Human Challenge Studie

SARS-CoV-2 bereits nach zwei Tagen ansteckend

Stuttgart - 07.03.2022, 07:00 Uhr

SARS-CoV-2 könnte schon zwei Tage nach Infektion ansteckend sein und es für zehn Tage bleiben. (s / Foto: WavebreakMediaMicro / AdobeStock)

SARS-CoV-2 könnte schon zwei Tage nach Infektion ansteckend sein und es für zehn Tage bleiben. (s / Foto: WavebreakMediaMicro / AdobeStock)


Schon zwei Tage nach Infektion ist SARS-CoV-2 ansteckend und könnte es bis zehn Tage nach Kontakt bleiben – das sind die Ergebnisse der ersten Human-Challenge-Studie, bei der gesunde Freiwillige absichtlich infiziert wurden. Wie zuverlässig halfen Schnelltests, die ansteckende Zeit zu erfassen?

Was kam eigentlich bei der „Human-Challenge-Studie“ raus – einer Corona-Studie, bei der junge und gesunde Teilnehmer absichtlich mit SARS-CoV-2 infiziert wurden? Zwar verlaufen SARS-CoV-2-Infektionen bei jüngeren Menschen in der Regel mild oder asymptomatisch, dennoch tragen die Infizierten zur Verbreitung des Virus bei. Ab welchem Zeitpunkt und wie lange man nach einer Infektion ansteckend ist, ist bislang nicht vollständig geklärt. 

Diesen Fragen wollten sich Wissenschaftler vom Imperial College in London in der ersten Human-Challenge-Studie nähern – nun gibt es erste Ergebnisse, zumindest als Vorabveröffentlichung (Preprint). Sie liefern neue Informationen darüber, wie viele Tage nach einer Infektion man Symptome entwickelt, ab wann und für wie lange die Infizierten andere mit Corona anstecken können und wie sicher Schnelltests helfen, diesen Zeitraum zu erfassen.

Provozierte Infektion gesunder Probanden

An der Studie nahmen 36 gesunde, freiwillige Teilnehmer – mit einem geringen Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf – im Alter zwischen 18 und 29 Jahren teil. Sie waren weder geimpft, noch waren sie zuvor mit SARS-CoV-2 infiziert gewesen (genesen).

Allerdings zeigten zwei der 36 Probanden eine Serokonversion zwischen der Aufnahme in die Studie und dem Zeitpunkt der absichtlichen Infektion (das heißt, sie hatten zwischenzeitlich Kontakt mit dem Virus), sodass letztlich nur 34 Teilnehmer (per Protokoll) ausgewertet wurden. 

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Infiziert wurden die Studienteilnehmer mit einer genau definierten Menge SARS-CoV-2, welche in ihre Nase eingebracht wurde. Dabei erhielten sie die „niedrigste mögliche“ Virusdosis, die eine Infektion noch auslösen kann – also die Menge, die etwa in einem Tropfen Nasensekret enthalten ist.

Bereits nach zwei Tagen im Rachen nachweisbar

Insgesamt waren 18 von 34 Teilnehmern (53 Prozent) nach absichtlicher Infektion auch SARS-CoV-2-positiv (PCR-Nachweis). Das Virus konnte zunächst im Rachen nachgewiesen werden – bereits nach 1,67 Tagen (40 Stunden) –, erreichte etwas später in der Nase (nach 2,4 Tagen – 58 Stunden) dafür aber deutlich höhere Virustiter. 

Den Wissenschaftlern zufolge verlief der Anstieg der Viruslast ab dem Zeitpunkt des Nachweises „rasch“ und „steil“ – Spitzenwerte lagen im Rachen etwa an Tag fünf (112 Stunden; 4,7 Tage) nach Infektion vor – in der Nase einen Tag später (148 Stunden; 6,2 Tage). 

Dabei waren die Spitzenwerte der Virusmenge in der Nase deutlich höher als im Rachen, sodass das Risiko, SARS-CoV-2 über die Nase auszuscheiden, möglicherweise größer ist als über den Mund, teilt das Imperial College London mit. Und: „Dies unterstreicht, wie wichtig es ist, eine Maske zu tragen, die sowohl den Mund als auch die Nase bedeckt.“

Bis die Infizierten erste Symptome entwickelten, vergingen im Durchschnitt zwei Tage (Inkubationszeit), was damit deutlich kürzer als bisherige Schätzungen ist, die von fünf bis sechs Tagen ausgingen. Nach der Inkubationszeit (zwei Tage) blieben die hohen Virustiter über eine Woche erhalten.

Auch nach Wochen noch Virus nachweisbar

SARS-CoV-2 hielt sich in der Studie hartnäckig in den Atemwegen: Alle infizierten Teilnehmer waren 14 Tage nach der Infektion immer noch positiv im PCR-Test, sodass ihre Quarantäne um fünf Tage verlängert wurde. 

Entlassen wurden sie nämlich erst, wenn ihre Ct-Werte in zwei aufeinander folgenden Nasen- und Rachenabstrichen bei mindestens 33,5 lagen. 

Dennoch blieben selbst zum Entlassungszeitpunkt noch 15 von 18 infizierten Personen positiv im PCR-Nachweis (83 Prozent), an Tag 28 nach Infektion war es weiterhin jeder Dritte im Nasenabstrich (33 Prozent; 6 von 18) und jeder zehnte im Rachenabstrich (11 Prozent; 2 von 18). Bei Testung an Tag 90 nach Infektion waren schließlich alle Teilnehmer negativ.

RKI geht von einer geringen Ansteckungsgefahr ab Ct 30 aus

Nun ist es eine Sache, wie lange das Virus per PCR nachweisbar ist, eine andere jedoch, ob man damit noch ansteckend ist. So geht das Robert Koch-Institut (RKI) ab Ct-Werten von größer als 30 davon aus, dass SARS-CoV-2 nicht mehr anzüchtbar (also vermehrungsfähig) ist. Wobei dies auch von der Abstrichqualität abhänge, schränkt das RKI ein. 

Die meisten Arbeitsgruppen hätten Ct-Cut-off-Werte zwischen 31 und 34 abgeleitet, jedoch sind dem RKI auch Fälle bekannt, bei denen bei Ct-Werten über 35 sich noch replikationsfähige Viren nachweisen hätten lassen.

Zur Erinnerung: Was ist der Ct-Wert?

Der Ct-Wert (engl. cycle threshold) ist ein Maß für die Viruslast. Der Wert gibt an, wie häufig der Vermehrungszyklus bei einem PCR-Nachweis erfolgen muss, um das Virus nachzuweisen. Dabei gilt: Ist wenig Virus in der Probe, müssen mehr Vermehrungszyklen erfolgen, als wenn viel Virus in der Probe ist. Je höher der Wert ist, desto geringer ist die vorhandene Virusmenge.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Wahrheit

von Sabine am 08.03.2022 um 20:52 Uhr

Impfung gefährlicher als das Virus. Untersuchen von Toten geimpften wäre sinnvoll

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Studie aus

von Felix am 07.03.2022 um 8:20 Uhr

Leider fehlt mir hier die Info, dass es sich bei der Studie um den Wildtyp handelt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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