Studie zur neurologischen Entwicklung

Wie wirkt sich COVID-19 in der Schwangerschaft auf die Säuglinge aus?

Stuttgart - 09.06.2022, 17:00 Uhr

Was, wenn die Mutter in der Schwangerschaft an COVID-19 erkrankt? Wirkt sich dies negativ auf die spätere Entwicklung des Kindes aus? (Foto: LoloStock / AdobeStock)

Was, wenn die Mutter in der Schwangerschaft an COVID-19 erkrankt? Wirkt sich dies negativ auf die spätere Entwicklung des Kindes aus? (Foto: LoloStock / AdobeStock)


Eine Schwangerschaft stellt für sich genommen einen Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf bei der Mutter dar. Deshalb sollen sich Frauen am besten schon vor einer Schwangerschaft gegen COVID-19 impfen lassen. Doch was, wenn die Mutter in der Schwangerschaft an COVID-19 erkrankt? Wirkt sich dies negativ auf die spätere Entwicklung des Kindes aus? Eine Studie hat diesen Zusammenhang untersucht, kann laut Expert:innen aber keine Aussage zur Kausalität der Beobachtungen machen.

Wie das Science Media Center (SMC) vorab berichtete, ist heute Nachmittag im Fachmagazin „JAMA Network Open“ eine Studie erschienen, „die sich mit den Folgen einer COVID-19-Erkrankung in der Schwangerschaft auf die neurologische Entwicklung des Kindes innerhalb des ersten Lebensjahres beschäftigt“.

Um diesen Zusammenhang zu untersuchen, haben US-Forschende in der Studie zwei Kohorten miteinander verglichen  – und zwar:

  • 222 Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft an COVID-19 erkrankt waren, mit
  • 7.550 Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft nicht infiziert wurden.

14 der 222 exponierten Babys (6,3 Prozent) und 227 der nicht exponierten Säuglinge (3,0 Prozent) haben schließlich eine Diagnose für eine neurologische Entwicklungsstörung erhalten. 

Die Studienautor:innen kommen damit zwar zu dem Schluss, dass dies vorläufige Hinweise sein können, „dass eine SARS-CoV-2-Infektion in der Schwangerschaft mit neurologischen Einschränkungen bei einigen Nachkommen verbunden sein könnte“. Doch laut SMC weist die Studie eine Reihe an Limitationen auf und wird von zwei britischen Expert:innen sehr kritisch eingeschätzt.

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So erklärte die Professorin für Bevölkerungsgesundheit von Müttern und Kindern Marian Knight von der „University of Oxford“, dass andere Schwangerschaftskomplikationen eher als die COVID-19-Erkrankung der Mutter die Ergebnisse der Studie erklären könnten. Es gebe eine Reihe von möglichen Erklärungen für die gemachten Beobachtungen, die schließlich lediglich auf 14 Säuglingen basierten, meint sie. Bei vielen Babys in der Studie soll es sich beispielsweise um Frühgeborene gehandelt haben. Einer möglichen Frühgeburt soll mit der Impfung der Mutter vorgebeugt werden.

„Es ist nicht möglich, auf der Grundlage dieser Studie den Schluss zu ziehen, dass COVID-19 in der Schwangerschaft Entwicklungsprobleme bei Kindern verursacht. Um festzustellen, ob dies wirklich ein Grund zur Besorgnis ist, sind verschiedene Studien erforderlich, die validierte Entwicklungsmaße im höheren Alter verwenden“, sagte Knight dem SMC. Tatsächlich hat sie nach eigenen Angaben, die nationale Überwachung von COVID-19 in der Schwangerschaft in Großbritannien geleitet und ist Co-Autorin der SINEPOST-Studie, die ebenfalls die neurologischen Entwicklungsergebnisse bei Kindern nach einer mütterlichen COVID-19-Infektion untersucht – allerdings mit einem längeren Beobachtungszeitraum.

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Der Professor für Geburtshilfe und Gynäkologie am „University College London“, Prof. Dimitrios Siassakos, erkennt in der Studie ebenfalls keine Beweise dafür, dass COVID-19 direkt zu den beobachteten Beeinträchtigungen geführt haben könnte. Als eine mögliche weitere Ursache nennt er Diabetes: „Während beispielsweise noch nicht geklärt ist, ob COVID-19 Babys direkt schädigen kann, wissen wir mit Sicherheit, dass Schwangerschaftsdiabetes dies tut, insbesondere wenn er nicht diagnostiziert und behandelt wird. Es ist möglich, dass nicht diagnostizierter Diabetes der versteckte Übeltäter ist; das könnte bedeuten, dass Frauen in diesen untersuchten Kohorten eher positiv auf COVID getestet werden und Babys mit späteren Problemen bekommen.“ 

Auch wenn sich also keine Zusammenhänge zwischen einer kindlichen Beeinträchtigung und COVID-19 der Mutter in der Schwangerschaft belegen lassen, die Impfempfehlung sollten weiterhin alle Frauen im gebärfähigen Alter beherzigen. Denn wird COVID-19 symptomatisch, ist die Erkrankung mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko (2- bis 3-fach) assoziiert. 


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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