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Amoxicillin bei unkomplizierten Atemwegsinfekten
Kinder profitieren meist nicht von antibiotischer Therapie
Antibiotikum: ja oder nein? Profitieren Kinder bei akuten Infektionen der unteren Atemwege von einer Antibiose? Oder kann man sich die Nebenwirkungen sparen, da der Nutzen von Amoxicillin vs. Placebo überschaubar ist? Antworten liefert eine Studie in „The Lancet“.
Sie kennen es sicherlich aus der Praxis: Bei der Abgabe eines Antibiotikums für ihr Kind zeigt sich die Mutter besorgt: „Eigentlich will ich meinem Kind kein Antibiotikum geben, aber wenn es sein muss …“. Ergibt es Sinn, bei jedem unkomplizierten Atemwegsinfekt ein Antibiotikum zu verordnen, oder schießt man dabei mit Kanonen auf Spatzen? In der britischen Studie ARTIC PC wurde dieser Frage nachgegangen, veröffentlicht wurde die Arbeit im Fachjournal „The Lancet“ („Antibiotics for lower respiratory tract infection in children presenting in primary care in England (ARTIC PC): a double-blind, randomised, placebo-controlled trial“).
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Die Studie wurde in 56 Hausarztpraxen in England als doppelblinde, randomisierte und placebokontrollierte Studie durchgeführt. Eingeschlossen waren 432 Kinder im Alter von sechs Monaten bis zwölf Jahren mit einem unkomplizierten Infekt der unteren Atemwege, ohne Hinweis auf eine Pneumonie. Sie erhielten entweder für sieben Tage Amoxicillin 50 mg/kg Körpergewicht täglich verteilt auf drei Dosen oder Placebo. Im Fokus stand dabei die Dauer der Symptome, die von den Eltern als mittelschwer und schlechter eingestuft wurden. Die mediane Dauer dieser Symptome betrug bei der Verum-Gruppe fünf Tage (Interquartilsabstand [IQR] = 4 – 11) und bei der Placebo-Gruppe sechs Tage (IQR = 4 – 15) bei einer Hazard Ratio (HR) von 1,13 (95%-Konfidenzintervall [KI] = 0,90 – 1,42).
Kein Vorteil mit Antibiose
Die Autoren der Studie schlossen daraus, dass die Amoxicillin-Behandlung von Kindern mit einem unkomplizierten Infekt keinen nennenswerten Vorteil hat. Angesichts der steigenden Antibiotikaresistenzen bleibt zu hoffen, dass diese Erkenntnis berücksichtigt wird. Denn je weniger Antibiotika unnötig eingesetzt werden, desto höher die Chance, dass sie auch in Zukunft noch wirksam sind. In einem Kommentar zu dieser Studie wurde eine Reduktion des Antibiotikagebrauchs entsprechend befürwortet. Allerdings wurde auch zur Vorsicht gemahnt. Es muss sehr sorgfältig abgewogen werden, ob ein Antibiotikum vermeidbar ist, wenn ein Kind mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf betroffen ist. Dazu gehören etwa Kinder mit einer bestehenden Atemwegserkrankung, einer Herzkrankheit oder einer Immundefizienz.
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