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Apotheker in UK
Britische Kollegen sollen künftig in die Krebsvorsorge einbezogen werden
Das staatliche Gesundheitssystem National Health Service (NHS) des Vereinigten Königreichs will die Krebsfrüherkennung verbessern. Dabei sollen auch Apotheker eine Rolle in einem Pilotprojekt spielen: Bemerken sie bei Patienten mögliche Anzeichen für Krebs, dürfen sie an einen Facharzt oder zur Vorsorge überweisen. Der britische Apothekenverband National Pharmacy Association befürwortet das Vorhaben.
Die Pandemie und ihre Auswirkungen haben zur Überlastung der britischen Hausärzte geführt. Wie eine Londoner Allgemeinärztin gegenüber der „Ärzte Zeitung“ berichtet, arbeiten die Mediziner dort aktuell „ständig auf der Überholspur, bloß um wieder aufzuholen“. Ein neues Pilotprojekt, das von der Vorstandsvorsitzenden des NHS, Amanda Pritchard, am 15. Juni angekündigt wurde, könnte die Hausärzte bald mithilfe von Vor-Ort-Apotheken entlasten. Vermuten Apotheker Krebs bei ihren Kunden, sollen sie diese direkt zu Screening und Vorsorge überweisen dürfen und dafür vergütet werden. Bislang mussten sich die Patienten zunächst beim Hausarzt vorstellen.
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Potenzielle Krebssymptome, die vom Apothekenteam bestenfalls erkannt werden, könnten bisher von den Betroffenen selbst nicht bemerkt oder nicht als abklärungsbedürftig eingeordnet worden sein. Zu letzterem zählen beispielsweise mehr als drei Wochen anhaltender Husten, Schluckbeschwerden oder Blut im Urin.
Mehr Kompetenz für die Vor-Ort-Apotheke
Helga Mangion, Policy Managerin beim britischen Verband für unabhängige Gemeinschaftsapotheken (National Pharmacy Association), begrüßt die Einbindung der Apotheken „als gut zugängliche Gesundheitseinrichtungen“. Sie sieht das Pilotprojekt mit Vor-Ort-Apotheken als „eine großartige Gelegenheit, um die klinische Rolle des Apothekenteams weiter auszubauen, Früherkennungsraten zu erhöhen und das Outcome für Patienten zu verbessern“. Vorteile, die die Apothekenteams ihrer Meinung nach mitbringen, seien eine gute Ausbildung und die Tatsache, dass sie ihre Patienten gut kennen und regelmäßig sehen.
Auch von ärztlicher Seite kommt Zustimmung zu dem Vorhaben. Wie „The Guardian“ berichtet, hat Professor Martin Marshall, Vorsitzender der Berufsorganisation der Allgemeinmediziner, Royal College of General Practitioners, „großen Respekt für die Fähigkeiten der Kollegen, die in der Apotheke arbeiten“. Für ihn sei entscheidend, dass die Apotheker für die neue Aufgabe entsprechend ausgebildet und unterstützt werden, nicht nur um mögliche Anzeichen von Krebs zu erkennen, sondern auch um den Patienten zu unterstützen.
Früherkennung im Fokus
Ziel eines vom NHS aufgestellten Zehn-Jahres-Plans ist es, den Anteil an früh diagnostizierten Krebserkrankungen von 50 Prozent auf 75 Prozent zu steigern. Denn je früher eine Tumorerkrankung erkannt wird, desto mehr Behandlungsmöglichkeiten gibt es. Die ambitionierten Maßnahmen des britischen Gesundheitsdienstes umfassen auch mobile Leber-Screening-Busse und ein gezieltes Gentest-Programm für BRCA-Mutationen. Die Busse sind bereits ab Juni 2022 unterwegs und bieten bei Arztpraxen, in Stadtzentren sowie bei Tafeln schnelle, nicht-invasive Untersuchungen an. Der NHS erwartet, dass so Hunderte von Menschen getestet werden können. Dass die Erfolgsaussichten für das mobile Testangebot durchaus gut sind, zeigt eine bereits laufende Initiative: Durch mobile Lungen-Screening-Busse konnten landesweit monatlich mehr als 30.000 Menschen außerhalb von Supermärkten und Fußballstadien getestet und hunderte Krebserkrankungen früh erkannt werden.
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