Nur in Großbritannien ein Problem?

Engpässe bei Hormon-Präparaten für die Menopause

Stuttgart - 11.05.2022, 13:45 Uhr

In Deutschland werden in den Wechseljahren immer weniger Hormonpräparate verordnet, doch in Großbritannien scheint die Nachfrage eher zu steigen als zu sinken. (b/Foto: Natalie Board / AdobeStock)

In Deutschland werden in den Wechseljahren immer weniger Hormonpräparate verordnet, doch in Großbritannien scheint die Nachfrage eher zu steigen als zu sinken. (b/Foto: Natalie Board / AdobeStock)


Zu Beginn der Corona-Pandemie war die Sorge laut geworden, dass es (auch) Engpässe bei Hormonpräparaten geben könnte. In der internationalen Ausgabe von „The Guardian“ war am 22. Mai 2020 gar von einem weltweiten Mangel an Hormonersatztherapien und Kontrazeptiva die Rede. Vor allem Großbritannien schien mit Lieferschwierigkeiten bei Hormonersatztherapien für die Menopause zu kämpfen. Zwei Jahre später hat sich die Situation in Großbritannien offenbar zugespitzt. 

Das britische „Department of Health and Social Care“ teilte am 29. April 2022 mit, dass Hormonersatzpräparate in Großbritannien vorerst maximal nur noch für eine Dauer von drei Monaten abgegeben werden dürfen. Damit soll die Versorgung sichergestellt werden, heißt es. Das „Pharmaceutical Journal“ hatte zuvor berichtet, dass der Engpass bei Hormonersatz-Arzneimitteln für die Menopause (HRT = Hormone Replacement Therapy, Hormonersatztherapie) dadurch verschärft worden sein könnte, dass manche Patient:innen Verordnungen für zwölf Monate erhielten. Zuletzt war in Großbritannien von einem „schwerwiegenden“ Engpass die Rede; konkret geht es dabei um die Präparate Oestrogel® (Wirkstoff Estradiol), Ovestin® Creme (Wirkstoff Estriol) und Premique Low Dose® (konjugierte Estrogene und Medroxyprogesteronacetat).

Bereits zu Beginn der Corona-Pandemie war die Sorge laut geworden, dass es (auch) Engpässe bei Hormonpräparaten geben könnte. In der internationalen Ausgabe von „The Guardian“ war am 22. Mai 2020 gar von einem weltweiten Mangel an Hormonersatztherapien und Kontrazeptiva die Rede gewesen. Vor allem Großbritannien schien mit Lieferschwierigkeiten bei Hormonersatztherapien für die Menopause zu kämpfen. Zwei Jahre später hat sich die Situation – wie die jüngsten Meldungen verdeutlichen – eher zugespitzt als entschärft.

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Auch für Deutschland hört und liest man immer wieder über Engpässe bei Estradiol, Estriol und Medroxyprogesteronacetat. Im August 2021 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sogar einen Versorgungsmangel für „MPA (Medroxyprogesteronacetat) 250 mg bzw. 500 mg Hexal® Tabletten“ festgestellt. Dabei ging es aber nicht um die Menopause, sondern um die Behandlung von Patient:innen mit bestimmten hormonabhängigen Tumoren. Eine alternative, gleichwertige Arzneimitteltherapie steht in Deutschland nicht zur Verfügung. Als Ursache für den Engpass gelten Produktionsprobleme, „die der erhöhten Nachfrage nicht entsprechen können“. Das Ende der Lieferengpasssituation wurde 2021 für Mai 2022 prognostiziert. Ein Blick in die Lieferengpassliste des BfArM verrät aktuell jedoch, dass der Versorgungsengpass Ende Juli 2022 beendet sein soll (Stand 11. Mai 2022). 

Am 6. Mai berichtete nun das „Pharmaceutical Journal“, dass das Ministerium für Gesundheit und Soziales in Großbritannien mitgeteilt hat, dass neben einer steigenden Nachfrage an Hormonersatzpräparaten in Großbritannien auch Faktoren im Zusammenhang mit der Herstellung, Kapazitätseinschränkungen, aber auch kommerzielle Entscheidungen die Versorgung mit Hormonersatztherapien beeinträchtigt haben könnten. 

Aus Impfstoff-Taskforce wird HRT-Taskforce

Der Minister für Gesundheit und soziale Angelegenheiten Sajid Javid hatte sich kurz zuvor mit den wichtigsten Anbietern von Hormonersatztherapien getroffen (Aspen Pharmacare, Besins-Healthcare, Gedeon Richter, Novartis, Novo Nordisk, Orion, Pfizer, Theramex, Viatris), um die HRT-Lieferprobleme zu lösen. Bei den Gesprächen waren auch Vertreter:innen der öffentlichen Apotheken beteiligt. In der Mitteilung dazu heißt es außerdem, dass die Generaldirektorin der Impfstoff-Taskforce, Madelaine McTernan, kürzlich zur Leiterin einer neuen HRT-Versorgungs-Taskforce ernannt wurde. Sie soll die Erfahrungen aus dem COVID-Impfprogramm nutzen, um sowohl die kurz- als auch die langfristige Nachfrage an HRT decken zu können. Weitere Mitglieder der Impfstoff-Taskforce würden ebenfalls zur Unterstützung eingesetzt, heißt es.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Probleme

von ratatoske am 12.05.2022 um 9:24 Uhr

Nicht die Behörden wurden kaputtgespart, bei deren Arbeitsweise und dem grotesken Verfahrenswerk kann schon lange nichts vernünftiges rauskommen, sondern die Erstattung für Basismedikamente, Wirklich niemand auf der Welt hat noch Lust für Lau für reiche Industrieländer zu produzieren und dann noch Vorräte für Schwankungen anzulegen. Es kommen jetzt immer mehr solcher Fälle, aber die unzähligen Lobbiisten der GKV mit ihren politischen Kumpeln bügeln das schon weg. Karl ist nach Spahn ja weiter dabei die Versorgung zu zerstören. Für jeden digitalen Irrsinn ist ja genügend Geld da , da es den Versendern nutzt - und dafür ist ja das E-Rezept, anders als in anderen Ländern ! Nicht eine bessere Versorgung , sondern die Versorgung durch Versender - und nebenbei bemerkt die Bevorzugung von Telepraxen, viel Spaß bei der Kontrolle ! Die Wucherung von Finanzinvestoren in die Arztpraxen hinein wurde ja auch nur begünstigt um die Interessen der Investoren zu befördern. Verschwörung ? nein natürlich nicht, da alle Fakten für die die es nachvollziehen wollen ja offen daliegen.

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