebenfalls möglich sein, ebenso wie die zeitnahe Versorgung und Beratung im häuslichen Umfeld.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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10 Kommentare

Und keine Gegenwehr von Seiten der Verbände?

von Andreas Grünebaum am 21.10.2021 um 13:36 Uhr

Da fällt mir noch der hier ein: "Pharmazie- und Medizinstudent werden aufgefordert, dass Telefonbuch von Posemuckel auswendig zu lernen. Daraufhin der Medizin Student: "Warum?" und der Pharmazie Student "Bis wann?"

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unfaßbar

von J.M.L. am 21.10.2021 um 8:27 Uhr

Es in der Tat ein unfassbares Versagen unserer Standesführung, dass wir uns nach 8 Semestern und 3 Staatsexamen für die Abgabe eines Lebensmittels qualifizieren müssen.
Vergleichbar wäre, wenn sich ein Arzt für das Aufkleben eines Wundpflasters qualifizieren müsste.
Wir sind inzwischen zur Lachnummer der Nation geworden, und wundert Ihr Euch allen Ernstes über Nachwuchssorgen... Ich nehme da Adam Riese 1+1=2

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Degradierung unserer Berufsgruppe

von Daniela Hänel am 21.10.2021 um 7:30 Uhr

Die Ausbildung unserer pharmazeutischen Mitarbeiter ist anspruchsvoll und ein Apothekeninhaber (m,w,d) hat nach mindestens 8 Semestern an einer Universität, 3 Staatsexamen, mindestens einer Approbation seine Ausbildung abgeschlossen und wird sein Leben lang immer dazu lernen aufgrund der Forschung in Wissenschaft und Technik.
Mit der Präqualifizierung werden wir degradiert, insbesondere nun bei diesen Produkten, die unter Diätetika=Nahrungsmittel =Lebensmittel laufen.

Frage? Welcher Supermarkt, welcher Drogeriemarkt, welche Versender sind präqualifiziert für den Verkauf von diätetischen Produkten?

Regelbegehungen durch die Aufsichtsbehörden, Arbeitsschutz, QMS, Präquali, Vorgaben durch die Rabattverträge, Lieferverträge… Gängelei hoch drei…

Bin gespannt, was als Nächstes kommt. Wie wäre es mit den Teststreifen für die Blutzuckernessgeräte? Verdient man ja jetzt schon nichts dran und ist ein Minusgeschäft…

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AW: Degradierung unserer Berufsgruppe

von Karl Friedrich Müller am 21.10.2021 um 8:18 Uhr

Die Diskrepanz ist atemberaubend. Da träumt man von pharmazeutischer Betreuung, pharmazeutischen Dienstleistungen, Impfen, als Partner und kompetente Ansprechstelle im Gesundheitswesen akzeptiert und wahrgenommen zu werden und hinterrücks werden diese Anstrengungen torpediert, als unzuverlässige Lusche dargestellt. Schlimmer geht (n)immer.

Mal ohne Polemik

von Karl Friedrich Müller am 21.10.2021 um 6:40 Uhr

Wo soll das hinführen?
Dass wir Kriterien bestätigen müssen, die sowieso erfüllt sein müssen und überwacht werden? Was ist meine QMS Zertifizierung wert?
Dass jederzeit die Kriterien geändert werden können?
Das hier ein Nicht HiMi betroffen ist? Was kommt noch? Arzneimittel? Eine Indikation und nach der anderen?
Dass hier die GKV versucht, uns bis ins Detail zu überwachen (zusätzlich!!) , zu regulieren, zu schikanieren?
Warum knickt jedesmal unsere Vertretung ein?
Das passiert bei Verhandlungen zu den Preisen, die stark gesenkt werden sollen?
Wo bleibt die Anpassung nach oben? Es wird immer weniger!
Immer mehr Aufwand, immer schlechtere Qualität für den Versicherten?
Der Eingriff und Missachtung unseres Berufs wird immer schlimmer mit freundlicher Unterstützung unserer Standesvertretung

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AW: Mal ohne Polemik

von Christian Becker am 21.10.2021 um 7:36 Uhr

"Das hier ein Nicht HiMi betroffen ist?"
Die Begründung würde mich auch mal interessieren, warum das auf einmal ein Hilfsmittel sein soll (neue Kategorie: Hilfsmittel zum Verzehr, oder was), bzw. warum es wie eines behandelt wird.

Läuft doch meistens bei Trinknahrung so, dass konkret aufgeschrieben wird, was die Personen bekommen sollen.

