Interview mit apotheken.de-Leiter Thomas Koch (Teil 2)

„Marktplatz-Plattform und individuelles Angebot schließen sich nicht aus“

Stuttgart - 14.03.2022, 09:15 Uhr

„apotheken.de“ ist bereits seit mehr als 20 Jahren als Dienstleister für die Apotheken am Markt. (Foto: apotheken.de)

„apotheken.de“ ist bereits seit mehr als 20 Jahren als Dienstleister für die Apotheken am Markt. (Foto: apotheken.de)


Bei einer Apotheken-Plattform mitmachen oder lieber auf ein individuelles Angebot setzen? Oder vielleicht sogar beides? Fragen wie diese stellen sich derzeit viele Apothekeninhaber:innen. Thomas Koch, Leiter von apotheken.de, hat hierzu eine ganz klare Empfehlung. Wie die aussieht, verrät er im zweiten Teil unseres Interviews – nachdem es im ersten Teil darum gegangen war, was apotheken.de von anderen Plattformen unterscheidet. 

DAZ: apotheken.de kooperiert mit dem Zukunftspakt Apotheke, der mit ia.de eine Marktplatz-Plattform betreibt. Inwiefern profitieren apotheken.de-Kunden von dieser Zusammenarbeit?

Koch: Die Kunden des Zukunftspakts Apotheke nutzen das übersichtliche Apothekerportal mein.apotheken.de. Das ist dasselbe Portal, das auch apotheken.de-Kunden zur Verfügung steht. Kunden, die zweigleisig fahren, also sowohl ihre individuelle Online-Präsenz optimieren als auch auf dem Marktplatz aktiv sein möchten, profitieren somit von Synergieeffekten. Mitarbeiter können für beide Plattformen dieselben Logins benutzen und müssen sich nur in eine Benutzeroberfläche einarbeiten. Benachrichtigungen bei Bestellungen kommen über dieselben bekannten Kanäle. Einstellungen müssen nur an einer Stelle vorgenommen werden.

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Schließen sich Marktplatz-Plattform und individuelles Angebot aus oder ist es Ihrer Einschätzung nach sinnvoll, zweigleisig zu fahren? Kann sich das die Apotheke denn überhaupt leisten? Gerade mit der E-Rezept-Einführung kommen hohe Prozesskosten auf die Apotheken zu. Inwieweit spielt das E-Rezept den Marktplatz-Plattformen in die Karten?

Marktplatz-Plattform und individuelles Angebot schließen sich nicht aus. Eher das Gegenteil ist der Fall: Sie ergänzen sich. Das kann man an der Art und Weise, wie E-Rezepte in die Vor-Ort-Apotheke kommen werden, gut beschreiben: Welchen Weg die Patienten für ihre E-Rezept-Einlösung künftig wählen und welchen Anteil die Marktplatz-Plattformen an den rund 500 Millionen jährlich ausgestellten Rezepten haben werden, ist bisher reine Spekulation. Sicher ist nur: E-Rezepte werden über viele verschiedene Kanäle in die Apotheke gelangen. Eine Apotheke, die es sich leisten kann, ist deshalb gut beraten, zwei- oder gar mehrgleisig zu fahren, um auch beim E-Rezept eine maximale Online-Sichtbarkeit zu bekommen.

Thomas Koch ist Leiter von apotheken.de, der Digitaltochter des Deutschen Apotheker Verlags. 

Meiner Einschätzung nach bringt das E-Rezept für die Apotheke vor allem neue Herausforderungen im Kundenbindungs-Management und im lokalen Wettbewerb mit ihren Mitbewerbern. Bei E-Rezepten, die über die Gematik-App und die Marktplatz-Plattformen eingelöst werden, steht die Apotheke immer im Wettbewerb mit vielen lokalen Apotheken. Da geht es dann um Verfügbarkeit, Schnelligkeit und um hohe Botendienst-Frequenz. Die Gefahr, dass einige Apotheken da untergehen, besteht auf jeden Fall. Deshalb wird es nach der Einführung des E-Rezepts wichtiger denn je, die digitale Kundenbindung selbst in die Hand zu nehmen.

Ich empfehle den Apotheken darum: Wenn es das Budget zulässt, fahren Sie zwei- oder mehrgleisig!



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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