WHO

Eine Impfdosis zum HPV-Schutz genügt

Stuttgart - 19.04.2022, 09:15 Uhr

Nach Einschätzung der WHO schützt eine einzige Impfung gegen HPV und damit Gebärmutterhalskrebs genauso gut wie zwei Impfdosen. (b/Foto: Arlette / AdobeStock)

Nach Einschätzung der WHO schützt eine einzige Impfung gegen HPV und damit Gebärmutterhalskrebs genauso gut wie zwei Impfdosen. (b/Foto: Arlette / AdobeStock)


Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt ein neues Impfschema gegen HPV und damit Gebärmutterhalskrebs: Eine einzige Impfdosis genügt der WHO zufolge für einen ausreichenden Impfschutz.

Genügt eine einzige Impfdosis zum HPV-Schutz? Derzeit umfasst das Impfschema zum Schutz vor Humanen Papillomaviren (HPV) zwei Impfdosen: Die STIKO (Ständige Impfkommission) empfiehlt in Deutschland, dass sich Mädchen und Jungen im Alter von neun bis 14 Jahren zweimal impfen lassen sollen und versäumte HPV-Impfungen so früh wie möglich nachgeholt werden, am besten bis zum Alter von 17 Jahren. Zu weiteren Auffrischimpfungen fehlen bislang die Daten, sodass die STIKO aktuell keine abschließende Aussage dazu trifft. Die Antikörper-Antworten sind Studien zufolge auch zwölf Jahre nach Impfung noch ausreichend hoch und deutlich höher als nach einer natürlichen Infektion.

Zwei Dosen schützen so gut wie eine

Doch: Genügt vielleicht auch eine einzige Impfdosis? Darüber beriet SAGE – der Strategische Beirat für Immunisierungsfragen der WHO – vom 4. bis 7. April. Die Expertengruppe kam zu dem Schluss, dass bereits „eine Dosis gegen humane Papillomaviren einen soliden Schutz gegen HPV – das Virus, das Gebärmutterhalskrebs verursacht – bietet, der mit einem Zwei-Dosen-Schema vergleichbar ist“, erklärt die WHO und spricht dabei von einem „Gamechanger“ in der Prävention von Gebärmutterhalskrebs, denn der Vorteil sei, dass dadurch weltweit mehr Mädchen geimpft werden könnten.

Die WHO empfiehlt, dass künftig folgendermaßen gegen HPV geimpft werden sollte:

  • Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren: ein bis zwei Impfdosen
  • Junge Frauen zwischen 15 und 20 Jahren: ein bis zwei Impfdosen
  • Junge Frauen ab 21 Jahren: zwei Impfdosen im Abstand von sechs Monaten
  • Immungeschwächte Personen, einschließlich HIV-Infizierter: drei Impfdosen (wenn möglich, ansonsten zwei Impfdosen)

Für Menschen mit Immunschwäche gibt es laut SAGE nur wenige Belege für die Wirksamkeit einer einzigen Impfdosis.

Ziel bis 2030: 90 Prozent aller 15-jährigen Mädchen geimpft

Ziel der WHO ist es, Gebärmutterhalskrebs weltweit als öffentliches Gesundheitsproblem zu beseitigen. Bis 2030 will die Weltgesundheitsorganisation ihre 90-70-90-Ziele erreichen: 

  • 90 Prozent der Mädchen sollen bis zum Alter von 15 Jahren einen vollständigen HPV-Schutz erhalten haben,
  • 70 Prozent der Frauen sollen bis zum Alter von 35 Jahren und erneut bis zum Alter von 45 Jahren mit einem Hochleistungstest auf HPV untersucht worden sein und
  • 90 Prozent der Frauen mit Diagnose Gebärmutterhalskrebs sollen eine Behandlung erhalten (dabei denkt die WHO sowohl an Frauen mit Krebsvorstufen wie auch mit invasivem Karzinom).

300.000 Todesfälle verhindern

Würden in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen die 90-70-90-Ziele bis zum Jahr 2030 erreicht, sinkt einem mathematischen Modell der WHO zufolge bis 2045 die Gebärmutterinzidenz um 42 Prozent, bis 2120 um 97 Prozent, und man könnte dadurch mehr als 74 Millionen Fälle von Gebärmutterhalskrebs verhindern. Allein bis 2030 ließen sich 300.000 Todesfälle vermeiden, bis 2070 über 14 Millionen.

Schnellere Durchimpfung mit nur einer Impfdosis

Fast alle Fälle von Gebärmutterhalskrebs (mehr als 95 Prozent) lassen sich auf das sexuell übertragbare HP-Virus zurückführen, meist durch die Hochrisikosubtypen 15 und 18 (70 Prozent). Und: Nahezu alle betroffenen Frauen (90 Prozent) leben in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Die neue Impfempfehlung der WHO könnte somit vor allem in diesen Ländern, in denen die Einführung des HPV-Impfstoffes der SAGE zufolge nur „langsam“ vorangeht, die Durchimpfung verbessern und das Ziel, bis 2030 mindestens 90 Prozent der Mädchen bis zum Alter von 15 Jahren zu impfen, erreichen.

STIKO empfiehlt HPV-Impfung auch für Jungen

Die WHO berücksichtigt in ihren HPV-Impf-Empfehlungen lediglich Mädchen und Frauen. Die STIKO hingegen empfiehlt seit Ende 2018 auch Jungen im Alter zwischen neun und 14 Jahren eine Impfung gegen HPV. Eine Impfempfehlung für Jungen haben dem RKI zufolge auch Österreich, Schweden, Schweiz, Liechtenstein, Kroatien, Norwegen, Australien, Neuseeland, Israel, USA, Kanada, Puerto Rico, Panama und Brasilien ausgesprochen. 


Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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