Moderne Vergütungsstruktur gefordert

Via: Apotheken brauchen eine Perspektive

Berlin - 10.05.2022, 12:15 Uhr

Pharmazeutische Dienstleistungen, intensive Beratung und Impfangebote müssen sich für die Apotheken lohnen, meint via. (s / Foto: DAZ / Schelbert)

Pharmazeutische Dienstleistungen, intensive Beratung und Impfangebote müssen sich für die Apotheken lohnen, meint via. (s / Foto: DAZ / Schelbert)


Der Verband innovativer Apotheken (via) fordert zukunftsfähige Konzepte und eine zeitgemäße Vergütung für die Apotheken. Statt eines Spargesetzes zulasten der Offizinen gelte es jetzt, die Potenziale zu heben, die in den Betrieben schlummern, und eine moderne Vergütungsstruktur zu schaffen, die auch eine adäquate Beratung, pharmazeutische Dienstleistungen und Impfangebote belohnt.

Während der Pandemie waren die Apotheken zur Stelle: Sie haben zahlreiche Sonderaufgaben übernommen, als Not am Mann war – etwa mit dem Verteilen von Schutzmasken, dem Herstellen von Desinfektionsmitteln und dem Ausstellen von Impfzertifikaten. Dass man nun im Bundesministerium für Gesundheit offenbar an einem Spargesetz arbeitet, das auch die Apotheken treffen soll, irritiert auch den Verband innovativer Apotheken (via). „In den letzten eineinhalb Jahren haben die Apotheker gezeigt, dass sie verlässliche Partner im Gesundheitswesen sind, die unbürokratisch und leistungsstark sehr schnell agieren“, schreibt via in einer Pressemitteilung vom gestrigen Montag. „Der derzeit vorliegende Referentenentwurf, den GKV-Rabatt zu erhöhen und die Erträge der Apotheken zu schmälern, stößt unsere Mitglieder daher verständlicherweise vor den Kopf.“

Sondereffekte sind nicht nachhaltig

Für ihre Leistungen in der Krise sind die Apotheken zwar bezahlt worden, sodass dem aktuellen Apotheken-Wirtschaftsbericht zufolge sogenannte Sondereffekte zum Tragen kamen. Doch nachhaltig sind diese nicht, meint via. „Dass durch diese unternehmerische Risikobereitschaft letztlich bei aktiven Apotheken Sondereffekte entstanden sein können, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das eigentliche Kerngeschäft der Apotheken einen jahrzehntelangen Reformstau hat. Eine Dynamisierung, geschweige denn Novellierung der Vergütung hat seit 2004 nicht stattgefunden“, betont der Verband.

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Vor diesem Hintergrund ruft via die Politik auf, dem Berufsstand der Apotheker:innen mit „zukunftsfähigen Konzepten und zeitgemäßer Vergütung“ den modernen Status zu verleihen, den er verdient. „Via selbst und seine Mitglieder sehen die Zukunft einer modernen Vergütungsstruktur neben dem Rx-Sektor allerdings gekoppelt an adäquate Honorare für Dienstleistungen und kompetente Beratung.“ Aus der Sicht des Verbands ist es jetzt „an der Zeit, den beim Schiedsgericht liegenden Dienstleistungskatalog sowohl in puncto Inhalt und Honorarhöhe offenzulegen – die Apotheker:innen brauchen eine Perspektive und faire Zeit, sich vorzubereiten. Zudem braucht es eine transparente Grundlage für darauf aufbauende und darüberhinausgehende innovative Dienstleistungen wie zum Beispiel ein derzeit bereits in anderen EU-Ländern praktiziertes umfassendes Impfangebot oder die Beratung sowie Miniklinik mit fakultativer Arzt Videoschalte – und natürlich deren Budgetverhandlung!“

Um zu verdeutlichen, welches Potenzial derzeit ungenutzt in deutschen Apotheken schlummert, verweist via auf ein kürzlich veröffentlichtes Faktenblatt des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller zum Thema Selbstmedikation. Dieses zeige, dass bereits heute durch die Selbstbehandlung 134 Millionen Stunden ärztlicher Arbeitszeit eingespart werden und prognostiziert bei einer weiteren Förderung der Selbstmedikation ein GKV-Einsparpotenzial von 3,7 Milliarden Euro. „Das ist der Weg, wohin die Reise gehen muss, die Apotheker:innen können und wollen das leisten“, betont via. Die von den Patienten in der Pandemiezeit bereits genutzten Tools der Online-Terminreservierung „böten die idealen Voraussetzungen und den idealen Zeitpunkt, diese Angebote im Sinne der Volksgesundheit jetzt in den Markt einzuführen.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) habe der Verband diesbezüglich bereits Gesprächsbereitschaft signalisiert.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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