Neuer BLAK-Ausschuss

„Nicht Wikipedia soll definieren, was Telepharmazie ist, sondern wir“

München - 23.06.2022, 12:15 Uhr

Andreas Ziegler (hier bei der Interpharm) ist einer der Mit-Initiatoren des neuen BLAK-Ausschusses. (c / Foto: Schelbert) 

Andreas Ziegler (hier bei der Interpharm) ist einer der Mit-Initiatoren des neuen BLAK-Ausschusses. (c / Foto: Schelbert) 


Bei der Bayerischen Landesapothekerkammer will man sich künftig verstärkt um die „Digitalisierung und Innovation der pharmazeutischen Berufsausübung“ kümmern. Auf Antrag von Delegierten wurde ein neuer Ausschuss gegründet. Dahinter verbergen sich Themen wie Telepharmazie, die Herstellung personalisierter Darreichungsformen mittels 3-D-Druck oder digital vernetzte Arzneiformen, die die Apothekerschaft nach Ansicht der Antragsteller aktiv mitgestalten und nicht aus der Hand geben sollte. 

Am vergangenen Dienstag trafen sich die frisch gewählten Delegierten der Bayerischen Landesapothekerkammer zu ihrer ersten Sitzung der neuen Wahlperiode in München. Neben Wahlen und der Bestimmung der Delegierten zum Deutschen Apothekertag hatte das Gremium auch über einen Antrag aus Reihen der Delegierten zu entscheiden, nämlich um die Einsetzung eines neuen Ausschusses. Er soll sich dem Thema „Digitalisierung und Innovation der pharmazeutischen Berufsausübung“ widmen. Konkret haben die Antragsteller, Andreas Ziegler und Kolleg:innen, dabei insbesondere Folgendes im Blick:

  • die Herausforderungen der Telepharmazie und telepharmazeutischen Beratung,
  • Fragestellungen rund um die Etablierung innovativer, personalisierter Darreichungsformen, die zum Beispiel mittels 3D-Druck, aber auch mit anderen modernen Technologien in der Apotheke hergestellt werden können,
  • Auswirkungen der Zulassung einer zunehmenden Zahl digital vernetzter Arzneiformen auf die pharmazeutische Berufsausübung und die Positionierung der Apotheker/innen als die kompetenten Ansprechpartner/innen für diese neue Arzneimittelgattung.

Der Ausschuss soll sich im Hinblick auf diese und damit in inhaltlichem Zusammenhang stehende Themen mit den daraus ergebenden Herausforderungen und neu zu schaffenden Rahmenbedingungen befassen. Zudem soll er diesbezüglich Anregungen aus dem Berufsstand aufsammeln, durch Beratung und Information zur Bildung einer konsolidierten Meinung des Berufsstandes sowie seiner Gremien beitragen, den BLAK-Vorstand beraten und Impulse für seine Arbeit, etwa für Anträge zum DAT geben.

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Beweggrund für diesen Antrag sei gewesen, dass man sich bei diesem zukunftsträchtigen Thema das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen wolle, erklärte Andreas Ziegler, einer der Initiatoren des Antrags. Bei der biochemischen Analytik sei das seiner Information nach so gewesen – eigentlich eine pharmazeutische Aufgabe, heute aber in den Händen der Laborärzte – und das solle sich nicht wiederholen. Aktuell sehe es aber ganz danach aus: Bei den digital vernetzten Arzneiformen positionierten sich beispielsweise aktuell Ärzte als Ansprechpartner. Beim letzten DAT habe ein Kollege, als die Frage aufkam, was unter Telepharmazie eigentlich zu verstehen sei, Google zurate gezogen. Aber nicht Wikipedia solle definieren, was Telepharmazie ist, sondern der pharmazeutische Berufsstand, so Ziegler.

Ziegler begründete auch, warum er das Thema besser in einem Ausschuss aufgehoben sieht als in einem Arbeitskreis: „Es ist kein vorübergehendes Thema. Die institutionalisierte Verankerung in der Kammer bietet zusätzliche Möglichkeiten, auf Kammerressourcen zuzugreifen“, so der Apotheker. 

Gelungene Überzeugungsarbeit

Auf merkliche Skepsis einzelner (ehemaliger) Vorstandsmitglieder und Mitarbeiter der Geschäftsstelle folgten mehrere flammende Plädoyers für diesen Antrag. Einer der Mitantragsteller warf zudem in die Waagschale, dass immer wieder einzelne Kammern bei bestimmten Themen vorangingen und so die Ausrichtung des Berufsstands prägten, zum Beispiel Schleswig-Holstein beim E-Rezept oder Sachsen bei der Medikationsanalyse. Warum also nicht Bayern bei diesen Themen? Die Überzeugungsarbeit gelang offenbar, der Antrag wurde einstimmig angenommen und der neue Ausschuss auch im Anschluss sofort besetzt.

Andreas Ziegler, der dem Gremium auch angehört, erklärte hinterher gegenüber der DAZ: „Ich freue mich sehr, dass die Delegierten den Antrag einstimmig angenommen haben und die Bayerische Landesapothekerkammer bei diesem wichtigen Thema damit eine Vorreiterrolle einnimmt. Die Themen, mit denen sich der neue Ausschuss befassen soll, werden bislang in teilweise nur kleinen Kreisen diskutiert, den Berufsstand in absehbarer Zeit aber maßgeblich prägen und verändern. Hier möchten wir durch eine fundierte, pharmazeutische Aufbereitung eine breite Debatte zur Digitalisierung pharmazeutischer Prozesse anstoßen und diesen – wo es sinnvoll erscheint – den Weg in den Berufsalltag ebnen, bevor sich möglicherweise andere Anbieter dieser Themen bemächtigen und sich anschicken, den Apotheker:innen das Heft des Handelns aus der Hand nehmen zu wollen.“


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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