Dreikönigstag

Weihrauch, Myrrhe und Gold – die Gaben der Weisen aus pharmazeutischer Sicht

Stuttgart - 06.01.2022, 10:45 Uhr

Die drei Weisen brachten Geschenke mit pharmakologischer Wirkung. (Foto: Esther Hildebrandt / AdobeStock)

Die drei Weisen brachten Geschenke mit pharmakologischer Wirkung. (Foto: Esther Hildebrandt / AdobeStock)


Am heutigen Donnerstag, dem 6. Januar, feiern Christen aus aller Welt den Dreikönigstag, auch Heilige Drei Könige oder Dreikönigsfest genannt. An diesem Tag, der in einigen Bundesländern Feiertag ist, wird der drei Weisen aus dem Morgenland gedacht, die – so erzählt es die biblische Geschichte – dem Stern gefolgt sind, um dem neugeborenen Jesuskind Weihrauch, Myrrhe und Gold als Geschenk zu bringen. Diese Substanzen sind auch heute noch aus pharmazeutischer Sicht interessant.

Waren die drei Weisen aus dem Morgenland – Kaspar, Melchior und Balthasar – etwa eine frühe Form des apothekerlichen Botendienstes? Wohl kaum. Die Geschenke sind vermutlich als Symbole zu verstehen. So steht Gold beispielsweise symbolisch für das Bekenntnis, dass der Neugeborene ein König ist. Aber angesichts der pharmakologischen Wirksamkeit ihrer Gaben, die sie dem neugeborenen Jesuskind gebracht haben sollen, würden sie zumindest nach heutigen Maßstäben als Botendienst durchgehen. Denn tatsächlich haben ihre Geschenke oder zumindest Inhaltsstoffe daraus, noch heute einen Stellenwert in der Medizin.

Gold kein Goldstandard mehr bei Rheuma

Die geringste Rolle spielt in der modernen Medizin das Geschenk mit dem größten Geldwert: das Gold. Zwar wurden bereits im Altertum Gold und Goldpräparate medizinisch verwendet und zur Behandlung der Tuberkulose, Syphilis und Lepra eingesetzt. In der modernen Medizin begründeten organische Goldverbindungen (Auranofin oder Natriumaurothiomalat) dann die erste Generation der sogenannten Basistherapeutika bei rheumatischen Erkrankungen, später als Disease-modifying antirheumatic drugs (DMARD) bezeichnet.

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Das Potenzial von Weihrauch

Aufgrund ihrer langen Wirklatenz von bis zu einem halben Jahr und dem ungünstigen Nebenwirkungsprofil sind sie aber heute nicht mehr Mittel der ersten Wahl und werden bei rheumatoider Arthritis nur noch eingesetzt, wenn andere Basistherapeutika wie Methotrexat oder Biologicals versagen. Die Substanzen wirken antiphlogistisch und immunregulatorisch durch Hemmung der zellulären und humoralen Immunität, der Antikörper-vermittelten zellulären Immunität, der Freisetzung lysosomaler Enzyme, der Chemotaxis und der Prostaglandinwirkung. Den genauen Wirkmechanismus der Goldverbindungen kennt man nicht.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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