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Immer weniger Apotheken. Ein neuer trauriger Rekord: Ende des vergangenen Jahres gab es insgesamt nur noch 18.461 Apotheken. Wo liegen die Ursachen? Der Rückgang geht weiter, wo wird das enden? Wie wird sich das E-Rezept auf die Apothekenzahlen auswirken? Ein Medienthema: der Covid-19-Impfstart in Apotheken ab nächster Woche. Rund 600 Apotheken gehen an den Start. Und viele laufen sich schon warm. Ein tolles Signal: Impfende Apotheken sind ein Beitrag für den Weg aus der Pandemie. Das Aufreger-Thema der Woche: der Nacht- und Notdienst – brauchen wir eine Reform?
31. Januar 2022
Für viele Apothekerinnen und Apotheker war es wie ein kleines Weihnachtsgeschenk, als das Bundesgesundheitsministerium im Dezember die für 1. Januar 2022 geplante Einführung des E-Rezepts verschoben hat. Und ja, mein liebes Tagebuch, es wäre ein kleines Fiasko geworden, wenn am Einführungstermin stur festgehalten worden wäre. Wobei, an den Apotheken hätte es nicht gelegen, sie hatten sich bestens vorbereitet. Doch Arztpraxen waren längst nicht alle im Stande, E-Rezepte auszustellen, z. B. wegen Problemen mit der Praxissoftware. Und überhaupt, da gibt es noch einige ungeklärte Fragen bei der Verarbeitung der E-Rezepte, beispielsweise für Zytostatikaverordnungen. Und so wird denn auch die Verschiebung des Einführungstermins auf unbestimmt von den meisten Apothekerinnen und Apothekern als „absolut richtig“ (83%) und als „eher richtig“ (7%) eingestuft, wie eine aktuelle Apokix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung Köln zeigt. Froh über die Verschiebung ist man natürlich auch wegen der drohenden Abwanderung vieler Verordnungen an die EU-Versender, eine der größten Sorgen beim Thema E-Rezept. Die Sorge ist nicht unbegründet. Die Arzneiversandhäuser an der deutsch-niederländischen Grenze scharren schon ungeduldig mit den Hufen – oder sollte man besser sagen, sie rasseln mit den Säbeln? Denn sie werden alles daransetzen, die deutschen Patientinnen und Patienten zu belämmern und zu bestürmen, mit allen Mitteln und auf allen Ebenen. Ein mehrere millionenschwerer Etat steht dafür bereit. Mein liebes Tagebuch, hat unsere kleine Vor-Ort-Apotheke da überhaupt eine Chance? Sie hat! Und mehr als das, wenn sie ihre Stärken jetzt richtig einsetzt. Und das sind vor allem die Attribute persönlich und digital, die unsere Vor-Ort-Apotheken ausspielen können – aus beiden Welten das Beste: die Nähe, persönlich da zu sein, verbunden mit Empathie und Emotion, außerdem die Schnelligkeit der Belieferung (Botendienstlieferung), die persönliche Freundlichkeit und natürlich auch alle digitalen Dienste wie Online-Rezeptbestellung, Online-Shop und telepharmazeutische Beratung. Mein liebes Tagebuch, wenn die Vor-Ort-Apotheken das richtig einsetzen, haben die Versandhäuser wenig Chancen, auf keinen Fall mehr als bisher.
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