„Kein Beginn einer neuen Pandemie“

Affenpocken: 21 Tage Isolation empfohlen

Berlin - 24.05.2022, 14:55 Uhr

Gesundheitsminister Karl Lauterbach und RKI-Chef Lothar Wieler äußerten sich am Rande des Deutschen Ärztetags zum Affenpocken-Ausbruchsgeschehen. (Foto: IMAGO / Chris Emil Janßen)

Gesundheitsminister Karl Lauterbach und RKI-Chef Lothar Wieler äußerten sich am Rande des Deutschen Ärztetags zum Affenpocken-Ausbruchsgeschehen. (Foto: IMAGO / Chris Emil Janßen)


Nachdem die ersten Fälle von Affenpocken in Deutschland aufgetreten sind, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Ausbreitung nun schnell eindämmen. Es handele sich um einen bekannten Erreger, und man wisse, wie man ihn bekämpfen könne, sagte er heute am Rande des Deutschen Ärztetags. Unter anderem soll für Infizierte generell eine angeordnete Isolation von mindestens 21 Tagen empfohlen werden.

Die Affenpocken sorgen derzeit für Schlagzeilen – auch in Deutschland sind nunmehr erste Fälle bekannt. Doch durch gute Kontaktnachverfolgung und Vorsicht könne die Situation mit den noch niedrigen Fallzahlen in den Griff bekommen werden, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am heutigen Dienstag bei einer Pressekonferenz am Rande des Deutschen Ärztetags in Bremen.

Mehr zum Thema

Nach Fällen in Großbritannien

Affenpocken: Ärzte sollen wachsam sein

Der SPD-Politiker betonte zugleich, was man aktuell mit den Affenpocken erlebe, sei „nicht der Beginn einer neuen Pandemie“. Es handele sich um einen bekannten Erreger, und man wisse, wie man ihn bekämpfen könne.

Lauterbach betonte zugleich, dass die Entwicklung ernst zu nehmen sei. Es sei noch nicht bekannt, weshalb Ausbrüche international diesmal anders verliefen als in der Vergangenheit. Möglich sei etwa, dass der Erreger oder die Anfälligkeit der Menschen für ihn sich verändert habe. Aufgabe sei es nun, die Ausbrüche früh einzudämmen. So könne man erreichen, dass sich der Erreger nicht bei Menschen einniste.

Es kann jede:n treffen

Zudem räumte er mit der dem Missverständnis auf, dass nur Menschen betroffen seien, die ungeschützten Sex mit Unbekannten hatten. Auch wenn derzeit bestimmte Gruppen wie Sexarbeiter stärker betroffenen seien, könnte der Erreger ebenso Kinder und alle Geschlechter jeden Alters betreffen. Aus Zentralafrika wisse man, dass die dortige Virusvariante unter Kindern bis 16 Jahren eine Sterblichkeitsrate von bis zu 11 Prozent haben könne.

Wichtig sei vor allem Information – zunächst vor allem der Hauptrisikogruppe. Und das seien im Moment noch Männer, die Sex mit Männern hatten. „Das ist keine Stigmatisierung“, betonte Lauterbach. Jederzeit könnten neue Risikogruppen hinzukommen.

Zudem habe man eine RKI-Empfehlung entwickelt, deren Umsetzung den Ländern nun ans Herz gelegt werden solle. „In den frühen Phasen einer Epidemie muss hart und früh reagiert werden“, sagte Lauterbach. Kernbestandteil sei, dass sich Infizierte generell mindestens 21 Tage isolieren sollen. Die Isolation sollte bis zum Ende der Symptome – mindestens bis zum Abfallen der Krusten – eingehalten werden. Die 21-tägige Isolation gilt auch als dringende Empfehlung für Kontaktpersonen.

Für alle Fälle: Impfstoff geordert

Sollte sich das Infektionsgeschehen weiter ausbreiten, will man sich auch für sogenannte Ringimpfungen um die infizierte Person herum vorbereiten. Ein Impfstoff sei bestellt – bis zu 40.000 Dosen Imvanex sollen geliefert werden. Es handelt sich um einen in den USA gegen Affenpockenviren zugelassen Impfstoff. Dieser könne nicht nur Ansteckungen verhindern, sondern auch bei bereits angesteckten Personen den Ausbruch der Krankheit verhindern, erklärte der Bundesgesundheitsminister. 

Lauterbach betonte den guten Austausch mit dem RKI sowie europäischen Gesundheitsbehörden. Die Chancen seien gut, den Erreger noch zu stoppen – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa.

Fünf gemeldete Fälle in Deutschland

RKI-Präsident Lothar Wieler wies darauf hin, dass heute Vormittag um 11 Uhr 177 Fälle von Affenpocken in 16 Ländern bekannt gewesen seien – fünf davon in Deutschland. Die Besonderheit sei, dass in der Mehrheit keine aktuelle Reise in ein endemisches Gebiet dahinter stehe. Es sei das erste Mal, dass man in Europa Infektionsketten beobachte, ohne einen epidemiologischen Link zu endemischen Regionen zu haben.

Weitere Informationen rund um Affenpocken finden Sie auf der RKI-Webseite


Kirsten Sucker-Sket / dpa
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.