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Wir Apothekers sind Wellenbrecher oder zumindest „Wellenbrecherle“ – wenn man uns denn lässt. Denn viele von uns (die meisten?) wollen und können mithelfen, die vierte Corona-Welle zu brechen: Wir impfen gegen Covid-19. Wenn man uns denn lässt. Die Politik scheint fest entschlossen, uns da einzubinden. Ein paar ewiggestrige Ärztefunktionäre poltern noch dagegen, aber so what: Wir stemmen uns der Welle mit Spritze und Nadel entgegen. Und noch ein Thema gibt’s: Beim E-Rezept klemmt’s! Der Witz der Woche: In der Testregion gab’s nur 42 E-Rezepte, die alle Prozesse durchlaufen haben. So wird’s nix, der E-Rezeptstart sollte verschoben werden.
29. November 2021
Das Wort des Jahres 2021: Wellenbrecher. Alle Jahre wieder kürt die Gesellschaft für Deutsche Sprache das Wort des Jahres. Auch in diesem Jahr hat es, wenig überraschend, mit Corona zu tun. 2020 war es das Wort „Corona-Pandemie“. Und nun „Wellenbrecher“ – „das Wort steht für alle Maßnahmen, die getroffen wurden und werden, um die vierte Corona-Welle zu brechen", begründet Sprachwissenschaftler Schlobinski die Wahl der Jury. Mein liebes Tagebuch, was kommt uns bei diesem Wort in den Sinn? Genau!
Es tut sich was! Wir Apothekers als Wellenbrecher! Ok, sagen wir, als Teil der Wellenbrecher. Nachdem sich schon zahlreiche Politiker jeder Couleur für Covid-19-Impfungen in Apotheken aussprechen, möchten nun auch die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder die Covid-19-Impfungen in die Apotheken holen. Sie schlagen vor, die Modellprojekte zur Durchführung von Grippeschutzimpfungen in Apotheken um die COVID-19-Schutzimpfungen zu ergänzen. Mein liebes Tagebuch, die pandemische Lage verlangt das geradezu. Angesichts der zahlreichen Ungeimpften in Deutschland muss endlich eine flächendeckende Bewegung entstehen, auch die letzten Impfmuffel, -zauderer und -zögerer zu erreichen. Die Apotheken könnten da mit niedrigschwelligen Angeboten einen großen Beitrag leisten. Und man sollte auch überlegen, ob es da überhaupt noch „Modellvorhaben“ u.ä. geben muss. Wenn die Apothekers die Impfschulung durchlaufen haben, dann können die das.
Auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina fordert eine massive Verstärkung der Impfkampagne. Sie ruft dazu auf, andere Berufsgruppen – und hier nennt sie auch die Apothekerinnen und Apotheker – in die Impftätigkeit mit einzubeziehen. Mein liebes Tagebuch, Wenn führende Virologen, unter ihnen auch Christian Drosten, eindringlich fordern, dass „bis Weihnachten neben Erst- und Zweitimpfungen rund 30 Millionen Drittimpfungen ermöglicht werden sollten“, dann ist das zwar äußerst sportlich, aber unter Einbeziehung von allen, die potenziell impfen können und dürfen, also auch von uns Apothekers, zu schaffen.
Und schließlich haben sich auch Bund und Länder darauf geeinigt, Covid-19-Impfungen in den Apotheken möglich machen zu wollen. Sie wollen eine entsprechende Prüfbitte an das Bundesministerium für Gesundheit formulieren. Mein liebes Tagebuch, kommt nicht überraschend. Also, was heißt das für uns Apothekers: Wer mitmachen möchte, wer einen (Beratungs-)Raum mit Liege hat, sollte sich umgehend schulen lassen. Wir helfen mit, die Welle zu brechen.
Nach Berlin erkennt nun auch Baden-Württemberg nur noch digitale Nachweise für eine Corona-Impfung an. Wer Läden, Einrichtungen, Restaurants oder Veranstaltungen mit 2G oder 2G+ besuchen will, muss einen digitalen Nachweis vorlegen – der gelbe Impfpass wird nicht mehr anerkannt. Der Grund ist einleuchtend: Es sind einfach zu viele gefälschte Impfpässe im Umlauf. Nur noch digitale Nachweise zählen. Und das ist gut so, mein liebes Tagebuch, Impfpassfälscher sollen keine Chance mehr haben. Aber das könnte für die Apotheken bedeuten: Gut möglich, dass ein kleiner Ansturm auf sie zukommt. Es ist Aufgabe der Apotheke zu prüfen, ob ein vorgelegtes Zertifikat auf Basis gefälschter Unterlagen erstellt wurde. Nicht immer einfach. Einige Apotheken haben sich aus dem Digitalisierungsgeschäft schon verabschiedet. Die Apothekerkammer Berlin rät sogar schon davon ab, im Notdienst Impfnachweise zu digitalisieren: Die Echtheit der Dokumente kann gar nicht überprüft werden, wenn nachts niemand mehr, z. B. kein Arzt erreichbar ist. Manche Personen nutzen laut Kammer dieses Situation nämlich bewusst aus, um mit gefälschten Impfnachweisen digitale Zertifikate zu erlangen.
1 Kommentar
Auf los gehts los !
von Ulrich Ströh am 05.12.2021 um 9:16 Uhr
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