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First A, Mayd und Co.
Wie Lieferando für Apotheken?
Schnelllieferplattformen für Apothekenartikel wie Mayd oder First A werden oft mit Lieferando verglichen, schließlich wird jeweils ein Geschäft mit einem lokalen Anbieter – Restaurant oder Apotheke – über einen Dienstleister abgewickelt, der dann auch die Lieferung übernimmt. Dieser Vergleich hinkt aber gewaltig, findet DAZ-Chefredakteurin Julia Borsch.
Die Apothekenbestellplattformen Mayd, First A, Kurando und wie sie alle heißen und der Restaurantlieferdienst Lieferando haben einiges gemeinsam. Über die Online-Plattform des jeweiligen Dienstleisters können Kund:innen bei lokalen Anbietern bestellen. Der Dienstleister wickelt das Geschäft ab und liefert, wenn gewünscht, die Bestellung aus – meist per Fahrradkurier. Dafür erhalten die Unternehmen einen umsatzabhängigen Beitrag. Bei Lieferando beispielsweise wird Provision fällig, sobald die Bestellung über das Onlineportal eingeht, das Restaurant aber selbst ausliefert oder der Kunde sein Essen abholt. Übernimmt Lieferando auch noch die Auslieferung der Bestellung, werden stolze 30 Prozent Provision fällig. Nicht mitmachen ist aber offensichtlich auch keine Option, anders lässt sich der Erfolg kaum erklären. Ein großer Teil der Wettbewerber, wie Delivery Hero, Foodora und Lieferheld, wurden übrigens mittlerweile von Lieferando geschluckt.
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Allerdings gibt es auch einen entscheidenden Unterschied zwischen der Restaurantplattform und den Apothekenlieferdiensten. Während man sich bei Lieferando bewusst für ein Restaurant entscheidet – zum Beispiel, weil man die Pizza eines bestimmten Restaurants essen möchte –, wählt man bei den Apothekenbestellplattformen lediglich ein Produkt. Die Apotheke dahinter tritt völlig in den Hintergrund. Die Aspekte, mit denen eine individuelle Apotheke bei den Patient:innen punkten und sie damit an sich binden kann, spielen keine Rolle – der Patient bestellt bei Mayd, First A oder wem auch immer, aber nicht bei einer bestimmten Apotheke. Die „Partnerapotheke“ ist also komplett austauschbar, ohne dass es der Patient merkt, und zwar nicht nur gegen eine andere Apotheke, sondern, auch, wenn es die gesetzliche Lage irgendwann erlauben sollte, gegen ein Arzneimittellager, aus dem heraus beliefert wird. Dass Lieferando selbst in einer zentralen Küche von Pizza über Sushi bis hin zu Schweinsbraten alles kocht, ist hingegen eher unwahrscheinlich.
Nicht mitmachen für viele keine Option
Einfach nicht mitmachen ist wie bei Lieferando aber für viele Kolleg:innen offenbar keine Lösung. Schließlich scheint es ja ein Bedürfnis zu geben, sich Arzneimittel innerhalb von 30 Minuten liefern zu lassen, und auf das wollen sie im Sinne der Kund:innen reagieren. Sonst macht es ein anderer. Mit dem eigenen Botendienst ist das aber im Regelfall in diesem Zeitfenster nicht zu stemmen. Ob eine so schnelle Lieferung wirklich erforderlich ist, darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein. Kundenwünsche im Einzelfall zu bewerten, sollte aber nicht Sache der Apotheker:innen sein. Ob man diesem Bedürfnis nachkommen will oder nicht und vor allem mit welchen Partnern, ist dann eine individuelle unternehmerische Entscheidung, die so mancher nach den aktuellen Geschehnissen um First A auch noch einmal überdenken dürfte.
1 Kommentar
Lieferdienste
von Daniela Hänel am 19.04.2022 um 13:36 Uhr
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