Strukturanalyse

Berater wollen Interessenkonflikte im ABDA-Präsidium vermeiden

Saarbrücken - 09.06.2022, 10:45 Uhr

Saarlands Apothekerkammerpräsident Manfred Saar kündigt „erheblichen Widerstand“ gegen die Vorschläge der Unternehmensberatung B`VM an. (s / Foto: Apothekerkammer des Saarlands)

Saarlands Apothekerkammerpräsident Manfred Saar kündigt „erheblichen Widerstand“ gegen die Vorschläge der Unternehmensberatung B`VM an. (s / Foto: Apothekerkammer des Saarlands)


Über die Ergebnisse der ABDA-Strukturanalyse wurde bisher nicht offiziell gesprochen. Doch nun dringen immer mehr Informationen nach außen und in den Mitgliedsorganisationen wird diskutiert. Nach den Vorstellungen der beauftragten Unternehmensberatung sollte eine zukünftige ABDA-Präsidentin oder ein zukünftiger ABDA-Präsident nicht mehr gleichzeitig einer Landesapothekerkammer oder einem Landesapothekerverband vorstehen, damit potenzielle Interessenkonflikte vermieden werden.

Kurz vor Ende seiner Amtszeit überraschte der damalige ABDA-Präsident Friedemann Schmidt mit der Ankündigung, die komplexe Struktur der ABDA von einer Unternehmensberatung analysieren zu lassen. Beauftragt wurde im Juli 2020 die Firma B`VM (Beratungsgruppe für Verbandmanagement). Auch Schmidts Nachfolgerin, die amtierende ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, hatte sich dafür ausgesprochen, „Aufgaben, Prozesse und Strukturen“ systematisch zu betrachten.

Offiziell wird über die bisherigen Ergebnisse der Strukturanalyse nicht gesprochen. Aus Kreisen der ABDA-Mitgliedsorganisationen hört man, dass B`VM persönliche Gespräche mit ausgewählten Vertretern der Kammern und Verbänden sowie der ABDA-Zentrale geführt hat. Daraufhin sollen Vorschläge erarbeitet worden sein, die in einer Vorbereitungsgruppe zwischen Haupt- und Ehrenamtlern weiter diskutiert wurden und danach in einem „Konvent“, der am 18. Mai 2022 stattfand, den Vertretern aller Mitgliedsorganisationen vorgestellt wurden. Demnach sollen der ABDA-Gesamtvorstand entfallen und der geschäftsführende Vorstand zu einem schlanken „ABDA-Vorstand“ von bisher 13 auf sechs oder sieben ehren- und hauptamtlichen Mitgliedern reduziert werden. Die Mitgliederversammlung würde darüber hinaus bestehen bleiben.


„Das wird so auch nur ansatzweise nicht kommen!“

Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer Saarland


Eine schlankere Struktur mit weniger Entscheidungsebenen und einem kleineren Vorstand soll die ABDA also schneller machen. Außerdem sollen Fachgremien Beschlüsse fassen können. Beispielsweise Leitlinien müssten dann nicht mehr formell durch politische Gremien beschlossen werden. Zu allen diesen Aspekten sind wohl noch Diskussionen bei den anstehenden Beschlussfassungen in den derzeit bestehenden Gremien zu erwarten. 

Bei der gestrigen Delegiertenversammlung der Apothekerkammer des Saarlandes wurden weitere Vorschläge, die aus der Strukturanalyse resultieren, vorgestellt. So soll die ABDA-Mitgliederversammlung statt bisher zweimal, viermal im Jahr stattfinden. Es soll eine Präsenzpflicht geben und keine Möglichkeit mehr einer hybriden Teilnahme. Außerdem könnte es, nach den Vorstellungen von B`VM, eine markante Änderung an der hauptamtlichen Spitze der ABDA-Geschäftsstelle geben. Statt einer einzelnen Hauptgeschäftsführerin oder eines einzelnen Hauptgeschäftsführers soll es eine gleichberechtigte Doppelspitze mit interner und externer Ausrichtung geben – neben einer Generalsekretärin oder einem Generalsekretär würde somit das Amt einer „Außenministerin“ oder eines „Außenministers“ entstehen. Damit soll die Standesorganisation im hauptamtlichen Bereich, was die Interessenvertretung nach außen hin betrifft, wohl professionalisiert werden. Doch es gibt dafür auch eine ganz pragmatische Erklärung: Vier der fünf aktuellen Geschäftsführerinnen und -führer erreichen in den nächsten Jahren das Ruhestandsalter. Statt diese Stellen in ähnlicher Weise wiederzubesetzen, könnte auch eine ganz neue Aufteilung geschaffen werden.


