Effekte von Paracetamol

Höherer Blutdruck durch Paracetamol?

Stuttgart - 05.04.2022, 09:15 Uhr

Sollte man auch bei Paracetamol den Blutdruck im Auge behalten? (Foto: ronstik / AdobeStock) 

Sollte man auch bei Paracetamol den Blutdruck im Auge behalten? (Foto: ronstik / AdobeStock) 


Kann auch Paracetamol, wie NSAR, den Blutdruck in die Höhe steigen lassen? Einer Studie zufolge erhöht das Analgetikum den systolischen Blutdruck um 4,7 mmHg, verglichen mit Placebo. Woran liegt es?

Paracetamol wird aufgrund seiner guten Verträglichkeit häufig als erste Wahl bei chronischen Schmerzen eingesetzt. Zudem nahm man lange Zeit an, dass das Analgetikum – anders als nichtsteroidale Antirheumatika – keinen Einfluss auf den Blutdruck hat. Beobachtungsstudien in den vergangenen Jahren ließen hingegen vermuten, dass dem nicht so ist. Nun hat die British Heart Foundation erstmals eine kontrollierte Studie initiiert, die den Effekt von Paracetamol auf den Blutdruck genauer beleuchten sollte.

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An der Doppelblindstudie nahmen 110 Probanden teil, von denen 103 schlussendlich ausgewertet wurden. Alle litten unter Bluthochdruck, der zum Teil auch medikamentös therapiert wurde. Die Studie erfolgte im Crossover-Design: So bekam die Hälfte der Teilnehmer zunächst über zwei Wochen viermal täglich 1 g Paracetamol. Nach einer zweiwöchigen Auswaschphase bekamen die Teilnehmer dann über zwei Wochen viermal täglich ein Placebo. Die zweite Gruppe startete mit dem Placebo und bekam nach der zweiwöchigen Auswaschphase das Analgetikum. Jeweils zu Beginn und Ende jeder Einnahmeperiode erfolgte eine 24-Stunden-Blutdruckmessung, an Tag 4 und 7 erfolgte eine kurze Blutdruckmessung.

Paracetamol erhöht Blutdruck um 4,7 mmHg systolisch

Innerhalb der zweiwöchigen Einnahmephase von Paracetamol erhöhte sich der systolische Blutdruck im Vergleich zur Placebo-Gabe signifikant (Paracetamol: 132,8 ± 10,5 mmHg auf 136,5 ± 10,1 mmHg vs. Placebo: 133,9 ± 10,3 mmHg auf 132,5 ± 9,9 mmHg, p < 0,0001). Dies entspricht einem placebokontrollierten Anstieg des systolischen Blutdrucks um 4,7 mmHg. Und auch beim diastolischen Blutdruck war eine Erhöhung erkennbar, die jedoch nicht ganz so hoch ausfiel: So stieg der diastolische Blutdruck von einem Baseline-Wert von 81,2 ± 8 mmHg auf 82,1 ± 7,8 mmHg unter Paracetamol, unter Placebo von 81,7 ± 7,9 mmHg auf 80,9 ± 7,8 mmHg (p = 0,005). Dies entspricht einem placebokontrollierten Anstieg des diastolischen Blutdrucks um 1,6 mmHg.

Woran liegt es?

 Die Forscher vermuten, dass für diese Effekte eine teilweise Blockade der Cyclooxygenase 2 durch Paracetamol verantwortlich sein könnte. Auch wenn die Erhöhungen zunächst nur geringfügig erscheinen, warnen die Studienautoren davor, dass bei einer langfristigen Einnahme von Paracetamol – was bei chronischen Schmerzen in der Regel der Fall ist – ein erhöhtes Risiko für ischämische Herzerkrankungen und Schlaganfall droht, unabhängig davon, ob der Blutdruck bereits therapiert wird oder nicht. Ärzte sollten künftig eine potenzielle Blutdruckerhöhung unter Paracetamol bei der Therapieauswahl mit einbeziehen.


Marina Buchheit-Gusmão, Apothekerin
redaktion@daz.online


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