Noch keine Gespräche während seiner Amtszeit

Lauterbach lässt ABDA abblitzen

Berlin - 30.06.2022, 12:15 Uhr

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich bisher keine Zeit genommen für ein Gespräch mit der ABDA. (Foto: IMAGO / IPON)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich bisher keine Zeit genommen für ein Gespräch mit der ABDA. (Foto: IMAGO / IPON)


Seit mehr als einem halben Jahr ist Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im Amt. Die ABDA bemüht sich seither um einen Gesprächstermin mit dem Minister – bisher jedoch erfolglos, wie ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening gestern vor Journalisten einräumte. Auch im Zuge des geplanten GKV-Spargesetzes gab es keine Kontaktaufnahme.

Mit dem amtierenden Bundesgesundheitsminister hat es die ABDA offenbar nicht leicht: Seit Monaten buhlt sie um einen Gesprächstermin mit Karl Lauterbach (SPD), bisher waren die Bemühungen der Standesvertretung allerdings nicht von Erfolg gekrönt. „Egal, welche Wege wir versuchen, bisher haben wir keine Gelegenheit bekommen, ihn persönlich als ABDA-Vertreterinnen und -Vertreter kennenzulernen“, sagte ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening am Mittwochabend im Nachgang zur ABDA-Mitgliederversammlung vor Journalisten. „Ich habe den Eindruck, dass er die Apothekerschaft und vor allem deren Vertretung eher als Lobbyverband sieht, der ausschließlich an seinen eigenen Interessen und nicht an der Versorgung der Menschen interessiert ist.“

Für die Standesvertretung ist das im Vergleich zur Amtszeit von Ex-Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine Umstellung: Mit ihm soll der Austausch recht rege gewesen sein, zudem kannten sich Overwiening und Spahn bereits aus ihrer Heimat Westfalen-Lippe. Mit Lauterbach fällt es der ABDA scheinbar schwerer, eine gemeinsame Ebene zu finden – dabei ist der Gesprächsbedarf aufseiten der Bundesvereinigung groß. Overwiening kritisierte erneut die kürzlich vorgestellten Eckpunkte für ein GKV-Spargesetz, und das mit ungewohnt deutlichen Worten.

Sind Apotheken keine Leistungserbringer?

Geradezu empört zeigte sich die ABDA-Chefin, dass Lauterbach die Apotheken seinen Worten nach eindeutig nicht zu den Leistungserbringern zählt. „Er differenziert sehr ordentlich: Mit Leistungserbringern im Gesundheitswesen meint er die Ärztinnen und Ärzte sowie die Kliniken.“ Und diese Leistungserbringer wolle Lauterbach nicht zur Kasse bitten, da er bei ihnen keinen finanziellen Spielraum sehe.

Die Apotheken allerdings nimmt er davon aus – „im Gegensatz zu den Leistungserbringern wird er von den Apotheken einen entsprechenden Zuschuss erwarten“, fasst Overwiening zusammen. Was genau Lauterbach erwartet, lässt er derzeit jedoch offen. Die Präsidentin appellierte an den Minister: „Herr Lauterbach, wir Apotheken gehören zu den Leistungserbringern! Uns für gestiegene Ausgaben für Arzneimittel verantwortlich zu sehen, zeugt von einer undifferenzierten Betrachtung.“ Overwiening erinnerte daran, dass die Apotheken weitgehend von der Preisentwicklung im Arzneimittelsektor abgekoppelt sind.

Lauterbachs „Dankeschön“ an die Apothekerschaft

Apothekerinnen und Apotheker seien Heilberufler, stellte die ABDA-Chefin klar, die ihren gesetzlichen Auftrag zur Arzneimittelversorgung verlässlich, kreativ, qualitätsgesichert und lösungsorientiert erfüllten. Sie haben laut Overwiening in der Pandemiebekämpfung alle ihr gestellten Aufgaben mit Bravour bewältigt – „ist das jetzt ihr Dankeschön an die Sie unterstützende Apothekerschaft?“ Es sei für die Mitgliederversammlung „ein bedeutender Schritt, dass ein Minister, nachdem wir so viel geleistet haben, nichts Besseres zu tun hat, als mit einer Sparandrohung an uns um die Ecke zu kommen“. Dem werde das Gremium in einem Schreiben an Lauterbach Ausdruck verleihen.

In Sachen Kommunikation mit dem BMG gibt es trotz allem einen kleinen Lichtblick: Den Draht zu Staatssekretärin Sabine Dittmar und Staatssekretär Edgar Franke (beide SPD) beschreibt Overwiening als „sehr, sehr gut“. Beide zeigten sich kooperativ und seien gut zu erreichen. „Ich freue mich über die gute Arbeitsbeziehung, die da entstanden ist.“ Sie hoffe nun, eine solche auch mit dem Minister selbst noch aufbauen zu können.


Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Gesprächstermin

von Thomas B am 01.07.2022 um 10:57 Uhr

....aber auf Spargelfahrt gehen....... Sowas gehört journalistisch untersucht......

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Doch gut!

von Stefan Haydn am 01.07.2022 um 8:26 Uhr

Na ist doch toll! Da kann die ABDA mit den Apotheken endlich mal anfangen zu kämpfen und lautstark, fordernd wie die Ärzte aufzutreten.
Man muß ja nicht mehr kuscheln, wenn das Feindbild so offensichtlich ist.

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Leistungserbringer

von PTA am 30.06.2022 um 20:26 Uhr

Wir sind Leistungserbringer laut Lieferverträgen.
Und die Leistung ist nicht nur die Arznei, sondern- leider absolut unvollständig-deren oft schwierige Beschaffung, aufwändige Herstellung, dazu passgenaue Sachkenntnis, häufige PC-Aktualisierung, tägliche Bildung, jährlich nachzuweisende Fortbildungen, kassenspezifische Vertragskenntnis, dokumentierte Lagerhaltung, passende An-/Sprache, angemessene leitliniengerechte Beratung, Hilfe, Verständnis, Hoffnung, Anteilnahme, seit jeher körpernahe Dienstleistungen und eingehendes Patientencoaching..Ringen um die richtige schnelle kostengünstige Versorgung in Telefonaten, per Fax, E-Mail, kostenlos.. Impfungen, Impfstoffkoordination, griffbereite Formulare, sofortige Problembehandlung/ Meldungen, Rücksenden, Abschreiben wegen neuer Rabattverträge,.... ist in unendlich vielen kraftzehrenden Überstunden zu erbringen, jedoch gern, locker, leicht, motiviert, interessiert, mit echtem Lächeln, das ist doch Ehrensache.
Ich hoffe, Herr Lauterbach, den ich schätze, sieht es.
Und 4 Augen- Prinzip Arzt Apotheke inkl.Haftung ist festgelegt und sollte auch Ehrensache sein,
beide als Leistungserbringer.
Und noch etwas..verkauft wird nur!, was dem Patienten voraussichtlich gut tut, heilt als Ziel aller Leistungen.

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Unheil

von ratatosk am 30.06.2022 um 18:34 Uhr

Schon seine damalige Frau meinte sinngemäß, daß es das Schlimmste wäre, wenn ihr damaliger Mann mal Minister wird. Sein Bild aller außerhalb der Ärzte steckt halt im frühen 19 Jhd. fest. Egal ob Physiker für MRT , Hebammen, Physik etc. etc. ist ihm nichts wert. Ist zwar erbärmlich , aber Karl ist eben leider Minister und nicht für die Bevölkerung, wie es seine Aufgabe wäre, sondern für die Ärzte und genehme Günstlinge. Kommt ja auch aus der Ecke Krankenhauskonzerne, da geht es um andere Werte.
Ansonsten bürokratischer Apparatschick, wie schon seine Aussagen zum Aufwand für andere beweisen, leider ohne verwaltungstechnische Fähigkeiten, wie seine irren Anordnungen in letzter Sekunde beweisen.

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Er geht von sich aus

von Dr. Radman am 30.06.2022 um 13:23 Uhr

„Ich habe den Eindruck, dass er die Apothekerschaft und vor allem deren Vertretung eher als Lobbyverband sieht, der ausschließlich an seinen eigenen Interessen und nicht an der Versorgung der Menschen interessiert ist.“

Der Mensch geht zu 99% von sich aus!

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Wenigstens ehrlich

von Dr. House am 30.06.2022 um 13:00 Uhr

Was mich wundert ist, dass die ABDA den vorherigen Ministern geglaubt hat, dass sie uns als "Leistungserbringer" sehen. Leistungserbringer lässt man nicht ausbluten.
Lauterbach ist wenigstens ehrlich, aber weghaben will man uns schon seit Ulla Schmidt. Vielleicht ist es jetzt sogar mal gut so und wir können vielleicht endlich mal als Berufsstand Krallen ausfahren. Wir müssen nicht mehr nett sein, mussten wir nie. Und zum Wohle des Patienten ist es auch nicht, wenn wir nett sind - Im Gegenteil.

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Lauterbach und Frau O.

von Conny am 30.06.2022 um 12:19 Uhr

So was nennt man Wertschätzung

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