„Ich glaube nicht, dass sich viel ändern wird.“

Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer Saarland


Auch im ehrenamtlichen Bereich gibt es einen bemerkenswerten Vorschlag aus dem Hause der beauftragten Berater: So soll eine zukünftige ABDA-Präsidentin oder ein zukünftiger ABDA-Präsident nicht mehr gleichzeitig einer Landesapothekerkammer oder einem Landesapothekerverband vorstehen dürfen. Als Grund wird angegeben, dass auf diese Weise potenzielle Interessenkonflikte vermieden werden könnten. Aus Sicht von B`VM ist wohl der gleichzeitige Vorstand in einer Mitgliedsorganisation für die ehrenamtliche Arbeit im Interesse aller Kammern und Verbände auf Bundesebene eher hinderlich. Wie genau die Wahl oder eine ähnliche Legitimation der Präsidentin bzw. des Präsidenten stattfinden soll, bleibt offen.

Saarlands Apothekerkammerpräsident Manfred Saar kündigt „erheblichen Widerstand“ gegen die Vorschläge der Unternehmensberatung an und prognostiziert gleichzeitig: „Das wird so auch nur ansatzweise nicht kommen!“. Den neuen ABDA-Vorstand, bestehend aus haupt- und ehrenamtlichen Mitgliedern, hält er für den eigentlichen Interessenkonflikt in diesem Plan und vergleicht die Zusammensetzung mit einer Aktiengesellschaft, in der Vorstand und Aufsichtsrat in einem gemeinsamen Gremium säßen.

Für viel wichtiger hält Saar, dass sich die ABDA mit ihren Mitgliedsorganisationen aktiv gegen die Bürokratisierung innerhalb der eigenen Struktur stemmt. Hierzu könnte ein gemeinsames EDV-System eingeführt werden. Für viel relevanter hält er die Fragen bezüglich der Haushaltsstruktur der ABDA. Doch der Erhalt der zwei Säulen – Kammern und Verbände – ist die Vorgabe bei der Auftragserteilung durch Schmidt gewesen. Darum kann es auch keine grundsätzliche Veränderung bei der Haushaltsstruktur geben. Es soll beim gemeinsamen Haushalt der ABDA bleiben.

Die Empfehlungen des im Mai stattgefundenen Konvents wurden von der Beraterfirma in den letzten Wochen zusammengefasst und müssen nun durch den geschäftsführenden Vorstand, den Gesamtvorstand und die Mitgliederversammlung. Manfred Saar äußerte bei der Kammerversammlung in Saarbrücken abschließend die Vermutung: „Ich glaube nicht, dass sich viel ändern wird.“


Dr. Armin Edalat, Apotheker, Chefredakteur DAZ
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Auflösen!

von Holger am 13.06.2022 um 11:02 Uhr

Die ABDA gehört doch als vordemokratische Instanz und Inbegriff der mittelalterlichen Ständewirtschaft längst aufgelöst und ersatzlos abgeschafft! Wie kann es sein, dass die nichtselbständigen Apotheker:innen jeweils nur über die LAK vertreten sind, die selbständigen Kolleg:innen hingegen mit jeweils zwei Stimmen über ihre LAK und ihren LAV???

Die BAK/LAKen mögen bitte die pharmazeutischen Spielregeln bestimmen und der DAV/die LAVen mögen sich um die wirtschaftlichen Aspekte kümmern. Wofür brauchen wir da eine gemeinsame Struktur?

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