Mehr Krankenhauseinweisungen und Cortison

Verursacht Omikron bei Kleinkindern besonders schweren Pseudokrupp?

Stuttgart - 24.03.2022, 17:50 Uhr

Seit Beginn der Omikron-Welle steigen die Fälle bei Kleinkindern mit Pseudokrupp, zumindest nach Daten des Bostoner Kinderkrankenhauses. (x / Foto: famveldman / AdobeStock) 

Seit Beginn der Omikron-Welle steigen die Fälle bei Kleinkindern mit Pseudokrupp, zumindest nach Daten des Bostoner Kinderkrankenhauses. (x / Foto: famveldman / AdobeStock) 


Mehr Hospitalisierungen und häufigere Cortisongaben bei Kleinkindern mit SARS-CoV-2 und Pseudokrupp in einem Bostoner Kinderkrankenhaus seit Beginn der Omikron-Welle: Verursacht die Omikron-Variante von SARS-CoV-2 besonders schwere Pseudokrupp-Anfälle?

In drei Viertel aller Fälle stecken hinter Pseudokrupp-Anfällen Atemwegsinfektionen mit dem Parainfluenzavirus, seltener zeichnen auch RSV (Respiratorisch Synzytialviren), Influenza-, Adeno- oder Enteroviren für einen Pseudokrupp verantwortlich. Nun könnte ein weiteres Virus als Pseudokrupp-Ursache bei Kindern diese Liste ergänzen: die Omikron-Variante von SARS-CoV-2.

Pseudokrupp durch Coronaviren bereits bekannt

Dass auch Coronaviren Pseudokrupp verursachen, dieser Verdacht ist nicht neu. So wurden bereits „ältere“ – endemische – Coronaviren in Verbindung mit Pseudokrupp-Anfällen gebracht. Selbst zum neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 existieren einzelne Fallberichte, die einen Zusammenhang mit Pseudokrupp nahelegen. Allerdings ist nach wie vor unklar, ob tatsächlich das Virus SARS-CoV-2 ursächlich für die Pseudokrupp-Anfälle war oder eventuell Co-Infektionen mit anderen Viren die Atemnot auslösten.

Um diese Wissenslücke zu schließen, ermittelten Wissenschaftler, wie viele Kinder im Zeitraum von 1. März 2020 (Beginn der Corona-Pandemie) bis 15. Januar 2022 mit SARS-CoV-2-Infektion und klinischen Symptomen eines Pseudokrupps in einem großen Kinderkrankenhaus in Boston (Massachusetts, USA) behandelt wurden (Notaufnahme und stationäre Aufnahme). Ihre Arbeit liegt derzeit noch als Vorabveröffentlichung, Preprint, bei „Pediatrics“ – der wissenschaftlichen Fachzeitschrift der „American Academy of Pediatrics“ – vor. Eingeschlossen wurden Kinder, die PCR-positiv auf das Coronavirus getestet waren und bei denen Ärzte gleichzeitig eine Laryngotracheitis, also einen Pseudokrupp (ICD-10-Code-basiert) diagnostiziert hatten. Als Omikron-Fall zählte, wer ab dem 4. Dezember 2021 ins Krankenhaus kam.

Omikron bevorzugt obere Atemwege

In der Tat scheint – verglichen mit früheren besorgniserregenden Varianten von SARS-CoV-2 – vor allem Omikron bei Pseudokrupp-Anfällen ursächlich. Grund könnte sein, dass frühere Virusvarianten vornehmlich die unteren Atemwege infizierten, Omikron nun hingegen die oberen Atemwege bevorzugt. Bei Kleinkindern mit ohnehin kleinen und engen Atemwegen könnte Omikron somit schwere Verläufe und Pseudokrupp-Anfälle mit Atemnot begünstigen. Konten die Wissenschaftler diesen Verdacht tatsächlich durch erhöhte Pseudokrupp-Häufigkeiten während der Omikron-Welle auch im Bostoner Kinderkrankenhaus erhärten?

Anstieg der Pseudokrupp-Fälle mit der Omikron-Welle

Im dortigen Krankenhaus wurden insgesamt seit Beginn der Corona-Pandemie bei 75 Kindern ein COVID-19-assoziierter Pseudokrupp diagnostiziert – und bei den meisten Kindern (81 Prozent) während der Omikron-Welle. Den Wissenschaftlern zufolge stieg die wöchentliche Fallzahl (SARS-CoV-2 plus Pseudokrupp) signifikant ab dem Zeitpunkt, an dem Omikron dominierte. 

Die meisten Kinder, die einen Pseudokrupp entwickelten, waren männlich (72 Prozent) und jünger als zwei Jahre, was typisch für Pseudokrupp ist. Zudem verließen nahezu alle Kinder (88 Prozent) die Notaufnahme ohne stationäre Aufnahme. Blieben die Kinder stationär (n=9, 12 Prozent), so dauerte ihr Aufenthalt im Median 1,7 Tage, vier Kinder (44 Prozent der stationären Kinder, 5 Prozent aller erkrankten Kinder) benötigten intensivmedizinischen Betreuung, jedoch musste keines der Kinder invasiv beatmet werden oder starb.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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