Die Leute verstehen es ohnehin nicht mehr, dass sie mit einer ärztlichen Verordnung nicht einfach in die Apotheke gehen können und bekommen, was draufsteht. Und wenn's "gut" läuft, haben wir sowas wie bei uns letztens:
Nichtkundin von weiter weg ruft an wegen HiMi - ableitende Inko zulasten der DAK. Bei ihr in der Umgebung könnten die Apotheken das Rezept alle nicht beliefern und die DAK hätte an uns verwiesen.
Das gleiche HiMi hatten wir im vorangehenden Monat an jemand anderen abgegeben, also hab ich gesagt, dass das geht, dass ich halt (dennoch) eine Genehmigung beantragen muss und dann in ein paar Tagen das HiMi abgeholt werden könne.
DAK lehnt Genehmigung ab.
Anruf bei der DAK, warum es abgelehnt werde, wenn es doch im Vormonat genehmigt wurde... ja, sehr seltsam, man kümmere sich drum. Ein paar Tage später erneuter Anruf bei der DAK... ja, wird genehmigt, kommt noch schriftlich... - hat dann noch ein paar Tage gedauert.
Und das OBWOHL wir Vertragspartner sind UND die DAK selbst an uns verwiesen hat.
Ja, gut, und wenn wir dann beliefern dürfen, verdienen wir nichts dran. :o)

Der ganze Bereich Hilfsmittel ist sowas von bescheuert, das macht echt keinen Spaß.

Echt

von Karl Friedrich Müller am 20.10.2021 um 21:38 Uhr

Ihr tickt nicht mehr richtig. Die Anforderungen mögen noch einfach sein, sind bestimmt steigerbar. Dann kommen eben noch ein paar Kriterien dazu. 5 Seiten Aufsatz, ein Dixieklo und ein Mixer? Bohrmaschine und Akkuschrauber.
Ist zwar unsinnig, aber nicht mehr wie die Präquali sowieso.
REINE SCHIKANE. Und unsere NICHTVERTRETUNG macht alles mit! Gehen Sie doch irgendwo Erbsen zählen, aber um Himmels Willen, vertreten Sie uns nicht länger!!!
Wer solche Vertreter hat, braucht keine Feinde mehr! Ihr steckt doch mit allen unter einer Decke, um uns den Tag und den Beruf so sauer wie möglich zu machen.
Unfassbares Versagen

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Präqualifizierung generell

von gerd reitler am 20.10.2021 um 20:24 Uhr

ich verstehe nicht, wie die Standesvertretung eines Berufstandes von ehemals 21.000 Selbstständigen dieses mit ihrem Berufsstand überhaupt machen lässt!!!
Waren wir den in den 30 Jahren bevor die Präqualifizierung einsetzte nicht in der Lage qualifiziert, verantwortungsvoll und zum Wohle der Patienten Hilfsmittel abzugeben?
Oder haben wir alle mit dem älter werden unsere Grundfähigkeiten verloren? Also quasi degressiver Qualitätsverlust pro Lebensjahr, bis man dann irgendwann bei Null Wissen/Fähigkeit anlangt, um dann mit einer rauschenden Präqualifizierung wieder bei 100% zu sein..........
Wer erklärt es mir?

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AW: Präqualifizierung generell

von Christian Becker am 21.10.2021 um 7:22 Uhr

Das ist der gleiche verquere Gedanke wie in allen Bereichen: Was nicht dokumentiert ist, existiert nicht.
Daher wird über die Präqualifizierung versucht, diese Dokumentation zu erbringen - auch wenn das in vielen Fällen unsinnig ist, da zum Betrieb einer Apotheke diese Voraussetzungen ohnehin erfüllt sein müssen.

Und dann kommt noch dazu, dass wenn irgendwo mal ein Missstand bei Einzelnen aufgedeckt wird, zur zukünftigen Prävention alle anderen eben auch nachweisen müssen, dass sie sich ihre Kunden NICHT in der Offizin vor allen anderen Kunden ausziehen lassen um Kompressionsstrümpfe anzumessen, sondern dass dies in einem separaten Raum stattgefunden hat.
Die Existenz dieses Raums muss aber dann auch noch nachgewiesen werden.

Ich finde das alles auch durchweg bescheuert, insbesondere bei den üblichen Hilfsmitteln.
Wenn ich einen Rollator oder einen motorisierten Rollstuhl abgeben will, sehe ich ja ein, dass irgendwelches Werkzeug und ein irgendwie erreichbarer technischer Reparaturdienst vorhanden sein muss.
Aber für irgendwelche Bandagen, Augenpflaster, Katheter, Pennadeln(!)?

Man kann nur noch den Kopf schütteln

von Gabriele Demuth-Eberle am 20.10.2021 um 19:25 Uhr

Die sind total panne, mehr fällt mir dazu nicht mehr ein.

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