Kumulative LDL-Exposition erhöht KHK-Risiko

LDL-Cholesterol-Wertsenkung in jungen Lebensjahren zahlt sich aus

Stuttgart - 22.12.2021, 15:15 Uhr

Könnte eine LDL-Senkung auch bereits in frühen Jahren sinnvoll sein? (Foto: hywards / AdobeStock)

Könnte eine LDL-Senkung auch bereits in frühen Jahren sinnvoll sein? (Foto: hywards / AdobeStock)


Der typische Statin-Patient in der Apotheke ist meist mittleren oder älteren Alters. Neue Daten zeigen nun, dass die kumulative LDL-Cholesterol-Exposition auch schon bei jungen Menschen über die Lebenszeit das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht.

Dass erhöhte LDL(Low Density Lipoprotein)-Cholesterol-Werte einer der Hauptrisikofaktoren für arteriosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind, ist seit Langem bekannt. Ebenso, dass Lipid-senkende Therapeutika wie Statine dieses Risiko immens senken können. Da sich eine Atherosklerose jedoch sehr langsam über Jahre hinweg entwickelt, liegt es nahe, frühzeitig mittels Lipid-senkenden Therapeutika dieser Entwicklung vorzubeugen. Dennoch gibt es in Leit­linien bisher keine klare Empfehlung dafür, in welchem Alter mit einer Lipid-senkenden Therapie begonnen werden sollte. Und auch Beobachtungsstudien liefern aufgrund der engen Einschlusskriterien bei der Probandenwahl (Stichwort Alter) diesbezüglich nur unzureichend Informationen.

Um hier mehr Licht ins Dunkel zu bringen, hat sich die Arbeitsgruppe um Zhang et al. im Rahmen einer Kohortenstudie die Frage gestellt, inwieweit eine kumulative Exposition mit erhöhten LDL-Cholesterol-Werten das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöht. Ihre Arbeit veröffentlichten die Wissenschaftler:innen im Fachjournal JAMA Cardiology. Sie werteten die gepoolten Daten von vier prospektiven Studien in den USA vom Zeitraum zwischen 1971 und 2017 aus. Alle 18.288 Probanden (56,4% Frauen) hatten mindestens zweimal im Alter zwischen 18 und 60 Jahren eine LDL-Cholesterol-Wertmessung im Abstand von mindestens zwei Jahren erhalten. Mindestens ein Messzeitpunkt musste davon im Alter zwischen 40 und 60 Jahre liegen. Es sollte untersucht werden, ob ein möglicher Zusammenhang zwischen kardiovaskulären Erkrankungen (koronare Herzkrankheit, ischämischer Schlaganfall, Herzinsuffizienz) und der kumulativen LDL-Cholesterol-Exposition (gemessen in mg/dl × Jahre), der zeitlich gewichteten durchschnittlichen LDL-Cholesterol-Exposition (= kumulative LDL-­Cholesterol-Exposition geteilt durch Expositionsdauer) oder der LDL-Cholesterol-Wert-Steigung existiert.

Kumulative LDL-Exposition erhöht KHK-Risiko

Über den durchschnittlichen Nach­beobachtungszeitraum von 16 Jahren erkrankten 1.165 Probanden an einer koronaren Herzkrankheit, 549 erlitten einen ischämischen Schlaganfall, und bei 1.145 wurde eine Herzinsuffizienz diagnostiziert. Es zeigte sich, dass die kumulative LDL-Cholesterol-Exposition insbesondere das Risiko für eine koronare Herzkrankheit erhöhte. So ergaben sich unter Berücksichtigung des zuletzt im mittleren Lebensalter gemessenen LDL-Cholesterol-Spiegels und anderen kardiovaskulären Risikofaktoren folgende Hazard Ratios (HR) für koronare Herzkrankheit: HR = 1,57 für die kumulative LDL-Cholesterol-Exposition, HR = 1,69 für die zeitlich gewichtete durchschnittliche LDL-Cholesterol-Exposition und HR = 0,88 für die LDL-Cholesterol-Steigung. Für den ischämischen Schlaganfall und Herzinsuffizienz konnte dagegen kein solcher Zusammenhang festgestellt werden. 

Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung einer frühen LDL-Cholesterol-Wertbestimmung auch schon bei jungen Menschen. Nur so können frühzeitig präventive Maßnahmen ergriffen werden, die das Risiko für atherosklerotische Herz-Kreislauf-­Erkrankungen reduzieren. 

In der DAZ 50|2021 erläutert der Experte Professor Dr. Oliver Weingärtner, warum auch er dringenden Handlungsbedarf sieht und ab welchem Alter er eine LDL-Cholesterol-Wertmessung für angemessen hält.


Marina Buchheit-Gusmão, Apothekerin
redaktion@daz.online


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