Rückruf auf Apothekenebene

Nitrosamine in Accuzide nachgewiesen

Stuttgart - 29.03.2022, 14:00 Uhr

Pfizer verschickt in Abstimmung mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) in einem Rote-Hand-Brief. (s / Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Pfizer verschickt in Abstimmung mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) in einem Rote-Hand-Brief. (s / Foto: IMAGO / Jan Huebner)


Der Blutdrucksenker Accuzide, der eine Kombination aus Quinaprilhydrochlorid und Hydrochlorothiazid enthält, wird in allen Wirkstärken und Packungsgrößen zurückgerufen. Hintergrund sind Nitrosamin-Verunreinigungen. Aufgrund des flächendeckenden Rückrufs werden Engpässe erwartet.

Mal wieder Nitrosamine. Diesmal im Blutdrucksenker Accuzide. Darüber informiert Hersteller Pfizer in Abstimmung mit dem Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) in einem Rote-Hand-Brief. Testergebnisse hätten gezeigt, dass die Konzentrationen der Nitrosamin-Verunreinigung in Accuzide die akzeptablen nachgewiesenen Aufnahmemengen (ADI) überschreiten, heißt es dort. Als Vorsichtsmaßnahme ruft Pfizer daher alle Chargen und Packungsgrößen von Accuzide, das den ACE-Hemmer Quinaprilhydrochlorid und das Diuretikum Hydrochlorothiazid enthält, auf Apothekenebene zurück. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis bleibe aber, nach dem, was man aktuell wisse, positiv.

Mehr zum Thema

Neue Verunreinigung in Tuberkulose-Arzneimitteln

Nitrosamine auch in Rifampicin gefunden

Aufgrund des flächendeckenden Rückrufs werden dem RHB zufolge Engpässe erwartet. Wann Accuzide wieder verfügbar sein wird, darüber kann Pfizer aktuell keine Angaben machen. Angehörige der Gesundheitsberufe sind angehalten, Patient:innen, die Accuzide einnehmen, zu raten, das Präparat nicht eigenmächtig abzusetzen, sondern alle Fragen und Bedenken mit ihnen zu besprechen.

Seit im Sommer 2018 flächendeckend Sartane wegen Nitrosamin-Verunreinigungen zurückgerufen wurden, kommt es immer wieder zu Arzneimittel-Rückrufen aus diesem Grund. Ganz nach dem Motto „wer sucht, der findet“. Nitrosamine werden als Humankarzinogene eingestuft. Sie können auf verschiedenen Wegen in Arzneimittel gelangen, zum Beispiel bei der Synthese, durch verunreinigtes Wasser oder als Abbauprodukte. Sie können das Krebsrisiko erhöhen, wenn Menschen ihnen über längere Zeiträume über die akzeptablen Werte hinaus ausgesetzt sind. Neben Arzneimitteln sind sie auch in vielen Lebensmitteln wie gegrilltem Fleisch enthalten.


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.