Apotheker raten von Einnahme ab

Iodtabletten werden Mangelware

Berlin - 09.03.2022, 17:15 Uhr

Iodid-Tabletten sind derzeit gefragt. Doch Apotheker:innen warnen vor eigenmächtiger Prophylaxe. (x / IMAGO / Manngold)

Iodid-Tabletten sind derzeit gefragt. Doch Apotheker:innen warnen vor eigenmächtiger Prophylaxe. (x / IMAGO / Manngold)


Die anhaltenden russischen Angriffe in der Ukraine und der Brand in einem dortigen Atomkraftwerk lassen allen Warnungen zum Trotz die Nachfrage nach Iodtabletten steigen. Aus Nordrhein-Westfalen heißt es bereits, sie seien nicht mehr lieferbar. Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, sieht nun Patient:innen gefährdet, die tatsächlich auf die Präparate angewiesen sind.  

Die „Rheinische Post“ meldete am heutigen Donnerstag, dass die Angst vor atomaren Angriffen oder Beschädigungen von Atomkraftwerken in der Ukraine dazu geführt habe, dass Iodtabletten in NRW ausverkauft sind. „Das ist eine schlimme Situation“, zitiert die Zeitung Thomas Preis, den Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein. „Denn Patienten mit einer Schilddrüsenerkrankung können aktuell nicht versorgt werden.“ Nicht einmal mehr die Rohstoffsubstanz Kaliumiodid, mit der Jodlösungen zur Desinfektion oder hochdosierte Iodidlösungen hergestellt werden, sei noch zu bekommen. Dabei sind Iodpräparate in der Dosis, wie sie in Apotheken zu kaufen sind, im Fall eines nuklearen Unfalls oder Angriffs nutzlos.

Solidarisch denken!

Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärte Preis: „Unser Appell ist: Bitte nur Iodidtabletten kaufen, wenn es medizinisch notwendig ist.“ Dies sei auch ein solidarischer Gedanke: „Man kann nicht einfach Tabletten kaufen und in den Schrank legen, wenn man sie doch gar nicht braucht.“ Wie lange die Lieferengpässe andauern, sei noch unklar. Erste Hersteller hätten jedoch bereits signalisiert, dass die Tabletten in der nächsten Woche wieder nachgeliefert werden könnten.

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Auch der Sächsische Apothekerverband bestätigte der dpa, dass bestimmte Iod-Präparate nicht mehr lieferbar seien. In Thüringen und Niedersachsen registrieren die Landesapothekenkammern ebenfalls eine erhöhte Nachfrage. Die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt berichtet von „vereinzelten Nachfragen“. Alle Kammern warnen zugleich vor einer Einnahme der Tabletten. 

Schon die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) haben ausdrücklich von einer Selbstmedikation mit Iod abgeraten. Zwar dienen Iodtabletten nach Angaben des BfS bei einem nuklearen Unfall als Schutz vor einer Einlagerung von radioaktivem Iod in die Schilddrüse – aber von vermeintlicher Prophylaxe hält man hier gar nichts. Auch die NRW-Verbraucherzentrale mahnt: Ein dauerhafter Iodüberschuss könne die Gesundheit gefährden und unter anderem zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Im echten Notfall würden sehr hochdosierte Tabletten über die Katastrophenschutzbehörden verteilt.


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1 Kommentar

Jodtabletten

von Angelika Knell am 13.03.2022 um 18:39 Uhr

An der Situation trägt die Apothekerschaft wohl eine große Mitschuld ! Warum verkauft man die Tabletten ohne Notwendigkeit ? Nachfrage und Aufklärung der Kunden ist nötig !

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