Apotheker und Arzneimittelkritiker

Gerd Glaeske ist tot

Stuttgart - 31.05.2022, 13:10 Uhr

Gerd Glaeske ist am 27. Mai 2022 nach langer Krankheit verstorben. (b/Foto: IMAGO / photothek)

Gerd Glaeske ist am 27. Mai 2022 nach langer Krankheit verstorben. (b/Foto: IMAGO / photothek)


Der Bremer Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeske ist am 27. Mai nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren verstorben. Glaeske war Apotheker und betätigte sich viele Jahrzehnte in der Arzneimittelversorgungsforschung.

Wie die Handelskrankenkasse (HKK) mitteilt, ist der Bremer Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeske am vergangenen Freitag nach langer Krankheit im Alter von 77 Jahren verstorben. Ursprünglich war geplant, dass Glaeske im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz der HKK am 2. Juni, anlässlich des bundesweiten Aktionstags gegen den Schmerz, eine Studie zum Thema Opioide vorstellt. Den Termin trotz seines Todes beizubehalten, war Glaeskes ausdrücklicher Wunsch.

Gerd Glaeske wurde am 13. Mai 1945 in Stecklenberg, Sachsen-Anhalt, geboren und studierte Pharmazie an den Universitäten Aachen und Hamburg. 1978 wurde er in Hamburg mit einer Dissertation über die Synthese von Tetrahydrothiazinderivaten promoviert. Danach folgten verschiedenen Tätigkeiten bei Krankenkassen und deren Verbänden. Seit 1999 hatte er die Professur für Arzneimittelanwendungsforschung am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen inne und leitete die Forschungseinheit „Arzneimittelberatung und Arzneimittelinformation“. Seit 2007 leitete er zudem die Abteilung Gesundheit, Pflege und Alterssicherung (ehemals Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung im Zentrum für Sozialpolitik -ZeS-). Zwischen 2003 und 2006 war er Mitglied im geschäftsführenden Direktorium des Zentrums für Public Health (ZPH) in Bremen. Am 28. August 2003 berief ihn die damalige Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) in den Sachverständigenrat für die Konzertierte Aktion im Gesundheitswesen, dem er bis ins Jahr 2010 angehörte.

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Daneben machte er sich vor allem einen Namen mit seinen zahlreichen Auftritten als Arzneimittelkritiker in Talkshows und Ratgebersendungen. Auch das Sortiment und die Beratung der öffentlichen Apotheken waren Gegenstand seiner Kommentierungen. Dadurch gingen die Meinungen über ihn in der Apothekerschaft auseinander: Während die einen seine Offenheit durchaus schätzten und ihn als profunden Kenner des Gesundheitswesens und der Arzneimittelversorgung auswiesen, wollten andere am liebsten, dass er von der Fernsehbildfläche verschwindet. Sie sahen in ihm einen „Gegner der Apotheker“.

Gerd Glaeske war Autor zahlreicher Einzelveröffentlichungen zur Arzneimittelpolitik und zur Qualität der Arzneimittelversorgung, unter anderem „Bittere Pillen“, „Handbuch Medikamente“ und „Handbuch Selbstmedikation“ der Stiftung Warentest, Selbstmedikationsratgeber „Arzneimittel ohne Arzt?“ der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände, Ratgeber „Sucht“ oder „Medikamente für Frauen“. Seit Beginn der Corona-Pandemie verfasste er zusammen mit weiteren Experten des Gesundheitswesens Thesenpapiere, in dem die epidemiologische Problemlage wissenschaftlich versucht wird zu klären, um aus der gegebenen Situation Empfehlungen für wirksame Präventionsmaßnahmen abzuleiten. Unter anderem kritisierten die Autoren, dass zur Krisenbewältigung neben Virologen kaum andere Wissenschaftler einbezogen wurden.


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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