Risikogruppen aufklären

Wer sich gegen Affenpocken impfen lassen sollte

Stuttgart - 09.06.2022, 16:30 Uhr

Impfstoffe, die gegen echte Pocken (Variola) entwickelt wurden, schützen auch vor Affenpocken. (x / Symbolbild: IMAGO / Bihlmayerfotografie)

Impfstoffe, die gegen echte Pocken (Variola) entwickelt wurden, schützen auch vor Affenpocken. (x / Symbolbild: IMAGO / Bihlmayerfotografie)


Zwar ist es möglich, bei einer Indikationsimpfung auch präventiv gegen Affenpocken zu impfen. Da der Impfstoff zunächst aber nur eingeschränkt verfügbar sein wird, empfiehlt die STIKO jetzt „bevorzugt exponierten Personen eine Postexpositionsprophylaxe anzubieten“. Für die Bekämpfung des Affenpockenausbruchs sei es neben der Impfung vor allem wichtig, Fälle und deren Kontaktpersonen frühzeitig zu identifizieren und zu isolieren.

Wie die DAZ bereits im Mai berichtete, schützen die Impfstoffe, die gegen echte Pocken (Variola) entwickelt wurden, auch vor Affenpocken – denn diese sind den humanpathogenen Pockenviren sehr ähnlich. In der EU gibt es seit dem Jahr 2013 einen zugelassenen Pockenimpfstoff (Imvanex), der modifiziertes Vacciniavirus Ankara (MVA) enthält. In den USA und Kanada ist dieser sogar zur Prävention der Affenpocken zugelassen – dort gibt es zwei zugelassene Pockenimpfstoffe.

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Ein Piks gegen Affenpocken

Wie die Ständige Impfkommission (STIKO) jetzt mitteilt, ist heute ihr Beschlussentwurf zur Impfung gegen Affenpocken in das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren gegangen. Darin empfiehlt die STIKO für Personen ab 18 Jahren den Pockenimpfstoff Imvanex für die

  • Postexpositionsprophylaxe nach Affenpocken-Exposition und die
  • Indikationsimpfung für Personen mit einem erhöhten Expositions- und/oder Infektionsrisiko.

Postexpositionsprophylaxe so früh wie möglich

Somit soll „nach engem körperlichen Kontakt über nicht-intakte Haut oder über Schleimhäute mit einer an Affenpocken erkrankten Person (z. B. sexuelle Kontakte, Haushaltskontakte) oder bei längerem ungeschützten Face-to-face-Kontakt < 1m“ so früh wie möglich mit Imvanex geimpft werden. Spätestens sollte die Impfung nach 14 Tagen stattfinden. Das gilt auch in der medizinischen Versorgung, wenn ein Kontakt ohne ausreichende persönliche Schutzausrüstung stattgefunden hat – also ohne FFP2-Maske oder medizinischen Mund-Nasenschutz und ohne Handschuhe und Schutzkittel. Dabei ist auch an den Kontakt mit Körperflüssigkeiten und möglicherweise kontaminierten Material zu denken. Somit soll auch Personal in Laboratorien „mit akzidentell ungeschütztem Kontakt zu Laborproben, die nichtinaktiviertes Affenpockenmaterial enthalten“ geimpft werden.

Indikationsimpfung für die MSM-Community

Weil die Affenpocken-Fälle in Deutschland bisher ausschließlich bei Männern der MSM-Community (Männer, die Sex mit Männern haben) aufgetreten seien, wird die Indikationsimpfung von der STIKO nun zunächst nur für diese Gruppe bei wechselnden sexuellen Partnern und für Personal in Speziallaboratorien empfohlen (nach individueller Risikobewertung durch Sicherheitsbeauftragte).

Das Impfschema

„Die Grundimmunisierung sollte mit zwei Impfstoffdosen in einem Abstand von ≥28 Tagen erfolgen (subkutane Applikation). Bei Personen, die in der Vergangenheit bereits gegen Pocken geimpft wurden, reicht eine einmalige Impfstoffgabe aus.“ 

(Quelle: STIKO, 9. Juni 2022)


Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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