Konkurrenz aus Asien

Masken: Deutsche Hersteller können beim Preis nicht mithalten

Stuttgart - 09.02.2022, 16:00 Uhr

Öffentliche Großaufträge für Corona-Schutzmasken gehen zumeist nach Asien. (Foto: IMAGO / Xinhua)

Öffentliche Großaufträge für Corona-Schutzmasken gehen zumeist nach Asien. (Foto: IMAGO / Xinhua)


Was im Arzneimittelmarkt kein neues Phänomen ist, zeigt sich nun auch bei den Masken: Wenn allein der Preis zählt, können deutsche Anbieter mit der Konkurrenz aus Fernost nicht mithalten. Öffentliche Großaufträge für Corona-Schutzmasken gehen deswegen nach Asien. Das stellt die hiesigen Hersteller vor große Probleme, sie bleiben auf ihren Investitionskosten sitzen.

„Haben Sie auch deutsche Masken?“ – diese Frage wird Apothekenpersonal immer wieder gestellt. Nicht wenige sind anscheinend skeptisch gegenüber Masken aus Asien. Möglicherweise fürchten die Kunden Schadstoffbelastung oder schlechte Qualität.

Die öffentliche Hand hingegen ist da deutlich weniger wählerisch. Hier haben die heimischen Hersteller keine Chance, sie sind zu teuer. Die Aufträge gehen nach Asien. Das bleibt nicht ohne Folgen: Wegen der Vergabe von öffentlichen Großaufträgen für Corona-Schutzmasken nach Asien haben deutsche Hersteller nach Angaben aus der Branche große Probleme, meldet die Deutsche Presseagentur. „Die Lage bei vielen heimischen Herstellern ist dramatisch“, sagte der Sprecher des Maskenverbands Deutschland, Stefan Bergmann, der „Augsburger Allgemeinen“. „95 Prozent der deutschen Maschinen stehen still, weil es keine Aufträge gibt.“ Was das Ganze besonders perfide macht: Der Staat hat dem Verband zufolge die Produktion mit Zuschüssen von 90 Millionen Euro gefördert. Entgegen anderen Zusagen vergibt die öffentliche Hand nun aber Aufträge allein nach Preiskriterien.

Mehr zum Thema

BfArM veröffentlicht Liste mit relevanten Wirkstoffen

Produktion bald wieder in Europa?

Bergmann kritisiert: „Die meisten deutschen Behörden sagen: Es zählt zu 100 Prozent der Preis. Damit haben die deutschen Masken keine Chance mehr.“ Die Unternehmen blieben damit auf den Investitionskosten sitzen, auch wenn der Staat ein Drittel davon finanziert habe. Zählten auch Kriterien wie Lieferqualität, Umweltschutz oder soziale Standards, wären deutsche Hersteller wieder im Rennen. Insgesamt stünden mehr als 4.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Auch im Arzneimittelmarkt liegt es sicher nicht an den dort herrschenden Sozial- und Umweltstandards, dass Rohstoffe fast nur noch in Asien produziert werden. Mittlerweile gibt es aber Bestrebungen, sich ein wenig aus der Abhängigkeit von den Lieferanten aus Fernost zu lösen – die Lieferengpässe haben mittlerweile Dimensionen, die die Versorgung bedrohen. Es gibt konkrete Pläne, die Produktion nach Europa zurückzuholen. Wenn dann aber bei den Ausschreibungen der Kassen weiterhin nur der Preis zählt, droht den Arzneimittelherstellern ein ähnliches Schicksal wie den Maskenproduzenten.


Diesen Artikel teilen:


1 Kommentar

Geiz ist geil

von ratatosk am 09.02.2022 um 18:44 Uhr

Politik und GKV können sich hier die Hände reichen. Nur der Preis zählt, zumindest wenn es nicht die eigenen Taschen betrifft. Ein Land schafft sich so selbst ab.
Aber warum müssen die Patienten soviel für die Verwaltung durch die Kassen zahlen ? Buchhaltung in Indien, Briefversand aus Osteuropa etc. würde dramatisch weniger kosten, ist sonst auch schon Standard. Ein paar Call Center mit deutschsprachigen Angestellten und gut isses. Der Rest sind ja eh nur Managertypen und Lobbyisten.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.